Lässt man morgens auf dem Weg zur Arbeit, Uni oder Schule einmal den Blick durch die Sitzreihen der Bahn gleiten, fällt auf, wieviele tatsächlich mit gesenktem Kopf dasitzen und auf ihr Smartphone starren. Mails checken, surfen, soziale Netzwerke, ein Spiel – es gibt genügend Gründe, sich die Zeit in der Bahn mit dem kleinen Alleskönner zu vertreiben. Allerdings gibt es auch einige dagegen.
Beispielsweise die selbst verschuldete Reizüberflutung für das Gehirn durch digitale Medien auf der einen Seite und das Phänomen des bereits letzten Jahres oft zitierten „Handynackens“ auf der anderen Seiten. Doch da es im Alltag gerne in Vergessenheit gerät, wollen wir das Thema noch einmal aufgreifen.
Der Begriff bezeichnet die Überlastung der Halswirbelsäule. Dieses Phänomen ist nicht unbedingt neu, nur ob des übermäßigen Handykonsums ein sehr bedeutender Punkt in unserer Gesellschaft geworden, weshalb man auch eine gesonderte Bezeichnung dafür gefunden hat. Prof. Dr. Bernd Kladny ist Chefarzt der Abteilung Orthopädie an der Fachklinik Herzogenaurach und hat sich mit dem Handynacken schon etwas beschäftigt:
Die Überlastung wird durch eine dauerhafte, unnatürliche Körperhaltung im Nacken- und Schulterbereich hervorgerufen. Beim Gebrauch des Handys wird der Kopf nach vorne gebeugt und der Blick nach unten gerichtet.
Ein Kopf wiege bei einem Erwachsenen etwa 4-6 Kilogramm, so Kladny weiter. Wenn man die Halswirbelsäule alleine schon etwa 15 Grad nach vorne beugt, wird sie so mit circa 13 kg mehr belastet. Das strapaziert die Muskeln, Sehnen und Bandscheiben erheblich. Auf Dauer führt diese Fehlhaltung zu Schmerzen im Schulter-Nacken-Bereich, Kopfschmerzen und Verschleißerscheinungen.
Was tun gegen den Handynacken?
Wir haben den Experten auch dazu befragt, was man gegen diese Zwangshaltung im Alltag tun kann. An erster Stelle steht dabei, das Bewusstsein über den Handynacken. Ruft euch immer mal wieder in Erinnerung, wie eure Haltung sein soll, korrigiert sie bewusst und versucht die Fehlhaltung nicht zu einem Dauerzustand werden zu lassen.
Legen Sie das Smartphone einfach auch einmal zur Seite. Machen Sie sinnvolle Pausen. Überprüfen Sie Ihre Haltung und korrigieren Sie diese. Benutzen Sie Geräte und Bildschirme für Internetaktivitäten, die ergonomisch eingestellt werden können und auf denen das Arbeiten leichter fällt, als auf einem kleinen Handy. Lässt sich die Benutzung aus beruflichen Gründen nicht wesentlich limitieren, dann denken Sie unbedingt auch an die erforderliche körperliche Bewegung zum Ausgleich der Zwangshaltung und der dadurch hervorgerufenen Belastung.
Es ist – auch wenn wir schon Februar haben – vielleicht einer der besten Neujahresvorsätze, den ihr euch machen könnt. Und er ist so einfach umzusetzen: Nehmt euch am Tag ein paar Minuten, vielleicht ja jene in der Bahn. Packt das Handy einfach in die Tasche, schaut hoch, lasst die Gedanken kreisen und entspannt so nicht nur eure Halswirbelsäule, sondern auch mal euer Gehirn.
Bilder: Matej Kastelist (1), Dr. Hansraj (2)
15 Gedanken zu „Zwangshaltung Handy-Nacken: Einfach mal hochschauen“
Die Kommentare sind geschlossen.