Kommentar: „Bigger is better“ – das glauben einige. Und so werden Smartphones und Tablets immer größer, da ihre Displaydimensionen immer mehr wachsen – „Hey, supersize me“. Das Display eines Gerätes ist im heutigen Technologiezeitalter ausschlaggebender als man glaubt und so gibt es mittlerweile ein großes Geschrei um die Displaygröße.
Den seltsamen Displaywandel der Konkurrenz habe ich bisher irgendwie weniger nachvollziehen können. Jeder macht dort hausintern sein Ding, aber ohne irgend eine wirkliche Struktur – zumindest ist sie mir nicht ersichtlich. Geräte wachsen zu überdimensionierten Displaymonstern heran, werden bis zum Himmel angepriesen und erhalten Monate später einen kleinen Technikbruder, welcher ein kleineres Display aufweißt und somit auch einen kleineren Formfaktor besitzt. Dieses Wechselspiel mit der Displaygröße ist mittlerweile bei so gut wie jedem Hersteller zu beobachten – ohne Namen nennen zu müssen. Es geht gar nicht darum, wer was falsch macht – es geht darum, wer es richtig macht. Ob Apple alles richtig macht und machte, diese Frage kann jeder für sich beantworten. Für mich sind die Handlungen bei Apple, welche die Displaygrößen betreffen, immer nachvollziehbar gewesen und lieferten mir das ab, was ich letzten Endes als sinnvoll, nützlich und alltagstauglich betrachten konnte/kann.
Back to 2007 – Steve Jobs zeigt der Welt das erste hauseigene Smartphone, welches dem Nutzer komplett neu erscheint und zahlreiche Anwendungsbeispiele hervorbringt. Ausschlaggebend war und ist das Display. Es ersetzt mechanische Knöpfe und stellt den Inhalt dar. Der Bildschirm ist dabei das Tor zum Inhalt und zugleich das Werkzeug, um daran teilnehmen zu können. Dass das Display den Bildschirminhalt hochauflösend darstellen muss, um eine benutzerfreundliche Betrachtungsweise zu ermöglichen, ist mittlerweile selbstverständlich. Diese Pixelaufgabe setzte Apple mit dem iPhone 4 noch detaillierter um, womit der Sprung auf die Retina-Generation begann. Dabei ist die Pixeldichte so hoch, dass einzelne Pixel mit dem Auge nicht erkannt werden und sich das Auge auf eine sehr hohe Bildschärfe einstellt. Für Steve Jobs waren 3,5-Zoll anfangs die perfekte Bildschirmgröße – doch nur am Anfang.
Mit dem iPad setzte Apple den nächsten Displaytrend – ein 9,7-Zoll-Tablet. Ein großer Bildschirm, portabel und mit dem vollen iOS-Erlebnis. Der Benutzer hatte in der iOS-Sparte somit die Wahl zwischen 3,5-Zoll und 9,7-Zoll. Dies änderte sich schnell: Das iPhone 5 zeigte, dass 4-Zoll das iPhone-Erlebnis wesentlich verbessert. Das definiert sich in der 16:9-Auflösung für Videos und in dem Extraplatz für App- und Webinhalte. Das iPad mini offenbarte außerdem, dass man statt 9,7-Zoll auch gut mit 7,9-Zoll auskommen kann und trotzdem das komplette iPad-Feeling behält. Somit ist es nicht unbedingt die Displaygröße die für einen Erfolg und einen Endnutzen wichtig ist.
3,5-Zoll waren für mich der große Anfang in der Smartphonewelt – war das iPhone 3G für damalige Verhältnisse wirklich brillant durchdacht. Das iPhone 4 belehrte mich eines besseren – denn die neue Retina-Auflösung beeinflusste meine Displaywahrnehmung dramatisch. Kein Wunder, dass iPad und iPad 2 displaytechnisch etwas dahinter lagen. Doch das iPad 3 und iPad 4 machten das Ganze wieder besser – auch wenn die Geräte unerträglich schwer wurden. Das iPad mini der ersten Generation war demnach die bessere Wahl für mich. Das leichte Gerät und seine Displaygröße haben es mir sehr angetan – nur die Displayqualität katapultierte mich zurück in 2010. Das angenehme Gefühl eines iPad in einem kleineren Formfaktor machte sich breit und kommt besser an als man es für möglich hielt. So wurde ein Geschrei um ein kleineres iPad schlicht und einfach ignoriert – und anders entschieden. Mittlerweile hat auch das iPad mini mit seinem 7,9-Zoll-Display den Retina-Sprung geschafft. So kann man nun zwischen 4-Zoll, 7,9-Zoll und 9,7-Zoll wählen, um auf der iOS-Plattform agieren zu können.
