Kommentar: Der iPod – ein Konzept, um das Musikerlebnis und die damit verbundene Musikvermarktung auf eine neue Ebene zu portieren. Der iPod – ein Designstück für Liebhaber, die sich damit identifizieren. Der iPod – eine Glanzleistung der Elektronik für Geeks, Nerds und Technikverliebte. Ja – der iPod ist wirklich vieles, doch vor allem ist er ein uraltes Technikfossil.
Wir beginnen unsere Reise dort, wo alles anfängt. Wir befinden uns im Jahr 1997, als Steve Jobs wieder zu Apple zurückkehrt ist und es dem Unternehmen extrem schlecht geht. Apple steht kurz vor der Pleite und neue Produkte floppten ohne Gnade. Kein Wunder – war die vorherige Geschäftsleitung doch eher geldbesessen als innovationsbetucht. Steve krempelte alles um, strich Forschungsprojekte und feuerte zeitgleich Angestellte, die sich der neuen Apple Philosophie widersetzen. Ein frischer Wind kam in die Firma – zugleich aber auch ein sehr rauer. Statt vielen, wurde sich nur wenigen Projekten gewidmet, dafür aber zeitintensiver und mit mehr Bedacht. 1998 der erste iMac – ein Projekt, was blieb und bis heute dem Firmenerfolg beiträgt. Doch es geht ja um den iPod – der ziemlich lange Zeit ein Forschungsgebiet war. Jobs plante schon einige Zeit einen tragbaren Musikabspieler, es fehlte allerdings an kreativen Ideen zur richtigen Umsetzung. Design, technische Ausstattung und ein genaues Anwendungsgebiet galt es zu definieren.
Mit der Bitte und dem Drängen von ihm, machte sich Jon Rubinstein an die Arbeit eines tragbaren Musikabspielgerätes. Er entdeckte bei einem Routinetreffen bei Toshiba eine 1,8-Zoll-Festplatte mit einer wahnsinnigen Speicherkapazität von 5GB – wir reden hier vom Jahr 2001. Auch ein passendes LCD-Display konnte gefunden werden. Der Akku war das nächste große Problem – ihr seht: von damals bis heute ist es immer noch der Akku, der Knackpunkt der Technologiebranche ist und Geräteentwicklungen erschwert. Doch auch einen passenden Lithium-Polymer-Akku konnte Rubinstein besorgen. Steve Jobs gefiel der erste Prototyp und ein passendes Design musste noch her. Tony Fadell der musikverliebt an einem MP3-Spieler arbeitete, schlug seine Ideen schon RealNetworks und Palm vor – jedoch ohne Erfolg. Das iPod-Team benötigte einen Teamleiter. Dieser wurde mit viel Überredungskunst seitens Rubinstein am Ende Tony Fadell, der heute auch gerne als iPod-Vater betitelt wird. Der erste funktionale iPod-Prototyp entstand und es wurde klar, dass ein solches Gerät einfach und intuitiv zu bedienen sein muss. Phil Schiller hatte sich da schon vorneweg Gedanken gemacht und demonstrierte einen Prototyp der mit dem heute bekannten Clickwheel bedient wurde. Das Rad ersetzte Knöpfe.
Steve Jobs zeigte am 23. Oktober 2001, passend zum Weihnachtsgeschäft, den ersten iPod. 1000 Songs konnte der reinweiße, mobile Musikabspieler speichern. Zugleich wurden die ebenso weißen Kopfhörer zum Markenzeichen. Jedem Träger der Kopfhörer sah man sofort an, dass er ein iPod-Benutzer war. Auch heute ist dieses Markenzeichen noch tagtäglich wahrnehmbar. Ab sofort erlebte der iPod jährlich ein Update.
Die Designs wurden flacher, die Speicherkapazitäten wuchsen und aus dem Clickwheel wurde das Touch Wheel, denn es war nicht mehr mechanisch beweglich, sondern reagierte auf Berührungen. 2003 wurde der FireWire-Anschluss durch den Dockconnector ersetzt. Zugleich wurde 2003 der einmillionste iPod verkauft. 2004 erblickte der iPod mini das Licht der Welt – er war wesentlich kleiner und handlicher als der iPod classic. Ein Jahr später kam der iPod Shuffle, der mit Flashspeicher ausgestattet war und keinen Bildschirm besaß. Der iPod Photo wurde 2005 ebenfalls veröffentlicht. Er war ein normaler iPod der aber, dank Farbdisplay, auch Fotos darstellen konnte – er wurde allerdings nach 11 Monaten aus dem Sortiment genommen. Einige Wochen später wurde aus dem iPod mini der heute bekannte iPod nano.
