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27 Prozent – wofür, Apple? (Die Kolumne)

Die Schlacht Epic gegen Apple ist eigentlich geschlagen. Apple erhielt vor einem US-Gericht in neun von zehn Punkten recht (und verlangt nun übrigens neun Zehntel der Anwaltskosten, in Summe 73 Millionen Dollar, von Epic zurück), aber in einem einzigen nicht: Die Möglichkeit alternativer Bezahlmöglichkeiten für In-App-Käufe, die Apple ermöglichen muss. Das oberste Gericht der U.S.A. der Supreme Court, lehnte jüngst eine Revision ab. Damit ist dieses Gerichtsurteil endgültig und unwiderruflich gültig. Noch deutlicher bei uns: Der Digital Markets Act in der Europäischen Union verlangt sogar alternative App-Stores auf iOS spätestens am 07. März 2024.

Entwickler dürfen das!

Kurz: Entwickler dürfen ihre In-App-Produkte (U.S.A.) und Apps (EU) auch ohne den App-Store verkaufen.

Warum sollten sie das tun? Weil es billiger ist, sagen wir zunächst, weil es billiger wäre! Wie wir wissen, verlangt Apple eine Provision für den Verkauf von Apps und auch für die In-App-Käufe von 30 Prozent und hat dies in einem seltsamen Anfall von Großzügigkeit am 01. Januar 2021 für kleinere Entwickler („Small Business Program“ für Einnahmen bis eine Million Dollar) auf 15 Prozent halbiert. Diese 30 oder 15 Prozent an Provision für Apple könnte ein Entwickler sich nun sparen, wenn er einen Paypal-Knopf oder Ähnliches einbaut. Darf er auch, aber… Apple verlangt pro Kauf trotzdem eine Provision! Abzüglich von 3 Prozent für die Zahlungsabwicklung (,die dann ja der Entwickler selbst und immer einkalkulieren muss), verlangt Apple 27 bzw. 12 Prozent für jeden In-App-Kauf außerhalb des Stores! Warum?

Weil dieses fantastischste Unternehmen des Planeten uns mit Technik beglückt hat, die es ohne diesen Segen für die Menschheit gar nicht geben würde. Ohne iPhone keine Apps. Ohne iPhone keine iOS-Entwickler. Ohne iPhone kein Business für dich. Im Sinne von „Ohne uns würdest du Entwickler gar keine App verkaufen können!“

Bleiben wir kurz bei dieser Argumentation:

Buch

Beim Kauf eines Papierbuches, dessen geistiges Eigentum wohl unzweifelhaft der Autorin gehört, sollten wir 27 Prozent Provision den Erben von Johannes Gutenberg zahlen, der 1455 den Buchdruck ermöglichte. Dann sollten wir 27 Prozent an Nicolas-Lous Robert zahlen, denn er erfand 1798 die erste Langsieb-Papiermaschine. Außerdem gehen die 27 Prozent auf jeden Fall an Augustus Applegath, der 1846 die erste Rotationsdruckmaschine baute. Ganz zu schweigen vom Anteil für Washington Rubel (ja, hieß wirklich so!), der den Offset-Druck 1903 ermöglichte. Hinzu kommen die Erfinder der Linotype-Setzmaschine (Ottmar Mergenthaler) und natürlich der Entwickler des Digitaldrucks, Chester Charlton, der die Xerografie erfand. Rechnen wir zusammen: Ein Buch wäre 162 Prozent teurer!

Auto

Kaufen wir uns ein neues Auto, dessen geistiges Eigentum im Design, Konstruktion und Produktion unzweifelhaft beim Hersteller ist: 27 Prozent gebühren dem ersten Menschen, der in der Steinzeit das Rad erfand, dann Simon Stevin, der 1600 den ersten Segelwagen mit Rädern baute. Christiaan Huygens erfand 1673 die Kolbenmaschine mit Pulverantrieb, was sicherlich 27 Prozent Provision wert wäre, schließlich gäbe es sonst kein Automobil. Wir können fortfahren mit Ferdinand Verbiest für das erste Modell eines Dampfwagens (1670) und Issac Newton (,der wohl noch mehr Provisionen für seine Ideen erhalten sollte) für das Konzept des Dampfwagens 1680 und schließlich Denis Papin für den ersten richtigen Dampfwagen mit Kolben von 1690. Überspringen wir ein paar Jahrhunderte der Kürze wegen und geben 27 Prozent natürlich Carl Benz, der 1885 den ersten Motorwagen zum Patent anmeldete, Gottlieb Däumler (,der sich später in Daimler umbenannte) sollte 27 Prozent erhalten und auch Wilhelm Maybach und so weiter und so weiter… Kaufen wir gar ein Elektroauto müssten wir Provisionen zahlen an Edison, Faraday und Siemens und noch einigen anderen.

