Der Apple TV hat sein Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft. Das weiß auch Apple. In der Zukunft könnte das Gerät deutlich an Bedeutung zunehmen – und Apple kann sich dabei an seinen eigenen Erfolgen orientieren.
Der Apple TV ist eine kompakte Set-Top-Box für die Wiedergabe von Streaming-Inhalten. Mit ihm kann man Videos, Filme, Fotos, Podcasts und Musik auf dem Fernseher abspielen. Auch einige Spiele funktionieren über Airplay – das TV-Gerät dient hier als Bildschirm und das iDevice als Controller. Viel mehr ist aktuell aber nicht drin. Trotzdem haben zahlreiche Anhänger einen Apple-TV am heimischen Fernseher angeschlossen. An Kunden fehlt es Apple also nicht. Noch nicht. Denn die aktuelle Version wurde seit 2012 keinem größeren Update mehr unterzogen. Funktionen blieben unverändert, ebenso das Design. Lediglich einige kleinere Besonderheiten gab Apple der handlichen Box noch mit, um sie über Wasser zu halten. Zudem wurde die Streamingqualität von 720p auf 1080p angehoben und zugleich ein leistungsfähigerer A5-Prozessor verbaut. Das war es aber auch. Einen neuen Anreiz zum Kauf gibt es bis dato nicht.
Doch ans Aufgeben denkt Apple keinesfalls. Dazu ist der Bereich des heimischen Wohnzimmers einfach zu begehrt. Viel mehr könnte man aus dem Apple TV zaubern. Allen voran: Die Freigabe für Entwickler mit einem eigenen App Store.
iOS ist nicht allein durch sein intuitives Design so begehrt geworden, es sind vielmehr die Developer, die mithilfe ihrer kreativen Ideen und neuartigen Apps das mobile System so bereichern. Gleiches könnte dem Apple TV widerfahren. Bisher spielte man neue Apps lediglich serverseitig auf den Homescreen. Eine Öffnung für Entwickler würde auf einen Schlag neue Möglichkeiten bieten: Man denke an Spiele, die mit passenden iOS-Apps kooperieren oder sogar mit Gamecontrollern nutzbar werden. Man denke an Apps, die einen Browser auf den Fernseher bringen, der leichter zu bedienen ist, als bisher bekannte Dienste. Und man denke an Programme, die Nachrichten auflisten, die Fernsehzeitung anzeigen oder den Facebook-Stream zugänglich machen. Das gleichzeitige Starten zweier Apps wäre mit entsprechender Hardware und dem Display auch kein Problem. Mit der Zugabe neuer Applikations würde plötzlich mehr Bewegung in das System kommen. Früher oder später werden auch Hardware-Entwickler mit einsteigen und beispielsweise Spielecontroller erstellen. Ein Ecosystem würde entstehen, das zwar deutlich kleiner sein wird, als das von iOS, aber immer noch groß genug, um Nutzer zu einem Kauf zu bewegen. Einziges Problem: Die Entwickler bräuchten Zeit, um die ersten Apps zum Start des Stores bereitstellen zu können. So gesehen wäre – wie zuletzt vermutet – ein gewisser Abstand zwischen Ankündigung und Release durchaus sinnvoll. Ein Game-Store könnte dabei eventuell den ersten Einzug auf dem Apple TV halten. Kleine Schritte zum Erfolg. Auch iTunes bekam erst den iTunes-Music-Store, bevor aus ihm in kleinen Schritten der heute bekannte iTunes-Store wurde.
Ungleich wichtiger wäre darüber hinaus eine Anbindung an das TV-Programm per SAT- und Kabelanschluss. TV-Programme könnten dadurch in umgekehrter Reihenfolge eventuell per AirPlay an iPhone und iPad gestreamt werden – Fernsehen im Bett, nichts leichter als das. Dank dieser Anbindung könnten ebenso Rekorderfunktionen dazukommen, die das Aufnehmen der Fersehinhalte ermöglichen. Aufnahmen würden lokal oder mit ausreichend Speicherplatz auch in der iCloud gesichert werden und wären dadurch auch unterwegs zugänglich. Eine nahtlose Integration des Fernsehers in Apples bestehendes System also.
Aber auch das Interface des Apple TV müsste sich dazu ändern. Neben der sowieso schon ausstehenden Flatdesign-Optimierung wäre eine systemweite Suchfunktion denkbar. Auch eine Umgestaltung der App-Anordnung könnte auf dem Plan stehen, damit User die installierten Programme schnell finden können. Eine designtechnische Annäherung an iOS wäre durchaus im Rahmen des Möglichen, da nahezu jeder Nutzer das mobile Betriebssystem kennt.
Neben der Öffnung der Plattform für Entwickler könnte sich Apple auch auf eigene Apps spezialisieren. Entwickelt man die Idee eines Streaming-Services weiter, so sollten auch Social Media-Inhalte auf dem Apple TV nicht zu kurz kommen. Interessant ist außerdem die Überlegung, ob das Apple TV weiterhin ein Streaminggerät bleibt, oder wieder eine Festplatte mit Massenspeicher bzw. ein FusionDrive erhält. Der Fernseher als Entertainment-Gerät bietet wohl die beste Voraussetzung für einen Media-Player, der neben YouTube, Vevo oder Vimeo-Videos auch Videoclips aus sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter herausfiltert und um weitere Inhalte ergänzt: On-Demand-Fernsehen in Perfektion. Doch auch im Arbeits- und Bildungsbereich könnte Apple investieren. Viele Büros nutzen bereits einen Fernseher oder Beamer mit angeschlossenem Apple TV für Präsentationen. Videokonferenzen mit FaceTime (entsprechende Hardware vorausgesetzt) und gleichzeitige Lernsitzungen mit Podcast und iTunesU wären für den Apple TV sicherlich wünschenswert und ein großer Mehrwert. Mit dem großen Display lässt sich in Sachen Bildung/Job auch Einiges anfangen – egal ob Planungen, Präsentationen oder die Visualisierung eines 3D-Modells. Vor allem die iCloud wird hier eine entscheidende Rolle spielen und mit iOS-Geräten Inhalte intelligent austauschen. Das, was die iCloud bisher kann, ist erst der Anfang ihres noch kommenden Funktionsumfangs.
Klar, die oben genannten Funktionen, oder gar Wünsche, werden wohl keinesfalls schon in der nächsten Version des Apple TVs umgesetzt. Dafür sind noch zu viele Probleme zu beheben: Für das Gaming muss die Internetverbindung stimmen, damit keine Verzögerungen entstehen. Für einen App Store müssen Entwickler erst einmal die Grundlagen der App Entwicklung für den TV lernen (größte Herausforderung: die Steuerung). Und für Arbeitssitzungen mit dem Apple TV braucht es entsprechende Hardware (Kamera…). Aber trotzdem: Sie zeigen, wieviel Potenzial in der kleinen Kiste steckt. Und wieviel Apple vom eigenen iOS lernen kann, um den Apple TV voranzutreiben. Der Apple TV genutzt als Entertainment- und Informations-System – Apple könnte es möglich machen.
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