Egal welches Online-Medium oder welche Tageszeitung man aktuell zur Hand nimmt: Die Facebook Krise steht überall auf der ersten Seite. Dabei verliert man schnell den Überblick und viele Journalisten werden unsachlich. Manche sehen sogar eine Existenzkrise für alle sozialen Medien. Diese eindeutig zu kurz gedachte Analyse wollen wir jedoch nicht weiter stricken und stattdessen einmal auf die Fakten blicken. Was ist denn los bei Facebook?
Das geht gerade ab
Am Montag ließ die Facebook Aktie am Nasdaq rund sieben Prozent nach. Der Abwärtstrend ging am Dienstag weiter, sodass binnen weniger Stunden 35 Milliarden an Börsenwert vernichtet wurden. Das ist in etwa das Doppelte des gesamten Wertes von Snapchat!
Die Börsianer sind verzweifelt und es machte sich das breit, was sich meistens breit macht, wenn sich negative Schlagzeilen überschlagen: Angst. Doch auch abseits der Börsenparkette weltweit herrscht seit Tagen Trubel: Der #DeleteFacebook ziert sekündlich neue Posts auf Twitter. Das Ganze kam so richtig ins Rollen durch einen Tweet des WhatsApp Gründers Brian Acton, der zum Löschen von Facebook aufgerufen hat. Ausgerechnet WhatsApp, das Facebook 2014 übernommen hatte.
https://twitter.com/brianacton/status/976231995846963201?ref_src=twsrc%5Etfw&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.apfellike.com%2F2018%2F03%2Fdeletefacebook-aktie-bricht-20-verliert-zuckerberg-gerade-sein-imperium%2F
Seit Montag hagelt es nur so an negativen Berichten. The Verge titelt sogar mit „How to delete Facebook“. Der Standard in Österreich glaubt, der Skandal münde in einer Existenzkrise.
Was war also passiert?
Die Sache ist sehr verstrickt und komplex, weshalb wir niemals alle Einzelheiten beachten können. Wir haben versucht, euch einen Überblick und eine Erklärung des Wichtigsten zu geben:
Es geht um Datenmissbrauch, wie immer. Und noch konkreter um Cambridge Analytica, eine Datenanalyse Firma, die bekanntlich im Präsidentschaftswahlkampf der Vereinigten Staaten 2016 massiv Einfluss genommen hat. Soweit der Konsens.
An die Datensätze soll das Unternehmen indirekt über Facebook gekommen sein. Das hat The Guardian jüngst exklusiv aufgedeckt. Damit kam die ganze Sache ins Rollen. Ein Schneeball, der immer größer und wuchtiger wurde.
Auf Facebook soll ein britischer Professor über eine App Persönlichkeitstest angeboten haben. Mit einigen Tricks gelang es dem Team so, an die Datensätze von rund 50 Millionen Facebook Nutzern heran zu kommen. Die Nutzer wurden darüber natürlich nicht im Detail in Kenntnis gesetzt. Die Daten wurden anschließend heimlich an Cambridge Analytica weitergegeben, die damit unter anderem den Wahlkampf in den USA in unbekanntem Ausmaß gelenkt haben sollen. Die Firma arbeitete bekanntlich für den jetzigen US-Präsidenten Donald Trump.
Am Freitag gab Facebook bekannt, man hätte Strategic Communication Laboratories (SCL) und die Tochterfirma Cambridge Analytica von der Plattform verbannt, da man sich nicht an die Richtlinien von Facebook gehalten hätte. Im Endeffekt ist das für Facebook natürlich der Super GAU. Selbst wenn man nicht aktiv zum Datenmissbrauch beigetragen hat und sich die Kriminellen über Persönlichkeitstests unrechtmäßig Zugang zu Dutzenden Millionen Profildaten verschaffen haben, stellte Facebook doch die Grundlage für die kriminelle Tat zur Verfügung und konnte durch Sicherheitsmängel eine solche Datenkrake nicht verhindern.
Die Frage ist nun: Was, wenn dies schon öfters passiert ist? Welche Wahlen, Abstimmungen usw. wurden unbemerkt mittels riesiger Datenmengen manipuliert? Facebooks Verantwortung ist hier abnormal groß und dessen ist man sich vielleicht nicht so ganz bewusst. Darum dreht sich der Skandal.
Die Klage und Zuckerberg meldet sich zu Wort
Vor kurzem wurde schließlich auch noch bekannt, dass einige Aktionäre Facebook verklagen, weil man dem Konzern unwahre Aussagen im Fall des laufenden Datenskandals vorwirft. Dies beschleunigte in Folge den Aktien Crash.
Der berühmte Facebook Gründer und jetzige CEO ließ lange auf ein Statement von sich warten. Doch angesichts der unheimlichen Flut an Berichten, konnte er gestern Abend nicht mehr anders. Er entschuldigte sich, räumte Fehler in der Aufarbeitung des Falls ein und versprach, in der nächsten Zeit an einer Verbesserung der ganzen Plattform zu arbeiten: Mit dem Satz „I know it takes longer to fix all these issues than we’d like, but I promise you we’ll work through this and build a better service over the long term.“ endet sein Post, der mittlerweile knapp 135k Likes, 23k Comments und 50k Shares zählt.
Zuckerberg schrieb darin überdies, dass er die Plattform gestartet habe und letztendlich verantwortlich dafür sei, was darauf geschieht.
Nun, wir werden den Fall gerne weiter für euch beobachten und euch auf dem Laufenden halten. Uns interessiert aber natürlich auch, was ihr darüber denkt. Nutzt ihr Facebook eigentlich (noch) aktiv? Oder habt ihr euren Account sogar deshalb gelöscht?
6 Gedanken zu „#DeleteFacebook | Aktie crasht | Aktionäre klagen: Der Facebook Skandal erklärt!“
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