Symbolbild China | MaoNo / Pixabay

21. Mai 2025

Roman van Genabith

Das Haus der gestohlenen iPhones: Wo westliche Apple-Geräte ihrem Schicksal begegnen

Smartphones sind ein attraktives Ziel für Langfinger nicht nur in großen Städten und an beliebten Orten. Oft werden die Geräte weiterverkauft. Eine Adresse in China ist dabei offenbar zur Drehscheibe des digitalen Diebesguts geworden.

Zahlreiche iPhones, die in Europa oder den USA gestohlen werden, landen offenbar in einem einzigen Gebäude in Südchina: dem Feiyang Times Building in Shenzhen. Laut einem Bericht der Financial Times gilt das Hochhaus als zentraler Umschlagplatz für gestohlene Apple-Geräte – vor Ort auch bekannt als das „Stolen iPhone Building“.

Ein Betroffener, dem in London ein iPhone 15 Pro gewaltsam entrissen wurde, konnte per „Wo ist?“-Funktion den Weg seines Geräts nachverfolgen – über verschiedene Adressen in London, weiter nach Hongkong und schließlich ins Feiyang Times Building in Shenzhen, rund 9.600 Kilometer entfernt.

In der vierten Etage des Gebäudes hat man sich auf den Verkauf gebrauchter iPhones aus Europa und den USA spezialisiert. Zwar stammen viele Geräte aus offiziellen Rücknahmeprogrammen westlicher Netzbetreiber, doch laut dem Bericht tauchen dort regelmäßig auch gestohlene iPhones auf. Besonders Geräte, die bei Diebstahl noch gesperrt waren, werden dort weiterverkauft – entweder als Ersatzteilspender oder zum Weiterverkauf an Käufer, die mit gesperrten Geräten etwas anfangen können, sich also auf die Aufhebung der Diebstahlschutzvorkehrung von Apple verstehen, die allerdings in den letzten Jahren immer ausgefuchster wurde.

Erpressungsversuche per iMessage

Opfer von Diebstählen berichten zudem von fragwürdigen Nachrichten, die sie auf ihre gesperrten Geräte erhalten – offenbar mit dem Ziel, sie zur Entsperrung zu bewegen. Eine iMessage an ein Opfer lautete sinngemäß:

„Ihr altes iPhone wurde von uns recycelt. Wir sind nur Händler, keine Diebe. Wenn Sie es nicht entsperren, verkaufen wir das Mainboard weiter – vielleicht an jemanden, der Ihre Daten hackt oder Ihre Familie kontaktiert.“

Solche Drohungen sind nicht realistisch: Gesperrte iPhones geben keine persönlichen Daten preis. Dennoch wirken die Nachrichten auf weniger technikaffine Nutzer potenziell einschüchternd.

Ein Geschäft für Profis

Das Diebstahl- und Weiterverkaufs-Business ist wenig überraschend straff organisiert und leider äußerst effektiv: Die Diebe nutzen gern E-Bikes, um auf Bürgersteigen schnell an ahnungslose Opfer heranzufahren, ihnen das Smartphone aus der Hand zu reißen und rasch zu flüchten. Die Geräte werden oft zunächst an kleinere Reparaturshops weiterverkauft und gelangen über Zwischenstationen ins Ausland – bevorzugt nach Shenzhen, das für seinen Elektronikhandel bekannt ist, dabei greifen verschiedene Rädchen des kriminellen Getriebes global ineinander und alle Beteiligten verdienen mit.

Apple selbst äußerte sich bislang nicht konkret zu den Vorfällen, betont jedoch regelmäßig, dass gesperrte iPhones ohne Zugangsdaten des ursprünglichen Nutzers nicht wiederherstellbar seien. Die Berichte werfen dennoch Fragen zur globalen Rückverfolgbarkeit und Wiederverwertung gestohlener Elektronik auf.

Schreibe einen Kommentar