20. Februar 2014

Philipp Tusch

WhatsApp-Übernahme binnen fünf Tagen in trockenen Tüchern

Wer hätte das gedacht? Facebook übernimmt WhatsApp. Die gestrige Meldung verbreitete sich in der Nacht wie ein Lauffeuer durch die Medien und sozialen Netzwerke. Für WhatsApp-Nutzer ändert sich nichts. Vorerst. Für das 55-köpfige Team hinter WhatsApp schon. Doch warum hat Facebook den Erzrivalen gekauft, obwohl man aus technischer Sicht keinen Vorteil daraus ziehen kann?

Das stets gut informierte US-Portal Business Insider offenbart einen Blick hinter die Kulissen des Mega-Deals und verrät, wie sich der blaue Riese an den weltweit größten Messenger heranpirschte, um dann zuzuschlagen.

Es war bereits vor zwei Jahren, als Zuckerberg das erste Treffen mit dem WhatsApp CEO Jan Koum arrangierte. Nach einem kurzen Telefonat lud er ihn zu einem Kaffee nach Los Altos ein. Die Absicht war schon jetzt klar: Facebook wollte das aufstrebende Startup schlucken. Zuckerberg war schlicht überwältigt von dem Zulauf, den WhatsApp verzeichnen konnte, und schielte unlängst auf die User-Base. Die Wachstumsrate war um einiges höher, als bei Facebook. Aber nicht nur das: Auch die Tatsache, dass von 450 Millionen monatlich aktiven Nutzern 70 Prozent jeden Tag vorbeischauen, beeindruckt(e) den Geschäftsmann. Ein Vergleichswert: Bei Facebook kommen 62 Prozent täglich wieder.

Der Messenger hatte also einen Erfolg vorzuzeigen, der seines Gleichen suchte. Facebook selbst startete kurz vor dem ersten Treffen der beiden CEOs den separaten Messenger im App Store und konzentrierte sich zunehmenden auf die Chat-Sparte. Doch ein Monopol konnte man damit nicht aufbauen. Mit WhatsApp hätte man hier schnell das Ziel schnell erreicht.

Doch als 2012 Zuckerberg und Koum bei einer Tasse Kaffee über die Zukunft redeten und das Facebook-Urgestein ein Angebot unterbreitete, lehnte der WhatsApp-Chef ab. Die beiden blieben aber im Kontakt.

Während der plattformübergreifende Messenger seine Nutzerzahlen vervielfachte und zusehends Facebook die Show stiehl, schmiedete Zuckerberg weiter Zukunftspläne, wollte noch immer WhatsApp aufsaugen.

WhatsApp

Am 9. Februar diesen Jahren vereinbarte er erneut ein Meeting mit Koum. Der Tenor: Zusammen wolle man die Welt vernetzen. Eine Partnerschaft der Konzerne wäre die beste Lösung für beide. Und der Plan ging auf: Es dauerte nur 5 Tage, die Koum Bedenkzeit brauchte. Zum Valentinstag letzte Woche besuchte er Zuckerberg, der gerade mit seiner Frau zu Abend gegessen hatte, und teilte ihm die Entscheidung mit. So schnell kann es gehen. Ob das ein guter Beschluss war, wird sich mit der Zeit ergeben. Der Deal ist jetzt ist trockenen Tüchern, die Kaufsumme unter Dach und Fach.

Früher oder später werden die ersten Facebook-Features oder Verknüpfungen in WhatsApp Einzug erhalten. Ob das ein potenzieller Grund ist, nach Alternativen zu suchen, liegt in euren Händen. Mit Threema und Line gibt es gute Messenger, die einen Blick verdienen, allerdings nicht die User-Base von WhatsApp aufzeigen können.

