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Skullcandy Crusher ANC im Test: Wenn der Bass das Ohr inhaliert | REVIEW

Der amerikanische Kopfhörerhersteller Skullcandy hat das Sortiment um ein weiteres Premium-Produkt erweitert. Dabei wurden zwei schon bekannte Geräte in den Mixer geworfen und mit ein paar Optimierungen sowie Upgrades gewürzt. Das Ergebnis war ein Cocktail, der das Beste aus dem Skullcandy Venue und Skullcandy Crusher hervorzaubern sollte. Geboren war der Crusher ANC, den ich Euch im heutigen Review vorstellen werde. Dafür hat uns der Hersteller ein Testexemplar zukommen lassen, wofür wir uns herzlich bedanken möchten. Viel Spaß beim Lesen! Übrigens: Die meisten Skullcandy Produkte findet ihr auch hier auf Amazon!

EINSATZGEBIET

Wenn Ihr bereits mein Review zu den Powerbeats Pro gelesen habt, wisst Ihr bereits einige Fakten über mich.

Erstens: Ich bin ein absoluter Wireless-Headphones-Freak mit einem Faible für In-Ears.
Zweitens: Meine Use Cases sind vielfältig und erfordern hohe Flexibilität der Kopfhörer.
Drittens: Die Abschirmung der neuen Powerbeats ist grottenschlecht.

Das bedeutet, dass ich für lautere Umgebungen etwas Vernünftiges brauche; Kopfhörer mit vernünftiger, aktiver Geräuschunterdrückung sowie langer Akkulaufzeit und geilem Sound müssen her. Der laute Münchener Großstadtalltag soll damit endlich der Vergangenheit angehören, Zugfahrten und Flüge deutlich ruhiger werden. Da kommen mir die neuen Bluetooth-Geräte von Skullcandy gerade recht.

VERPACKUNG & INHALT

Die eigentliche Box, in der sich die Kopfhörer befinden, ist noch von einem ‚Verhüterli‘ umgeben. Darauf sind die wichtigsten Eigenschaften, verschiedene Logos und Slogans sowie ein 3D-Artwork auf der Seite angebracht. Die schwarze Box ist dagegen schlicht schwarz mit dem Firmenlogo auf der Vorderseite. Im Inneren findet sich die umfangreiche Anleitung und das mesh-graue Reiseetui mit den Kopfhörern sowie dem Zubehör. Letzteres besteht aus einem AUX-Kabel mit Bedienfeld sowie einem USB C- auf USB A-Kabel. Hallelujah, Mikro-USB wird langsam auch von der breiten Masse ins Nirvana verbannt. 

Die Verpackung und der Inhalt

DESIGN

Der Crusher ANC kommt in einem attraktiven und matt gehaltenen Weinrot mit dunkelgrauen Akzenten daher. Die Ohrpolster an den Muscheln sowie am Bügel sind aus farblich passendem Kunstleder. 

An der linken Hinterseite befinden sich die Batterieanzeige und der Powerbutton, welcher gleichzeitig für das Pairing und die Aktivierung der Geräuschunterdrückung genutzt wird. Darunter ist ein Schieberegler angebracht, über den der haptische Bass gesteuert werden kann. Ruhig Blut, zu den genauen Funktionalitäten komme ich noch.

Drei runde Knöpfe sind wiederum an der rechten Hinterseite angebracht. Die Lautstärke sowie Vor- und Zurückspielen wird über den oberen bzw. unteren Knopf gesteuert. Der mittlere Button ist u. a. für Play/Pause und die Anrufsteuerung zuständig.

Die Hardware-Ausstattung der Kopfhörer

Auf beiden Hörmuscheln sind im unteren Bereich die Umgebungsmikrofone angebracht.

Ansonsten finden sich an der ein oder anderen Stelle kleine Details, die aber eher unscheinbar sind. So zum Beispiel sind auf dem rechten Bügel die Koordinaten der sich in Utah befindlichen Skullcandy-Zentrale aufgedruckt. Die kleinen Totenkopf-Logos in glänzendem Grau befinden sich auf halber Höhe der Bügel. 

Die Koordinaten führen uns zur Geburtsstätte des Kopfhörers.

DER TRAGEKOMFORT

Die Crusher ANC sind klassische Over-Ears. Das bedeutet, dass sie nicht auf den Ohren aufsitzen, sondern diese komplett umschließen. Und das weiß ich wirklich zu schätzen, da mir der Anpressdruck bei On-Ear-Geräten mit der Zeit zu intensiv ist. Dafür sind die Dimensionen der Skullcandy-Aussparungen etwas größer. Das kann bei manchen Personen wiederum zu erhöhtem Drücken am Kiefer führen (v. a. beim Kauen oder Sprechen). Für meine Kopfform waren die Aussparungen jedoch perfekt und der Anpressdruck ideal. Einzig das Gewicht ist nicht zu unterschätzen (knapp über 300 g), was durch die größeren Akkus sowie die verbaute Technik zu begründen ist. Als überwiegender In-Ear-Träger ist das anfangs eher ungewohnt. 

Des Weiteren habe ich noch einige ‚Accessoire-Tests‘ durchgeführt: Werden nicht allzu große Ohrstecker/Ohrringe getragen, stellen die Skullcandys kein Problem dar.

