Apple verteilt seine geheime Reparatur-Maschine „Horizon“ nun auch an autorisierte Händler. Sinkende Reparaturzeiten und -preise werden erwartet.
Wenn TouchID zum Beispiel nach einem Sturz nicht mehr einwandfrei arbeitet, galt bisher der Rat, sein iPhone am besten direkt bei Apple reparieren zu lassen. Denn spätestens seit Error 53 wissen wir, dass das iPhone seine Komponenten – und vor allem den sicherheitsrelevanten Fingerabdruck-Sensor – stetig überwacht. Handelt es sich nicht um ein Originalteil, verliert der Sensor die Funktion. Beim iPhone 7 sorgt der unautorisierte Wechsel des Homebuttons sogar dafür, dass die neue Taste komplett ihre Funktion verliert. Denn nur mit einer speziellen Maschine lässt sich das iPhone davon überzeugen, den neuen Sensor zu akzeptieren und ihm Zugriff auf die sichere Enklave zu gewähren, auf der die biometrischen Daten gespeichert werden.
Die Existenz des Geräts hatte Apple bisher nicht bestätigt. Horizon – so der Name der Maschine – stand bisher nur in den Reparaturräumen der rund 500 Apple Stores, doch nach einem Pilotjahr, so berichtet Reuters, soll sie nun auch an autorisierte Händler verteilt werden. In den kommenden Monaten sollen die ersten 200 der rund 4800 autorisierten Partner ausgerüstet werden. Bis Jahresende sollen die Maschinen, die außerdem defekte Displays tauschen können, bei etwa 400 Drittanbietern in 25 Ländern stehen. In einem etwa 10 Minuten währenden Prozess tauscht Horizon, das Display, verifiziert neue Teile, prüft durch Drücken an mehreren Stellen den Touchscreen und Kalibriert zugleich die Farben.
Ob und wie viel die autorisierten Händler für das Multitalent zahlen müssen, verriet Apple nicht. Kostenfrei wird die Maschine vermutlich aber nicht zur Verfügung gestellt. Das Smartphone-Reparatur-Business ist laut Kalkulation von IBISWorld schließlich ein Vier-Milliarden-Dollar-Geschäft. Analysten schätzen, dass 1 bis 2 Milliarden davon allein von Apple umgesetzt werden.
Apple nannte als Grund für den Strategiewechsel, dass die Wartezeiten für eine Reparatur in den Apple-Stores zuletzt stark gestiegen sei. Dem wolle man entgegenwirken. Verbraucherschützer hoffen indes, dass die steigende Konkurrenz die Reparaturpreise sinken lässt. Zusammen mit zahlreichen unabhängigen Dienstleistern fordern sie seit einiger Zeit weltweit ein „Recht auf Reparatur“.
Damit wären Hersteller verpflichten, Ersatzteile, Reparaturanleitungen und Diagnosewerkzeuge selbst an unabhängige Reparaturwerkstätten zu verkaufen, die aufgrund des Konkurrenzdrucks wesentlich günstiger sind. Gut möglich, dass Apple diesen mit der Stärkung autorisierter Partner etwas entgegenkommen will, ohne das Ruder komplett aus der Hand zu geben.
Hersteller wie Apple befürchten nämlich, dass eine unsachgemäße Reparatur durch unautorisierte Werkstätten Schäden nach sich ziehen können, für die man keine Garantie übernehmen kann. Die Garantie ist eine rein freiwillige Leistung des Herstellers. Dieser garantiert für einen frei festgelegten Zeitraum bestimmte Eigenschaften, wie zum Beispiel die allgemeine Funktionsfähigkeit des Gerätes. Er bestimmt aber auch die Garantiebedingungen – also unter welchen Voraussetzungen die Eigenschaften garantiert werden. Werden die Bedingungen verletzt, entfällt der Garantieanspruch. Eine solche Bedingung kann z.B. das Öffnen des Gerätes sein. In Apples Fall entfällt die Garantie zum Beispiel, wenn ihr euer Gerät selbst repariert oder von unautorisierten Werkstätten reparieren lasst. Nachvollziehbar – schließlich kann Apple keine Verantwortung für die Qualität der Arbeit von externen Dienstleistern übernehmen, mit denen der Konzern in keinerlei Verbindung steht. Verbraucherschützer halten jedoch weiter an ihren Forderungen nach freiem Wettbewerb fest.
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