Genau einen Monat ist es her, dass wir die erste Vorabversion von iOS 7 auf unsere Testgeräte luden, um einen ersten Eindruck von dem zu bekommen, was ab Herbst Apples neue Design-Richtung für die nächsten Jahre sein wird. Genau wie vor der Keynote dominierte Jonathan Ives Einfluss auf das mobile Betriebssystem auch nach der Präsentation die Medien. Viele, inklusive wir, waren skeptisch, ob man den visuelle Auftritt der altbekannten Oberfläche wirklich so radikal umkrempeln würde. Doch das tat man.
Auch wenn das Grundkonzept, mit seinen klassischen Home-Screens, den 20 bzw. 16 Icons pro Seite und dem Dock am unteren Bildschirmrand, größtenteils unverändert blieb, wirkt iOS 7 doch wie ein völlig anderes Betriebssystem. Das ist nicht zu letzt neuen Icons, Farben und Oberflächen geschuldet, die mit einer Mischung aus dem gewohnten iOS-Flair und Elementen aus Android und Windows Phone das „Look and Feel“ komplett umkrempelten. Auch wenn es eine beachtliche Reihe neuer Funktionen gibt, stehen diese meist im Schatten der visuellen Änderungen.
Aber genug der einleitenden Worte. Alle Team-Mitglieder, die die Möglichkeit hatten, einen Blick auf Apples neues Betriebssystem zu werfen, machten sich in den letzten Wochen natürlich ihre ganz eigenen Gedanken zu iOS 7 und seinen Neuerungen. Wie diese aussehen, wollen wir im Folgenden kurz zusammenfassen:
Philipp Tusch
Meine anfängliche Skepsis bestätigte sich, als ich die erste Beta auf mein iPhone geladen habe. Designtechnisch sprechen mich insbesondere die Icons leider nicht an, was auch bei vielen Designern auf allerhand Kritik stößt (wir berichteten). Ich hoffe akribisch, dass sich da wirklich noch etwas tut. Nach dem ersten „Icon-Schock“ fielen mir im Alltag doch einige Sachen positiv auf. Vordergründig sind das Control Center und das iTunes Radio, welches mit einem US-Account hierzulande nutzerbar ist, bei mir im regelmäßigen Gebrauch. Abgesehen von den unzähligen Bugs und Stabilitätsproblemen, die eine Vorabversion mit sich bringt, kann sich iOS 7 aufgrund der erwähnten Features sehen lassen. Um die allgemeine Designlinie nicht unerwähnt zu lassen: Meiner Meinung nach sieht es nicht mehr so edel aus und es fehlt ein wenig an Eleganz. Überraschender Weise habe ich iOS 7 trotzdem vermisst, als mein iPhone zwischendurch für eine Woche unter iOS 6 lief. Vielleicht liegt das aber mehr an den Funktionen, als am Design…
Oliver Kleinstück
Wie oben schon angedeutet, hätte ich eine derartige Kehrtwendung in Sachen Design im Vorfeld nicht erwartet. Es ist durchaus beeindruckend, was Jonathan Ive und sein Team höchstwahrscheinlich in einem knappen Jahr geleistet haben. Dass man vorher bereits an einem neuen Design gearbeitet hat, möchte ich, gerade im Hinblick auf die tiefgreifenden Veränderungen, nicht unbedingt ausschließen. Seit dem ersten Zusammentreffen mit iOS 7 befinde ich mich aber in einem Zwiespalt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das neue OS mag. Die gute Seite der Medaille sind ohne Frage die neuen Funktionen – in dieser Hinsicht war ich wohl mit noch keiner iOS-Version so zufrieden. Doch ich merke immer wieder, wie ich mich an dem neuen Stil störe. Diese komisch geformten, unharmonischen und geschmacklosen Icons sind wohl der Hauptgrund für meine Abneigung. Aber auch ansonsten wirkt iOS 7 in vielen Teilen einfach zu verspielt und bunt. Hier kann ich mich Philipp voll und ganz anschließen, indem ich sage, dass dem neuen OS etwas Eleganz fehlt. Leider geht auch die Einfachheit der Bedienoberfläche in vielen Teilen verloren, was schade ist, da sich iPhone und iPad dadurch bisher immer auszeichneten. Aber ich vermisse den „Slide-to-unlock“-Schieber nicht nur aus diesem Grund, sondern auch, weil er der schönste Weg war, ein Gerät zu entsperren. Wie auch immer, ich möchte dem neuen Design nicht generell die Ästhetik absprechen, vor allem hinter den Icons findet man zum Teil viele wunderschöne Apps, der Kalender oder der Wecker seien hier als Beispiel genannt.
