28. Mai 2016

Philipp Tusch

Ehemaliger Apple Store-Verkäufer im Interview: Schlechter Job mit Vorzügen

Man sollte immer etwas Vorsicht walten lassen, wenn ein Mitarbeiter über seinen ehemaligen Arbeitgeber plaudert. Business Insider ist ziemlich bekannt für solche Interviews, da sie in der Regel ein gewisses Sensationspotenzial inne haben. Heute hat das Magazin einen umfangreichen Frage-Antwort-Bogen mit einem langjährigen, britischen Apple Store-Verkäufer veröffentlicht und spricht bereits in der Überschrift von Morddrohungen.

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Mit einem gewissen Rauschfilter betrachtet, ist das Interview allerdings dennoch sehr lesenswert. Business Insider wollte vor allem auf die Arbeitsumstände als Verkäufer in den Retail-Läden hinaus – und erhält dabei keine Lobesrede. Der Mitarbeiter, dem Anonymität zugesichert wurde, lässt durchklingen, dass Apple mit 8 Pfund (etwa 10,5 Euro) pro Stunde seine Mitarbeiter deutlich unterbezahlt. Die meisten können sich demnach gar nicht leisten, was sie verkaufen. Besonders kritisch sieht er aber, dass es keine Provisionen auf Verkäufe gibt:

Einmal kam ein Kunde rein, der eigentlich nur ein Zubehör-Teil kaufen wollte. Der Kollege hat es aber geschafft, ihm ein Gadget zu verkaufen, das doppelt so teuer war und mehr Features beinhaltet. […] Du kannst auch einen Apple-Vertrag im Wert von 100.000 Pfund verkaufen. […] Doch mehr als die üblichen 8 Pfund pro Stunde und einen Handschlag bekommst Du da nicht.

Kaum Aufstiegschancen.

Neben der Bezahlung lässt sich der ehemalige Angestellte auch über die Aufstiegschancen aus. Er kennt keinen, der es jemals geschafft hat vom Angestellten zum Manager zu werden. Es gebe dafür zwar ein internes Programm, doch auch das hätte keinen Manager hervorgebracht, egal wie motiviert der Kollege war. Meistens werden die Manager von anderen Unternehmen rekrutiert, heißt es.

Man müsse also bei Apple seine gesamte Tätigkeit lang nur einfacher Verkäufer bleiben oder an der Genius Bar stehen. Letzteres sei übrigens ein sehr unbeliebter Job, da man es hier oft mit sehr wütenden Kunden zu tun habe und teilweise sogar Morddrohungen bekäme. Intern wird darüber aber nie geredet.

Nicht alles war schlecht.

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Fünf Jahre lang hat der Mitarbeiter bei Apple gearbeitet. Mit dem Blick in den Rückspiegel empfand er aber nicht alles als schlecht. „Die Kollegen waren sehr cool“, sagt er im Interview und auch die massiven Rabatte auf Apple-Produkte und Aktien seien einzigartig. Beim Start der Apple Watch gab es 50 Prozent Nachlass auf das Gerät. „Eigentlich wollte ich es gar nicht haben, doch wenn Du da täglich mit zu tun hast und alle Kunden immer wieder über das Gerät staunen, kannst Du irgendwann gar nicht anders“.

Das gesamte Interview könnt ihr hier lesen.

