Vor einem Jahr hat Apple Chef Tim Cook in zwei Fragen ausgedrückt, welche Bedingungen eine Firmen-Übernahme erfüllen sollte:
Hilft uns das Unternehmen, großartige Produkte zu erstellen? Passte sie zur Kultur von Apple?
Zwei Fragen, die wir ganz spontan mit „Nein“ beantworten würden, wenn uns jemand nach den heutigen Gerüchten um eine Beats-Übernahme von Apple fragen würde. Nein, weil Beats nicht dafür bekannt ist, wirklich hochklassige Produkte zu erstellen – selbst der erst gestartete Musik Streaming Dienst hebt sich nicht ab. Und auch an einer Kopfhörer-Kollektion dürfte Apple für 3 Milliarden Dollar nun wirklich nicht interessiert sein. Und nein, weil Beats und Apple auf dem ersten Blick nichts miteinander gemeinsam haben. Weder das Design der Produkte passt, noch die Produkt-Linien an sich.
Nicht umsonst sorgen die Gerüchte in der Medien-Welt für Verwirrung. Allein ein Blick in das Google-Archiv zeigt, wie sehr die Nachricht der Financial Times heute Morgen eingeschlagen hat. Gefolgt werden die ersten Meldungen von voreiligen Berichten wie „Apple, eine Hardware-Firma“ (da Apple mal wieder nicht in Software investiert – man hätte ja auch Spotify kaufen können, meint der Bericht). Spiegel Online sieht durch diese Übernahme sogar künftige Revolutionen bei Apple bedroht.
Auch die Analysten sind eher wenig begeistert. So bezeichnet Gene Munster die Übernahme als „schlechte Idee“. John Gruber sieht überhaupt keinen Sinn in einer solchen Fusion.
Apple, Beats – und sie Suche nach dem Sinn
Was also könnte Apple mit Beats anfangen, wenn sich die Gerüchte doch bewahrheiten? Kopfhörer-Verbesserungen? Nicht für 3 Milliarden. War Beats Music der Auslöser? Mitnichten. Beats Music hat nicht einmal 200.000 User – und besonders ist der Dienst auch nicht. Aber es gibt eine Sache, in der Beats so gut ist, wie kein Zweiter: Marketing.
Beats hat Kopfhörer populär gemacht. Es hat eine Produktkategorie, die vor 50 Jahren generell als alt und langweilig betrachtet wurde, zum rasenden Trend verwandelt. Wer auf dem Schulhof heute mit Kopfhörern mit dem „b“-Logo umherläuft, ist hip, angesehen und absolut im Trend – um es überspitzt zu formulieren. Eine solch große Wende ist beachtenswert.
Davon lässt sich eine Brücke schlagen. Denn welches Produkt ist ebenso old-fashioned wie es die Ohrhörer einmal waren? Keine Frage: Uhren. Uhren müssen nun den gleichen Wandel vollziehen. Und wer könnte das nicht besser, als die Firma, die so etwas bereits geschafft hat? Ein Unternehmen, dass heute mit Produkten Gewinne erzielt, die einst langweilig waren. Apple könnte die Erfahrung von Beats dazu nutzen, seine geplante Smartwatch zu optimieren – populär zu machen und die Smartwatch-Müdigkeit der Käufer zu besiegen. Als Nebeneffekt hat Apple gleich ein Business eingekauft, mit dem Cupertino noch jährlich dazuverdient – und mit dem Apple auch das eigene Portfolio aufstocken könnte.
Die iWatch dürfte also ein Grund für die Hochzeit der beiden Unternehmen sein. Oder wie es Tim Cook vor einem Jahr selbst formulierte:
Die Menschen wollen, dass tragbare Technologie leicht, unauffällig und modisch ist. […] Sonst trägt sie niemand.
Ob Apple das 3 Milliarden wert ist? Vielleicht. Und wenn auch: Ein Umsatz-Plus macht Apple so oder so.
52 Gedanken zu „Apple und Beats – eine gelungene Hochzeit?“
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