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Kommentar: Vieles wurde in den letzten Wochen über Apple und sein wohlmöglich geheimes Autoprojekt „Titan“ gemunkelt, geschrieben und erwähnt. Eine kuriose Kategorie und Thematik, die ganz und gar nicht in Apples DNA liegt – denkt man zumindest.
Apple hatte schon vor vielen Jahren Interesse an der Thematik „Auto“ – das steht definitiv fest. Nicht umsonst war Steve Jobs immer vom Konzern Mercedes und dessen Automobildesign begeistert und fuhr dementsprechend auch einen roten Mercedes-SL. Schon lange gab und gibt es die Gerüchte, dass Apple an einem Automobil werkelt forscht. Natürlich kann man sich vorstellen, dass sich dieses Vorhaben nicht nur auf ein Automobil mit 4 Rädern und einer dicken Motorisierung beschränkt, sondern ein komplett neu erdachtes Automobilkonzept hervorbringen würde. Schon vor 2007 gab es scheinbar interne Gespräche über ein Autoprojekt. So entstand später auch das Gerücht, dass womöglich durch Apple die Automobilindustrie auf die Lackfarbe Weiß setzte – eine Zeit in der eher Silber, Metallic-Blau und Metallic-Grün bevorzugt wurden. Dies ist allerdings ein Gerücht, welches bis heute in keiner Weise wirklich bewiesen werden konnte.
Mit Automobilen hat Apple schon lange Zeit etwas am Hut. Der iPod kann da sicher als erste Station genannt werden, in dem er seit vielen Jahren schon als Musikspeicher im Auto angeschlossen ist und als Musikmediathek im Auto genutzt wird. 6-Fach-CD-Wechsler waren nie die Freude von Autofahrern und so konnte Apple das erste Problem an einem Auto selbst lösen – der iPod als CD-Killer. Das iPhone ist gut und gerne die zweite Station im Auto und das mehr als man auf den ersten Blick erwarten mag.
Natürlich fehlte dem ersten iPhone-Modell ein GPS-Modul, wodurch es prinzipiell ein reines Telefon war, mit dem man aber auch Musik abspielen und im Internet surfen konnte. Jegliche Navigationen waren demnach nur per WLAN möglich – da durch WLAN-Standorte der ungefähre Ort bestimmt worden konnte. Doch gerade die Musikfunktion – wir erinnern uns an den ersten Widescreen-iPod – machte das iPhone bereit für die Ablösung des iPods. Statt eines iPods wurde kurzerhand das iPhone im Auto angeschlossen und als neue Musikmediathek genutzt. Der zweite Fuß in der Tür. Heute ist das iPhone kein iPod mehr, sondern viel mehr der letzte Punkt einer legendären Präsentationsfolie – ein Internetkommunikationsgerät. Genau dieser Punkt war es, unter dem sich in 2007 niemand etwas wirkliches vorstellen konnte. Heute wissen wir, dass Apple es allemal schon wusste. Das Apple-Telefon ist heute der Knotenpunkt im Alltag geworden – auch im Auto. Nicht umsonst musste der analoge Dockconnectoranschluss weichen, um einem digitalen Lightninganschluss den nötigen Platz zu bieten. Denn durch den neuen Anschluss konnte auch das Konzept von der Einbindung des iPhones im Auto vorangetrieben werden. CarPlay ist hier das Stichwort.
Durch die Verbindung von iPhone und Infotainmentsystem im Auto per Lightningkabel, können beide Geräte (Automobil und Smartphone) miteinander kommunizieren. Viel mehr noch – das iPhone kann in gewissem Maße auch das Auto beeinflussen und sei es nur durch die Wahl der passenden Musik oder durch das Ablösen des verbauten Navigationsgerätes durch die iOS-Navigation per CarPlay. Das Display im Auto wird vom iPhone per CarPlay befeuert und liefert somit einem Automobil die nötige Software, die für ein gewohntes Gesamtpaket sorgt. Mit Sicherheit eine Sache, welche die Autobauer seit Jahren schon an vielen Ecken falsch machen – was auch ein Grund für den Sand im Getriebe ist.
