Ergebnis einer durchdachten Planung? Das Ergebnis zahlreicher Studien und intensiver Feldforschung? Gar die Auswertung von Kundenwünschen auf Grundlage ihres Nutzungsverhaltens und Feedback zum bestehenden Betriebssystem? Weit gefehlt! Wieder einmal wurde uns ein Dokument zugespielt, das seltsamerweise wieder einmal im Gourmet Haus Staudt liegengelassen wurde: Das schockierende Protokoll der alles-entscheidenden Sitzung der wichtigsten Personen bei Apple und die Enthüllung, was es wirklich mit Liquid Glass auf sich hat. Exklusiv hier bei uns! (Achtung Satire!)
Dienstag, 21. März 2023 in Cupertino. Es regnet seit Stunden. Jim, Boss aller Bosse, Greg, Chef der Software-Abteilung und Emily, wichtigste Praktikantin mit Protokollpflichten stehen im Apple Park. Ganz oben. Im Büro des Bosses, der frustriert aus dem riesigen Fenster auf das schlechte Wetter schaut.
Jim (seufzend): „Kalifornien!“
Greg und Emily schauen sich fragend an.
Jim (noch stärker seufzend): „Rente im Sonnenschein … das war der Plan.“
Emily (nimmt den Apple Pencil für das iPad zur Hand. Sie kennt ihren Boss.)
Jim (mit einem Stoßseufzer pro Regentropfen, der seinen Weg langsam entlang der Fensterscheiben bahnt): „Emily, wären Sie so freundlich, mir die Preise für Villen in Florida herauszusuchen!“
Emily: „Sicher, Boss!“
Jim: „Greg, warum sind wir hier?“
Greg: „iOS 24, Boss!“
Emily (unterbricht ihre Chefs): „In Palm Beach am Atlantic Intracoastal Waterway sind die Grundstückspreise dramatisch gefallen. Wäre das etwas?“
Jim (denkt kurz nach, murmelt „Mar-a-Lago“, schaut irritiert, schüttelt sich, fasst sich schnell wieder): „Nein, Emily! Wo waren wir?“
Greg: „iOS 24!“
Jim (irritiert): „Wieso 24? Sind wir nicht bei 17 im September? Das ist in sieben Jahren!“
Greg (druckst etwas verlegen herum): „Naja, unser Team dachte … es wäre … eine … gute Idee, die Versionen, naja, nach den Folgejahren zu benennen?!“
Jim (schaut entnervt nach oben): „Ich weiß nicht, was die nehmen, aber sie sollen weniger nehmen! Was für ein Schwachsinn! Und warum das Folgejahr und nicht das aktuelle. Nie! Basta! Also: Worum geht´s?“
Greg: „Die Leute wollen etwas Neues, Frisches, Innovatives!“
Jim (versteht kein Wort): „…“
Emily: „Greg meint, wir brauchen ein neues Layout für iOS!“
Jim (etwas zu laut): „Schon wieder? Weißt du noch, beim letzten Mal? Wann war das? Gestern?“
Emily: „iOS 7, 2013! Vor zehn Jahren!“
Jim (nachdenklich): „Zehn Jahre … zehn Jahre – zehn Jahre klingen rund. OK! Was hat dein Team, Greg?“
Greg (schaut hilfesuchend zu Emily, die schüttelt den Kopf): „Naja … wir wollen etwas Ultimatives, Fantastisches, die Nutzer-Erfahrung auf ein neues Level hebendes …“
Jim (unterbricht ihn): „Greg, wir sind unter uns!“
Greg: „Naja … wir haben eigentlich gar nichts, die Buttons bunt oder einfarbig, Skeuomorphismus zurück und 3D-Effekte … . Um ehrlich zu sein, Boss, wir haben keine Ahnung! Und Johannes lässt sich am Telefon verleugnen …“
Jim (schaut auf die Regentropfen am Fenster, die langsam herunterfließen, sich umschließen, optische Effekte entstehen lassen): „Europa!“
Emily (macht sich am iPad bereit)
Greg: „Boss?“
Jim: „Den Lebensabend in Paris! Das wär´s doch! War letztens dort, wie hieß das, Emily?“
Emily: „Berlin, Chef. Apple-Store Rosenthaler Straße am 27. September 2022.“
Jim: „Genau, Berlin! Weißt du, was die in Europa haben, Greg?“
Greg: „Apple-Stores?“
Jim (ignoriert ihn, blickt auf die riesigen Glasfronten des Apple Parks, schwelgt in Erinnerungen): „Kirchen, die so alt sind, dass das Glas nach unten geflossen ist. Die Fenster sind unten dicker als oben. Kannst du dir das vorstellen? Flüssiges Glas!“ (schaut wieder auf den Regen und seufzt). Wie wohl der Apple Park in 2.000 Jahren aussieht?“
Emily (ganz leise flüsternd): „Urban legend“.
Jim: „Emily?“
Emily: „Das ist eine urban legend, längst wissenschaftlich widerlegt, Glas fließt nicht! Zumindest nicht bei Raumtemperatur. Die Dickeunterschiede sind ein Ergebnis der mittelalterlichen Herstellungs- und Einbautechniken.“ (denkt „amorpher Feststoff mit einer extrem hohen Viskosität“ – ohne es laut auszusprechen)
Jim: „Es gibt gar kein „flüssiges Glas““?
Greg (leuchtet geradezu, strahlt, wirkt wie neugeboren): „Aber das ist es! Boss! Liquid Glass!“
Jim: „Greg, hörst du nicht zu, das gibt es gar nicht!“
Greg (schaut ebenfalls hinaus in den Regen): „Wen interessiert das, Boss? Wir machen Tropfen und Effekte, und lassen Buttons wie durch eine Linse erscheinen, alles wird durchsichtig bis zur Unkenntlichkeit (wendet sich zum Gehen, murmelt weiter, ignoriert seinen Boss, die Praktikantin, das Leben an sich) … Wasser- und Glasoptik … transluzente Oberflächen, Lichtreflexion und -brechung, dynamische Anpassung, einheitliches Design über Plattformen hinweg … (geht hinaus).
Jim (schaut seinem Untergebenen staunend hinterher): „Was hältst du davon, Emily?“
Emily: „Ganz, ehrlich? Schwachsinn!“
Jim (seufzt wieder, sagt leise): „Kreta! Da soll es für Rentner auch sehr schön sein!“