36 Gedanken zu „WhatsApp-Übernahme binnen fünf Tagen in trockenen Tüchern“

  1. Ich finde es nur erschreckend das Unternehmen, die nichts produzieren außer Datenberge, Werte erreichen das die Ohren flattern! Ich glaube in zehn Jahren brauch keiner mehr die NSA!
  2. Die NSA freut sich darüber noch leichter an die User Daten zu kommen. Ein Hoch auf Monopolismus! Und wer jetzt noch so naiv ist und glaubt das ist alles halb so schlimm, dem kann sowieso nicht mehr geholfen werden!
  3. Das wird WhatsApp (langfristig) umbringen. Denn es ist klar, dass Facebook hiermit natürlich so viel Profit wie möglich machen will, was entweder in in-App Werbung endet, oder in einem monatlichen Bezahlungsmodell. Threema ich komme!
  4. ich faende es zugeil, wenn WA jetzt mit werbung vollgestopft wuerde, und 70% der WA user auf viber oder co switchen :) ich mag diesen offensichtliche azsnutzen großer userdatenbanken auch nicht. soll doch facebook an diesen 16 milliarden ersticken
  5. Monatliche Zahlungen wären noch das kleinere Übel, das hätte WhatsApp auch alleine einführen können. Dafür bekommt man MultiDevices, bevorzugter Versand und keine Ahnung was noch. Im Austausch hat die Firma dann Geld um endlich einen DesktopClient zu machen. Aber jetzt ist es dahin…
  6. Hinsichtlich des Datenschutzes war ein Wechsel eh überfällig und es wird sicher mit Facebook nicht besser! Auch WA hat mal mit wenigen Usern begonnen. Mein Wechsel zu Threema dauerte 2 Minuten
  7. Meine schlimmste Befürchtung ist ja nicht, dass die Gebühren Steigen. Es gibt auch schlimmeres als Werbung oder dass Whatsapp einfach gekauft wurde um es dann einzustampfen. Nein meine schlimmste Befürchtung ist, dass jeder Whatsapp Nutzer die Optionen bekommt seinen WA-Account mit seinem FB-Account zu mergen. Bzw. WA Nutzer ohne Facebook ganz zufällig einen FB-Account zugeteilt bekommen. Ich will kein FB.
    • Heult doch! NSA, Datenkrake, ach so wichtige verfolgte Müller-Meier-Schulze-User… Ich kann es nicht mehr hören. Ein Großteil von Euch zückt doch ganz sicher freudig erregt seine Kundenkarten beim Einkauf… Eure Daten sind doch seit Jahren längst in Umlauf. Auch ohne Facebook oder Whatsapp!
      • Zuckerberg != NSA Den Nachrichtendiensten kommst Du sowieso nicht aus dem Weg, sogar die kleine Dorfpolizei bekommt ALL deine Daten wenn Sie will. Aber 1. Herr Zuckerberg ist keine öffentliche Einrichtung, sondern eine Privatperson mit zu viel Geld. 2. Habe ich entschieden Facebook zu verlassen, das heisst auch dass ich kein Pseudo-Zwangs-Facebook via Whatsapp will. 3. Bin ich keiner von diesen „Ich habe gefurz…die NSA schnüffelt ihn mit“ Jammerern. 4. Ist mir FB als Soziales Netzwerk unsympathisch. Ciao
  8. Hallo, ich finde das persönlich auch sehr schade Weil sie sich immer gegen Facebook durchsetzen konnten. Das schlimme ist auch das Facebook jetzt komplett alle Daten von jedem Nutzer definitiv hat.
  9. Zuckerberg hat es nicht verstanden. Sobald Facebook einen von Millionen Menschen genutzten Dienst übernimmt, verliert dieser Nutzer und somit auch Wert. WhatsApp war werbefrei, was nun kaum noch haltbar ist. Sollte sich aber Grundlegendes ändern, wechseln die User zu anderen Diensten. Dies würde die Investition von mehreren Milliarden US-Dollar vernichten.
  10. Bin enttäuschend von whats App. Ich wollte weg von Facebook und jetzt bin ich schon wieder da gelandet. Ohne Facebook hätte sich whats App zu etwas wirklich großem entwickeln hätte können.
  11. WA hat sich ja so gesehen in seinem Umfeld schon zu etwas Großem entwickelt. Ich gehe davon aus dass auch wenn ein anderer Dienst bei Zeiten diese Erfolge vorweisen kann, dieser durch Facebook geschluckt wird – wenn nicht das, dann durch Google, allerdings halte ich hier Facebook für wahrscheinlicher. Ich rede hier nicht von ein bis zwei Monaten, klar, das wird sicherlich eine Weile dauern wenn, aber passieren wird das – so lange FB nicht hinüber ist – noch öfter. „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir!“ Bestimmte Dienste und Behörden der Staaten wird dies sicherlich freuen – und wer sagt uns, dass die nicht auch vermeintlich ein wenig „Zuschuss“ zu solchen Mega-Transaktionen geben? Und das hat nichts mit verfolgtem „Müller-Meier-Schulze“ zu tun, sondern eher mit „wir machen uns die Welt wie Sie uns gefällt“ – zumindest aus Sicht bestimmter Staaten. Trotzdem wird es ratsam sein, eine entsprechende Alternative zu suchen, und einige gute wurden hier ja schon genannt. So long

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