Jan-Phillip Donner
Ich wünsche mir noch eine deutliche Verbesserung der Kopfsteuerung (wir berichteten) und Ordner in Ordnern wären für die Ordnung auf dem Homescreen schön.
Dennoch denke ich, dass das mit iOS 7 ähnlich wie mit dem iPhone 5 sein wird: Erst wird gemeckert und dann, nachdem man es das erste Mal in der Hand hat, ist wieder alles erste Sahne.
Ich habe mich an iOS 7 schnell gewöhnt und freue mich jetzt schon auf den Herbst.
Matthias Petrat
Vor allem unter der Haube unterscheidet sich iOS 7 gewaltig von seinem Vorgänger iOS 6. Apps können nun Hintergrundaktualisierungen durchführen und laufen in Echtzeit als Multitask. Gerade Multitasking hat sich designtechnisch stark verändert und ist vor allem auf dem iPad überaus praktisch. Das Notification-Center wurde unterteilt. Die neue Übersicht finde ich wirklich sehr nützlich, um kurz den Tagesablauf vorauszusehen. System-Apps wie das Wetter, Kalender, Erinnerungen, Nachrichten, Notizen und wie sie alle heißen, wurden grafisch überarbeitet. Manches wirkt fremd, da es neu und anders ist. Nach kurzer Zeit merkt man aber, wo man ist. iOS ist immer noch selbsterklärend. Auch wenn der neue Sperrbildschirm das anfangs nicht war. Erst mit Beta 2 wurden Richtungspfeile angebracht, die zeigten in welche Richtung man wischen muss, um das Gerät zu entsperren. In der Beta 3 begrüßt einen ein ,, Zum Entsperren streichen“ – selbsterklärend ist dies für Neulinge allerdings noch nicht.Der ,,Slide-to-unlock-Button“ war selbst für Kinder zu verstehen. Apple versucht sich designtechnisch neu zu finden und so langsam scheint eine gewisse Richtung gefunden zu sein. Auch Siri bekam mit iOS 7 eine Frischzellenkur und hat neue Stimmen erhalten. Diese wirken sehr natürlich. Vorallem was Betonung und Aussprache angeht. Auch kann nun in jeder Siri-Sprache das Geschlecht der Sprache gewählt werden. Gerade die männliche, deutsche Sprache von Siri wirkt sehr überzeugend und natürlich. Die dazu passende, weibliche Stimme ist im Deutschen eher ernüchternd. Da muss Apple noch etwas nachbessern bevor Siri auch auf Deutsch begeistern kann. In englischer Sprache übzeugt die männliche sowohl die weibliche Siri-Stimme. Beide wirken natürlich, sympatisch und hilfsbereit. Ich habe daher Siri standardmäßig auf die englische, weibliche Sprache gestellt. Alles in allem bin ich bisher mit iOS 7 sehr zufrieden und staune über die Entwicklung von Beta 1 bis zu Beta 3. Bis zum Release im Herbst werden noch viele weitere Verbesserungen erfolgen. iOS 7 wird, und das sollte mal gesagt werden, weiterhin eines der fortschrittlichsten, mobilen Betriebssysteme.
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