In zahlreichen Ländern kommen aktuell Apps zur Kontaktverfolgung von Personen mit einer Covid 19-Infektion in die App Stores. Allerdings haben diese einen entscheidenden Nachteil: Über Grenzen hinweg funktionieren sie noch nicht.
Zumindest innerhalb der europäischen Union sind Reisen inzwischen wieder möglich, die ersten deutschen Test-Touristinnen und -Touristen auf Mallorca haben in den vergangenen Wochen immer wieder einen prominenten Platz in den Nachrichtensendungen des Landes erhalten. Ähnlich prominent startete vor knapp zwei Wochen die Corona-Warn-App, eine Kollaboration des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) und Robert-Koch-Institut (RKI). Auch wenn Apps dieser Art keine Allheilmittel sind, sollen die Contact Tracing-Apps der Länder die Verbreitung des Virus doch verlangsamen und so zur besseren Kontrolle führen.
Beachtliche Downloadzahlen für die deutsche App
In Deutschland ist die Corona-Warn-App mit beachtlichen Zahlen in die App-Läden von Apple und Google gestartet: Am 26.6. verzeichnete das RKI bereits rund 13,3 Millionen Downloads. Damit ist eine erste kritische Grenze, nach der rund fünfzehn Prozent der Bürgerinnen und Bürger eines Landes die App installieren müssen um erste positive Auswirkungen auf die Kontaktverfolgung zu sehen, bereits genommen. Gehen wir von rund 83 Millionen Menschen in Deutschland aus, liegt die 15 Prozent-Grenze bei 12,45 Millionen Downloads.
Auch in einigen anderen Ländern gibt es bereits Apps, die mit dem Protokoll von Apple und Google arbeiten, allerdings sind diese zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit der deutschen App kompatibel. Auf Anfrage teilt das BMG gegenüber Apfelpage mit, dass man „die Interoperabilität mit anderen europäischen Lösungen“ bereits mitdenke.
„Wir stehen schon im engen Austausch mit anderen Ländern, beispielsweise mit der Schweiz, Niederlande und Frankreich, um eine Interoperabilität über Landesgrenzen einrichten zu können.“
Bundesministerium für Gesundheit gegenüber Apfelpage
Diese Antwort des BMG auf unsere Anfrage zeigt ein Problem auf, das die App auf Reisen praktisch unbrauchbar macht: Jedes Land, das das Apple-Google-Protokoll einsetzt, muss einen eigenen Server betreiben, über den Infizierte ihre Infektion mitteilen und der dann die betroffenen Kontaktpersonen warnt. Allerdings sind diese Server aktuell untereinander nicht kompatibel. Im Klartext bedeutet das: Eine infizierte Person aus Deutschland, die in Spanien mit Contact Tracing-App-Nutzern aus anderen Ländern einen Abend in einer Kneipe verbringt, hat zwar deren IDs gespeichert, der deutsche Server, dem die App die entsprechenden IDs mitteilt, kann die Nutzerinnen und Nutzer aus anderen Ländern aber nicht benachrichtigen.
Es braucht eine internationale Server-Lösung
Dieses Problem kann nur durch internationale Zusammenarbeit gelöst werden: Es bräuchte eine Server-Lösung, die Nutzerinnen und Nutzer von Apps aus anderen Ländern informieren kann. Theoretisch wäre auch eine europaweit einheitliche App denkbar, der Quellcode der Corona-Warn-App könnte da beispielsweise als Grundlage dienen – konkrete Informationen zu einem solchen Projekt fehlen allerdings. Umgibt man sich im Sommerurlaub also nicht nur mit Menschen aus Deutschland, hilft die App im Ausland erstmal nicht bei der Kontaktverfolgung. Es bleibt zu hoffen, dass mögliche Kooperationen zwischen ersten Ländern bald an den Start gehen, um die internationalen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus voranzubringen.
9 Gedanken zu „Kein grenzenloses Vergnügen: Die deutsche Corona-Warn-App ist im Ausland kaum brauchbar“
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