Übrigens: Kein Gerät bei Apple hat, in seinen Generationen, öfter das Design geändert wie der iPod nano. Inklusive des originalen Vorreiter (iPod mini) veränderte sich das Design des iPod nano acht Mal und somit bei jeder Generation. Der iPod shuffle erlebte bisher insgesamt vier Generationswechsel. Der iPod Classic wurde 2009 zuletzt aktualisiert und hielt von 2001 bis 2009 insgesamt acht Generationen durch. Er ist heute immer noch mit der Technik von 2009 als Urgestein im Handel zu haben. 2007 stieß der iPod Touch in die iPod-Familie hinzu. Das Multitouchdisplay und der Homebutton lösten das Touch Wheel ab. Insgesamt fünf Generation gab es bisher vom iPod touch. Immer basierend darauf, dass es ein iPhone-Ersatz war, der alles konnte, außer zu telefonieren und mobiles Internet.
iTunes gab es schon vor dem ersten iPod. Erinnert sich noch jemand an SoundJam? So hieß iTunes viele Entwicklungsstufen vorher. SoundJam war ein Musikverwaltungsprogramm mit dem man den MP3-Player namens Rio am Mac mit Musik befüllen konnte. Zwei ehemalige Apple-Programmierer erstellten SoundJam. Apple kam kurze Zeit danach auf die beiden zu, kaufte SoundJam und setzte beide Programmier wieder auf die Gehaltsliste. 2001 stellte Steve Jobs iTunes auf der MacWorld vor. Mit iTunes konnten CD’s gerippt, gemischt und abgespielt werden. Mehr aber auch nicht. Erst später wurde der iPod zusammen mit iTunes zum Knotenpunkt der digitalen Musikindustrie. Dieser übrigens ging es durch die illegale Musikpiraterie damals extrem schlecht – man wusste schlichtweg nicht, was man machen sollte. Jobs half und überzeugte ab 2002 die Musikindustrie nach und nach davon, ihre Musik digital in iTunes anzubieten. 2003 bekam iTunes den iTunes-Music-Store – damit war es möglich digitale Alben zu kaufen, zu hören und auf seinen iPod zu kopieren. Erst viel später erweiterte sich der Produktkatalog und aus dem iTunes-Music-Store wurde der heute bekannte iTunes-Store. Es war der iPod, der den Antrieb zum digitalen Konsum voranbrachte. Auch der Podcast wäre ohne iPod nicht in dem Ausmaß zu finden, wie man ihn heute kennt. Heute gilt der Podcast als eine der wichtigsten Verbreitungswege für digitale Informationen (Audio und Video).
2014 ist das Konzept des iPod ganze 13 Jahre alt. Schaut man 13 Jahre zurück, fällt einem schnell auf, dass der iPod mittlerweile seinen großen Glanz verloren hat. iPhone, iPad und vor allem iOS haben dem iPod seine Funktion entnommen und stellen ihn in eine dunkle Ecke. Neukunden und auch Bestandskunden greifen zum iPhone und iPad – der iPod bleibt unbeachtet. Für den alten Musikabspieler wird sich nicht mehr interessiert – wobei er die letzten Jahre das Einstiegsgerät in die mobile Apple-Welt war. Gerade der iPod touch bot den günstigsten Einstieg in die iOS-Welt. Auch die neuen Quartalszahlen zum Quartal 1 – 2014 bestätigen, dass der iPod zum alten Aluminium gehört. 6 Millionen Geräte gingen demnach nur noch über die digitalen und realen Ladentheken. Das klingt viel, sind aber nur noch 48% dessen, was einst im gleichen Quartal des Vorjahres verkauft wurde. Das erkannte auch Tim Cook vor kurzer Zeit und ließ verlauten:
The way we look at it, our business is a sell-through point of view less iPod – all of us have known for some time that iPod is a declining business.
Eine Ära geht langsam, aber sehr sicher zu Ende. Neue Stellenausschreibungen von Apple nutzen „iPod“ als Aufgabengebiet, was so verstanden wird, dass man in Cupertino an einem neuen iPod-Lineup arbeitet. Doch „iPod“ konnte schon die letzten Jahre sehr stark als Synonym für „iPhone“ angesehen werden – gerade um iPhone-Projekte unter einem falschen Synonym zu tarnen. Apple kann und wird den iPod sterben lassen. Vielleicht nicht 2014, aber mit großer Sicherheit in absehbarer Zeit. Der iPod – bald ein Technikfossil für Nostalgiker.
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