Ich gebe zu – ich habe mich getäuscht! Von 9,7-Zoll bin ich abgeschweift und so sind 7,9-Zoll meine erste Wahl, wenn es um das iPad geht. Der Formfaktor ist hier das Hauptargument und zeitgleich ist es auch das Display, welches in dieser Größe perfekt wirkt und das erfüllt, was es erfüllen muss – ein iPad-Erlebnis. Die bekannten 9,7-Zoll, welche viel Platz bieten, sind nicht besser nur weil sie größer sind. Und doch werden dieses Jahr die Karten neu gemischt.
Das 4-Zoll-Display sollte Geschichte sein, denn 4,7-Zoll und 5,5-Zoll stehen auf der Startrampe. Somit erlebt das iPhone den umgekehrten Wandel wie das iPad – es wird displaytechnisch größer. Was bedeutet, dass das Display mehr Platz für Inhalte liefert. Gerade das Surfen im Web ist da für mich ein sehr bedeutsamer Punkt. Das Web wirkt dadurch im mobilen Bereich groß und weit – mehr Inhalt heißt mehr Freiheit und mehr Informationen somit mehr Erlebnis. Man muss schon etwas psychologisch denken, um den Begriff „Displaygröße“ genau definieren zu können. Und doch ist größer nicht besser – denn ob 5,5-Zoll das bieten, was das Gerät von seinem gesamten Formfaktor bieten soll, ist für mich sehr fraglich. Eine lange Zeit waren die 4-Zoll immer das absolute Maximum für mich und zeitweise konnte ich mich auch mit dem Gedanken von 4,3-Zoll anfreunden. 4,7-Zoll scheint aber die neue Vorgabe zu sein und so muss man als Benutzer wohl aufsteigen und mitfahren, wenn man weiterhin an Board dabei sein will. 4,7-Zoll sind zu verkraften und mittlerweile irgendwie auch wünschenswert. Um ganz ehrlich zu sein – es darf größer werden. Es muss nur einen wirklichen Endnutzen haben und dabei immer bedienerfreundlich bleiben. Doch wo die Reise mit den 5,5-Zoll hingehen soll weiß ich nicht. Es mag Anwender geben, die das schätzen. Doch das Geschrei um diese Displaygröße bleibt nicht aus.
Wirklich interessant ist aber der Blick auf die Mac-Reihe, denn hier ist kaum ein Geschrei wahrzunehmen. Egal ob es den iMac, das MacBook Pro Retina oder das MacBook Air betrifft – hier nutzt jeder etwas unterschiedliches und doch etwas gleiches – denn zwar alle mit einem Gerät in einer unterschiedlichen Displaygröße, aber alle mit dem gleichen Mac-Feeling. Egal was andere sagen – jeder sollte für sich selbst entscheiden, was ihm zusagt. Apples Produktsparten geben das her und machen diese Entscheidungshilfe für jeden möglich. So gibt es innerhalb der Gerätekategorien verschiedene Displaygrößen und Ausstattungen, ohne dass die Geräte sich untereinander unterdrücken. Beim Mac schon längere Zeit, beim iPad seit zwei Jahren und beim iPhone ab diesem Jahr (sofern man den Wechsel von 3,5-Zoll auf 4-Zoll nicht mitrechnet). Das Geschrei um die Displaygröße sollte sich damit im Allgemeinen stark legen und Denkweisen umbiegen. 4,7-Zoll wirken mittlerweile sehr attraktiv, sofern das Gerät selbst keine Überdimensionierung erfährt. Dieses Gerät wird auch eher das Größenmodell sein, welches Kunden nutzen möchten/werden. Oder sind es doch die 5,5-Zoll, die der Kunde haben möchte und er somit auf das iPad mini verzichtet? Alles schwer zu beantworten, wenn man die Fragen genauer hinterleuchtet – denn wo hätte da das iPad allgemein dann noch seine Daseinsberechtigung? Für mich sind die 4,7-Zoll das Maximum was ein iPhone an Displaygröße auftrumpfen darf. Das iPad mini fährt in seinem 7,9-Zoll-Gewässer gut. Das MacBook Pro Retina mit seinen 15-Zoll ist perfekt als Arbeitstier und das kolportierte MacBook Air Retina mit 12-Zoll-Display wirkt perfekt für unterwegs.
Es ist am Ende die Displaygröße, die den Umgang mit dem Gerät ausmacht und den effektiven Nutzen widerspiegelt. Der Gedanke muss zum Anwendungsgebiet passen und so sieht ein 5,5-Zoll-Gerät einfach merkwürdig aus, wenn man es zum Telefonieren ans Ohr hält. Im Allgemeinen ist jedem überlassen was er nutzen möchte – er sollte die Thematik nur subjektiv betrachten und klar beurteilen können. Alles ohne Geschrei und mit einer klaren Nutzausrichtung.
Bildquelle: iPhoneBlog, MacRumors
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