Apples Kartenanwendung war ein heikler und drastischer Schritt, der mit viel Hohn und Spott bewertet wurde. Heute weiß man mehr wie sicher, dass dieser Wandel einen handfesten Grund hatte. Oder würde die Apple Watch heute wirklich per Google-Maps eine Fußroute berechnen und per Taptic-Engine den Nutzer blind navigieren…?! Die Apple-Karten sind ein großes Zahnrad in dem gesamten Softwarekonstrukt, denn alles ist mittlerweile davon abhängig und daran geknüpft. Nicht nur die reine Navigation, sondern auch die internen Sicherheitsfeatures wie „Find My iPhone“. Jedes kleine Zahnrand hängt am Ende an der Hauptantriebswelle und lässt das gesamte Ökosystem sicher rollen. Somit muss man in bestehenden Gebieten viel mehr Weitsicht einbringen und den Blick nach vorne wagen. Auch ein iPhone wird in 10 Jahren nicht mehr da sein, wo es heute ist – die Apple Watch zeigt dies definitiv. Und somit wird in 10 Jahren auch ein bekanntes Automobilkonzept womöglich nicht mehr dort sein wo es ist – Elektroautos zeigen auch hier den Wandel der Zeit.
Was will ich damit alles sagen?
Meine Aussagen sind relativ leicht zu erklären, denn ich bin fest der Meinung, dass Apple an einem wirklichen Autokonzept arbeitet und forscht. Dabei gehe ich aber nicht von einem klassischen Automobilkonzept aus, wie man es kennt, sondern viel mehr von einem von Grund auf neu konzipiertem Fahrzeug. Dies am Exterieur und vor allem im Interieur. Apple hat seine Finger schon lange in der Auto-Thematik, probiert sich dort in vielem und tastet sich langsam an kleine Eckpunkte heran. CarPlay, Siri-Eyes-Free und der gute alte Dockconnectoranschluss im Auto nur als kleines Beispiel. Wie wichtig Apple diese ganze Sache ist, zeigt der Umstieg zur hauseigenen Kartenanwendung, welche permanent, serverseitig ausgebaut und aktualisiert wird. Keine Offline-Karten sondern stetig aktualisierbare Karten für den Anwender – egal ob Autofahrer oder Fußgänger. Wenn man alle Gebiete einmal bündelt und sie zu einem Gebilde schnüren würde, dann würde man prinzipiell schon ein Auto aus dem Hause Apple erkennen können. Denn alles was man bisher so kennt, egal ob mobile Hardware oder Software, hat das direkte Potenzial auch auf ein Automobilkonzept übertragen zu werden. In irgendeiner geheimen Garage wird es somit stehen, das hauseigene Forschungsautomobil. Welchen effektiven Nutzen es haben wird, wird sich erst in vielen Jahren wirklich zeigen. Vielleicht wird es ein Mittel sein, um die Daten der Apple-Karten auf einen neuen Nenner zu bringen, in dem das Automobil neue Kartendaten auf Straßen erfasst und somit der Softwareentwicklung einen neuen Ansatzpunkt ermöglicht. Vielleicht ist es aber auch nur ein Forschungsort, um CarPlay und andere iOS-Integrationen für Automobile zu entwickeln.
Man kann die Auto-Thematik bei Apple in den verschiedensten Formen ansehen, verstehen und auf andere Gebiete übertragen. Egal was der Konzern an einem hauseigenen Automobil auch erforschen mag, es wird am Ende einen effektiven Nutzen in irgendeinem Bereich erlangen. Vielleicht muss man in dieser Sache einfach etwas weiterdenken und den Fixierpunkt von einem klassischen Automobilkonzept verwerfen. Der Sinn ein hauseigenes Automobil zu konstruieren, damit in die Massenproduktion zu gehen und es weltweit zu vermarkten ist derzeit mehr als unsinnig. Viel mehr sind es die kleinen Zahnräder im Apple-Getriebe, die am Ende, durch die Forschungsarbeiten eine Schmierung erhalten, dadurch in ganz neue Zahnräder greifen können und somit neue und auch bestehende Bereiche auf ganz neue Wege vorantreiben. Das bekannte Öko-System erlangt durch Forschungsgebiete immer neue Integrationen von Anwendungsebenen – das Handgelenk hier als Denkanstoß. Doch wie auch immer man das alles sehen mag – Gerüchte sind da, um der Konkurrenz und Zweiflern die Knie weich zu machen – zumindest hat das bisher immer gut funktioniert. Denn wo wäre die Konkurrenz heute – das betrifft heute alle Fitnesstracker- und Smartwatchhersteller – ,wenn es nicht jahrelange Gerüchte um eine iWatch Apple Watch gegeben hätte? Man kann die Gerüchte um ein mögliches iCar (oder wie wäre es mit „ Car“?) als definitiven Drohbrief an die Automobilindustrie sehen. Denn wieso meldet sich jeder Autokonzern auf solch ein Gerücht und verneint die Aussage, dass man sich über Wettbewerb aus Cupertino Gedanken macht?!
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38 Gedanken zu „iCar – stiller Drohbrief an die Automobilindustrie“
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