Kurz: 27 Prozent – wofür, Apple?

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Marco Fileccia
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7 Kommentare zu dem Artikel "27 Prozent – wofür, Apple? (Die Kolumne)"

  1. Hinsi 25. Januar 2024 um 20:34 Uhr ·
    Der vergleich hinkt massiv. Die angesprochenen Personen sind verstorben. Die angesprochenen Firmen haben keinerlei kosten, wenn sie eines der Produkte verkauft haben. Wenn der Mercedes verkauft ist, welche laufenden kosten hat Daimler noch mit dem Fahrzeug? Zitat: Stell dir mal vor, du baust ein Einkaufszentrum. Die Ladenbesitzer sind aber unzufrieden damit und wollen selbst kleinere Einkaufszentren innerhalb von deinem bauen. Verzichtest du dann auf die Miete? Nein, es ist weiterhin dein Einkaufszentrum, du bezahlst für Strom, Heizung und die Putzfrau, die die Fußabdrücke sauber machen muss
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    • baumhaus 27. Januar 2024 um 21:09 Uhr ·
      Wie sagt man so schön „Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich“ 🙂
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  2. Andi 26. Januar 2024 um 12:27 Uhr ·
    Bin gespannt wann der erste Artikel bei Euch erscheint, der sich nach den alten Zeiten zurück sehnt. Ob das alles für alle, außer die Entwickler so von Voreteil ist, dass darf bisher noch bezweifelt werden.
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  3. motzkopp 26. Januar 2024 um 15:54 Uhr ·
    Was wäre, wenn Apple keinerlei APIs zur vVerfügung stellte und stattdessen nur noch Eigenentwicklungen verkaufte? Wer würde dann noch verdienen. Apple stellt Infrastruktur zur Verfügung und testet Apps auf merkwürdige oder illegale Verhaltensweisen. Da würde auch auch für die Leistung bezahlt werden wollen.
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  4. TP 27. Januar 2024 um 17:02 Uhr ·
    Ist halt so. Apple verlangt das Geld (aus welchen Gründen auch immer) und aus! Sie zwingen doch niemanden, Apps für IOS zu programmieren und dann auch noch zu verkaufen…..mit Gewinn; oder glaubt wer, dass die Programmierer ein Minus machen :-)
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  5. Nelphi 27. Januar 2024 um 21:20 Uhr ·
    Komischer Artikel! Wofür Provision? Für Entwicklung der Plattform und die Nutzung durch die von Apple entwickelten Geräte und Weiterentwicklung mit neuen Möglichkeiten! Ohne Apple Geräte und betriebsystheme, keine Hardware auf der die Software läuft! Und das über Jahre hinweg und mit immer neuen Funktionen die die Software der anderen Entwickler die am Ökosystem von Apple verdienen wollen. Ohne IPhone und Betriebsysthem Wartung keine IPhone Games, keine Hardware auf der die Verkaufte Software läuft, keine Möglichkeit diese an die Kunden zu bringen.
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  6. JuergenP 29. Januar 2024 um 16:48 Uhr ·
    Eigentlich traurig das die Neider mit den ganzen Gerichtsverfahren und permanenten Einsprüchen ein stabiles und zuverlässiges Ökosystem zu Fall bringen werden. Ich habe mich bewusst und in Kenntnis des höheren Preises und der „Einschränkungen“ für dieses sichere Umgebung entschieden! Wollte ich z.B. WhatsApp statt dem ebenfalls „grünen“ iMessages hatte ich einen billigen Androiden . . . hoffe der Zerstörungswahn endet bald. Warum bauen sich die ganzen Neider nicht selbst ein Ökosystem nach ihren Bedürfnissen und lassen dieses so stehen?
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