15. August 2016

Aaron Baumgärtner

Telefon-Funktion: EU reguliert WhatsApp und Co.

Nachdem die stationären Telefone mobil und immer kompakter wurden, fanden mehr und mehr Funktionen ihren Weg auf die mobilen Endgeräte. Die Möglichkeit Telefonate zu führen wurde dabei nie ausgelassen, sondern vielmehr sogar in Messaging-Dienste wie WhatsApp oder den Facebook Messenger integriert. Nun wird eine neue Regelung diskutiert.

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Jeder kennt Dienste wie WhatsApp, Skype oder Google Hangouts und hat mindestens einen von ihnen wohl auch schon aktiv genutzt. Der Mehrwert liegt dabei klar auf der Hand. So ist nicht nur der schnelle Nachrichtenaustausch in Textform primärer Bestandteil, sondern zunehmend auch die integrierte Telefonfunktion eine praktische Ergänzung. Bereits seit einiger Zeit waren Hinweise ans Licht gekommen, die erahnen ließen, dass diese Messaging-Dienste bald strenger reguliert werden sollen – zumindest in der EU.

Während man bislang als Entwickler einer Messaging-App kaum Vorgaben hatte, die die Bedienung und Programmierung der Software regulieren sollten, will die Europäische Union nun härter durchgreifen und Vorgaben schaffen. Ausgehend von Telefongesellschaften wie die Deutsche Telekom, Telefónica oder Orange wurden Auflagen gefordert, die Messenger-Anbieter künftig auch ähnlich behandeln sollen wie Netzbetreiber. Grund hierfür war in erster Linie die nachträglich, durch Updates, eingespielte Telefonfunktion der Messaging-Dienst-Betreiber. Verteidigende Worte finden WhatsApp und Co. jedoch auch und argumentieren damit, dass sie ihre Dienste ausschließlich im Internet anbieten und damit nicht mit herkömmlichen Telekommunikationsunternehmen gleichgesetzt werden können.

An diese Argumentation setzen Netzbetreiber an und sehen die Tatsache, dass Messaging-Dienste ihren Service lediglich über das Internet verbreiten, als Problem an. Diese Unternehmen haben die Möglichkeit großes Geld zu verdienen, ohne dabei großartig in den Ausbau der Netzstruktur investieren zu müssen. Dieser Vorgabe unterliegen Netzbetreiber jedoch. Abschließend entgegnet die Seite der Messaging-Dienste mit den Worten, dass das Angebot der Netzbetreiber für mobiles Internet erst durch Dienste, wie die der Messaging-Unternehmen, attraktiv werde.

Neue Regelung bereits im September

Dem Hin und Her soll dank einer Neuregelung im September ein Ende gesetzt werden. So berichtet die Financial Times derzeit von einem Entwurf der Europäischen Union Kommission, dass die Richtlinien in Bezug auf Telekommunikation überarbeitet werden sollen. Demzufolge sollen Anbieter von Messaging-Apps mit Sitz in den USA künftig einer neuen Sicherheits- und Vertraulichkeitsregelung unterliegen, die es einzuhalten gilt. So wurden zudem finanzielle Aspekte angesprochen und untermauert. Messenger-Betreiber sollen in Zukunft klare Richtlinien erhalten, wie sie mit den Daten ihrer Kunden Geld verdienen dürfen.

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Als weitere Neuerung zählt die Adaption von Messanger-Diensten an Telekommunikationsunternehmen. Demnach sei es ab September dieses Jahres Pflicht durch ein neues Update eine Notruf-Funktion in die bestehende Messaging-App einzubauen. WhatsApp, Facebook und Co. sollen also bereits ab nächstem Monat mit einer solchen Funktion ausgestattet werden. Mehr Details, Richtlinien und weitere Beschränkungen sind derzeit nicht bekannt. Auch ein genaues Datum im September wurde noch nicht offiziell bestätigt.

25 Gedanken zu „Telefon-Funktion: EU reguliert WhatsApp und Co.“

  1. Telefon Firmen, vielleicht auch die EU, vergessen wohl gerne das der Benutzer ja schon für die Benutzung des Internets bezahlt hat und darüber irgendwelchen Daten laufen, das können auch Audiodaten sein oder Fernsehen. Auf alle Fälle sind es Internet Daten. Die auch ihre Nachteile haben wenn das Netz nicht schnell genug ist. Ich hoffe nicht, dass die Telefon Firmen jetzt doppelt verdienen wollen an Ihren Internetzugängen, zum einen an den Daten also der reinen Internetleitung und dann zusätzlich noch für Telefoniedaten per Internet. So wie die Telekom das bei Video Daten ja schon angefangen hat, da müssen Anbieter zusätzliche Gebühren bezahlen damit ihre Videos schnell genug durch das Netz geschickt werden.
    • Der Grund dafür ist, dass die großen Firmen mit eigener Netzinfrastruktur, wie bspw. die Telekom, durch die Regulierung gezwungen ist die eigene Infrastruktur der Konkurrenz zu überlassen. Was dazu führt, dass es die ganzen Discount-Anbieter gibt. Wenn jeder für den Internetzugang das bezahlen würde, was er kosten müsste, wäre es den TelKo-Konzernen vermutlich egal, wenn der Kunde über WhatsApp und Co. telefoniert. Dann wäre aber ja wieder der Wettbewerb in Gefahr. Kurzum, wenn man das Modell in der derartigen Form halten will, müssen die Konkurrenten ebenfalls reguliert werden. Im übrigen ist es immer schön zu sehen, dass alles billiger werden soll aber das eigene Gehalt möglichst jedes Jahr steigt. Habt ihr euch schon mal gefragt, wie das funktionieren soll? Bei der Telekom, Vodafone etc. arbeiten auch Leute…
  2. Schade, dass dieser Kommentar auch noch von anderen Leuten likes bekommt… Ohne die EU wären wir vielleicht nicht zu dem heutigen Fortschritt imstande oder könnten uns die Innovationen nicht leisten.. Erst nachdenken und dann posten! Die EU ist nicht einfach eine Organisation, der man alles anhängen kann, was gerade im Zweifel nicht so läuft
    • Ohne EU hätten zumindest wir als Geld bringendes Land die wenigsten Probleme in Europa verglichen mit dem Rest. Hat die Schweiz „EU orientierte“ Probleme?
      • Ohne der EU ginge es der Schweiz noch viel schlechter, als es ihr sowieso schon geht. Nur hat das glaube ich hier eher weniger zu suchen.
  3. Ich würde gerne wissen wo die Stimme des kleinen Mannes in der EU Gehör findet. Ich sage nur Energiewende zum Beispiel. Und da wundert man sich warum die EU immer mehr Gegner bekommt.
    • Sehr richtig. Rund 15.000 Lobbyisten gibt es alleine in der EU-Stadt Brüssel. Wundert es da noch jemanden? „Unsere“ Interessen vertreten die zumindest nicht.
  4. Einen Dienst, welcher mit meinen Daten Geld verdienen soll/darf, werde ich nicht in Anspruch nehmen. Dienste bezahle ich ausschließlich mit meinem Geld, aber nicht mit meinen Daten. Punkt.

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