35 Gedanken zu „Ehemaliger Apple Store-Verkäufer im Interview: Schlechter Job mit Vorzügen“

  1. Naja representativ ist das nicht, allein in unserem store haben wir 5 Kollegen die jetzt Manager sind und als normaler Specialist angefangen haben. (Verkäufer). Natürlich kommen auch Leute von extern aber die haben es ja auch drauf und verdient. Es hat immer in Grund warum jemand das nicht schafft und wenn nicht dort kann man mit dem Wissen auch wo anders hin. Ist meistens so das andere für die unlänglichkeiten den Kopf hin halten müssen. Ich kann sagen Aufstieg ist möglich wenn man dafür was macht. Kann ich selbst bezeugen. Was aber stimmt es ist nicht immer alles schön, das ist aber in jedem Unternehmen so. Das tolle hingegen ist das man aber den Mund aufmachen kann ohne gleich rausgeschmissen zu werden.
    • Wie wäre es denn, wenn die, die hier von ihrem Store erzählen, mal etwas über den Job erzählen? ? Vlt in einem Artikel von Apfelpage ?? Wenn man im Internet sucht findet man garnichts und ich find des Thema extrem interessant ? Oder kann man da in nem ruhigen Moment auch mal nen Mitarbeiter im Store ansprechen? Oder dürft ihr da nicht drüber reden?
  2. Anscheinend ist es in UK und USA alles so schlecht. Es war auch hier am Anfang genauso bis ein Betriebsrat gegründet wurde. Und jetzt hat man was Bezahlung und Arbeitsklima viel besser.
  3. „Einmal kam ein Kunde rein, der eigentlich nur ein Zubehör-Teil kaufen wollte. Der Kollege hat es aber geschafft, ihm ein Gadget zu verkaufen, das doppelt so teuer war und mehr Features beinhaltet. “ Tja, Upselling und Crosselling sind sowieso Teil des Geschäftes. Über eine Provision für besonders gute Verkäufer könnte man aber nachdenken. Wie viel 8 Pfund in Great Britain wert ist, weiß ich nicht, aber 10,5 Euro in Ösistan muss man als einfacher Verkäufer mal verdienen. Das werden die meisten wohl nicht bekommen. Und dann müssten sie auch gelernt sein. Ja, aufsteigen wollen viele, aber man braucht halt weniger Manager als Fußvolk. Am besten ist es immer noch, wenn man studiert hat und vom Leben möglichst wenig Ahnung. Ich habe auch studiert, aber komme aus der Arbeiterklasse. Aus mir ist auch nix geworden, aber als niemand hat man wenig Probleme. :-) Es ist halt so, dass wir alle einen Job brauchen und man leider nicht immer wählerisch sein kann, aber man sollte schon eine Stelle annehmen, die zu einem passt. Manche Jobs, die ich gehasst habe, haben anderen gefallen und umgekehrt. Rabatte von bis zu 50% sollten aber reichen für Appleprodukte. Außerdem kann sich ein Porscheverkäufe wahrscheinlich auch nicht mal so einen neuen leisten. So ist das Leben, da muss man eben sparen. Appleprodukte sind halt Luxusartikel. Aber man bekommt auch schon das SE usw. Für mich war die Kritik ein wenig überzogen. Aber das sieht halt der Betroffene immer anders.
  4. Ich habe mir eben das ganze Interview durchgelesen und kann jedem empfehlen es zu lesen ist auf jeden Fall interessant. Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt aber sie (ich glaube zumindest dass es eine sie ist) erzählt schon recht objektiv, auch wenn es nicht repräsentativ ist. Sie sagt auch, dass 7-8 Pfund für einen Retail Job schon überdurchschnittlich ist. Ich kann auch verstehen, dass Apple keine Provision zahlt, das halte ich auch für richtig. Die Kunden sollen bestmöglich beraten werden und nicht irgendwas angedreht bekommen. Das ist auch bei den großen Mode Labels so, dass die Mitarbeiter keine Provision bekommen. Aber es gibt mit Sicherheit auch Möglichkeitkeiten wie die Mitarbeiter an guten Verkaufszahlen partizipieren können.
  5. Also 10,50€ sind n ganz normeler Lohn für den Einzelhandel… Im ersten Absatz steht, sie könnten sich die Apple Produkte kaum leisten, im letzten, dass se 50% Rabatt kriegen… Was dennnun?
    • Wahrscheinlich wollte der Mitarbeiter alle Produkte auf einmal kaufen. Ich kann mir auch als Azubi ein iPhone und iPad leisten und das ohne Vertrag, die Geräte habe ich immer gekauft und habe zusätzlich ein Tarif dazu für 10€ im Monat.
    • Auch mit 50% Rabatt sind Apple Produkte eben noch zu teuer für das niedrige Einkommen. Das soll das wohl heißen.
    • BI: So let me just show you this massive, beautiful phone, a Samsung Galaxy Note 5, in ivory gold, with a stylus. You don’t look at this and go, “Wow, if only Apple could design a phone like that”? 
A: Steve Jobs hated styluses! Geile Antwort :-D
    • So ein Quatsch. Ich besitze auch ein MBP, Air2, 5s alles als Neuware und bei weniger als 10,5€ Stundenlohn. Die 50% bezogen sich nur auf die Apple Watsch und nur zur Einführung, wenn ich es richtig verstanden hab.
  6. Tolle Bezahlung für einen Premium Hersteller mit den höchsten Preisen und den größten Gewinnmargen der Branche. Nehmen ist halt seliger als geben.
  7. iPhone 7s aktuelles iOS. Geht noch bei jemandem die ortsgebunden Erinnerung bei Ankunft nicht? Habe alles genehmigt, aber haut nicht hin, Bug?
    • Ich denke, aktuell können Dir die wenigsten bei Deinem iPhone 7s weiterhelfen ? Aber das Problem habe ich auch oft (5s, schon lange beständig), allerdings auch nicht immer, nur überwiegend ?
    • Du bist dir absolut sicher, dass du tatsächlich ein 7s hast? Wow – schau‘ aber sicherheitshalber noch mal nach – am Ende ist es gar ein Fake-iPhone…?
  8. Da sollte man etwas aufpassen, denn „Apple“ ist nicht gleich „Apple“. Das gilt für jedes größere Unternehmen. Es handelt sich hierbei um eine Apple Retail-Tochtergesellschaft und die ist ganz bestimmt nicht gleich zu stellen wie die Apple Inc. in Kalifornien. Da gibt es eine Menge Unterschiedlichkeiten zwischen Mutterkonzern/Mutterunternehmen und Töchtern. Sicherlich werden Sparverträge und Billig-Löhne verhandelt, aber das gibt es überall. By the way, ein „einfacher“ Autoverkäufer in Deutschland kann sich sicherlich auch nicht jede deutsche Luxuskarosse (je nachdem welches Unternehmen, Stellung im Beruf, …) leisten. Übertragen auf Apple heißt das, dann wird es halt kein Mac Pro sondern nur das kleine Macbook bzw. iPhone 5c.
  9. 50% Nachlass ??? und dabei wird apple trotzdem noch was daran verdienen. Wie viel Gewinn-Marge hat apple eigentlich auf seine Produkte? Das ist ja Wucher.

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