Jedoch hatte ich meine Schwierigkeiten beim Tragen einer Brille. Dabei war die Gestellstärke nicht entscheidend. Nach nur wenigen Minuten sorgten die Ohrpolster für ein unangenehmes Engegefühl zwischen Brille und Ohr. Das mag sich zwar je nach Anatomie unterscheiden, mich hat es aber gestört.

FUNKTIONEN

Der Skullcandy Crusher ANC bringt eine gewaltige Ladung an Features mit sich. In den nächsten Absätzen werde ich auf die wichtigsten und interessantesten Funktionen eingehen.
Die Ergebnisse meiner einzelnen Tests folgen im nächsten Kapitel.

Adjustable Sensory Bass (Crusher)

Auch wenn diese Funktion zunächst etwas kryptisch klingen mag, ist sie die wahrscheinlich entscheidendste dieser Kopfhörer. Der sensorische Bass ist nicht nur zu hören, sondern regelrecht zu fühlen. In der Praxis bedeutet das, dass die Speaker die Tiefen über haptisches Feedback an das Ohr (oder eher den ganzen Kopf) übertragen, ähnlich wie der Vibrationssensor der Apple Watch oder der neueren iPhones. Über den zuvor erwähnten Schieberegler ist die Intensität einstellbar. Die Technologie ist soweit schon vom kleinen Bruder Skullcandy Crusher bekannt.

Active Noise Cancellation (ANC)

Neben der vorhandenen Passivdämpfung (entweder durch Silikonaufsätze bei In-Ears oder Ohrschalen bei On-/Over-Ears) ergänzen viele Hersteller ihre Bügelkopfhörer mit einer elektronischen Geräuschunterdrückung. Die Mikrofone nehmen die Geräuschkulisse der unmittelbaren Umgebung auf und versuchen durch Gegenschallwellen, die Störgeräusche zu reduzieren. Auch Skullcandy hat dem Crusher ANC (genau wie dem Venue Noise) diese Funktion spendiert. Per Knopfdruck kann das ANC angeschaltet/abgeschaltet werden.

Interessantes Add-on: Die linke Außenseite ist touch-sensitiv. Ein kurzes Auflegen der Handfläche aktiviert den so genannten Ambient Mode, wodurch der Kopfhörer ‚transparent‘ werden und die Umgebungsgeräusche sogar verstärken soll.

Personal Sound

Wenngleich nach dem ersten Koppeln des Gerätes sofort nach der im App Store erhältlichen App (Affiliate-Link) verlangt wird, könnte der Kopfhörer grundsätzlich auch ohne deren Installation verwendet werden. Die Technologie Personal Sound erfordert jedoch die Verwendung der App. Durch einen in stiller Umgebung durchzuführenden Audiotest wird ein individuelles Soundprofil erstellt. So sollen die Tiefen noch weiter verbessert und der Klang allgemein geschärft werden. Dabei können auch mehrere Profile für unterschiedliche Personen oder Anwendungsszenarien angelegt werden. 

So sieht es aus, wenn die Hörtests in der App vorgenommen werden.

Weitere Funktionen

Bei der Verbindung wird auf Bluetooth 5.0 gesetzt, eine gute Entscheidung. 

Ansonsten wird bei der Akkulaufzeit von „Bis zu 24 Stunden“ gesprochen. Das wird sich jedoch drastisch verkürzen, sollte ANC aktiviert und der Bassregler relativ hoch eingestellt sein.
‚Offline‘-Hören per angeschlossenem AUX-Kabel bleibt aber als Ausweichoption. 

Zuletzt ist in den Kopfhörern ein Tile-Tracker verbaut. Nach erfolgter Registrierung wird der letzte Standort der Headphones angezeigt, an dem eine Verbindung mit dem Smartphone erfasst werden konnte. Bei tatsächlichem Verlust hilft die gesamte Tile-Community beim Aufsuchen des Gerätes.

Es wird auch auf der Verpackung mit dem Tile-Feature geworben.

TESTERGEBNISSE

SOUND

Auf diesen Teil freue ich mich bei jedem Kopfhörer. Das Achten auf Details beim Musikhören ist mir immer wichtig. Doch gerade beim Produkttest fokussiere ich mich sehr konzentriert auf die feinsten Nuancen. Und von Letzterem bietet der Crusher ANC sicherlich nicht zu wenig. Wie immer sind das meine subjektiven Eindrücke. 

Angefangen habe ich mit Dubstep, genauer gesagt: The Nth. von OVERWERK (Affiliate-Link). Und hier zeigt der Kopfhörer schon allzu gut, was er kann. Das Stück ist geprägt von fein getrennten Höhen zu Beginn, später folgen die typischen Drops und das basslastige Main Theme. Und Holla, die Waldfee – schon bei geringer Lautstärke und ‚sanft‘ eingestelltem Bassregler verpassen mir die Tiefen einen solch brutalen Schlag, dass ich erstmal ein paar Minuten gebraucht habe, um klarzukommen. Das neuartige Vibrieren ist zunächst eher verstörend, die Gewöhnung folgt aber nach einigen Minuten. Auf der höchsten Bassstufe und bei etwas mehr Lautstärke beginnt eine kaum auszuhaltende Rüttelfahrt des Hörorgans – unangenehm, aber trotzdem irgendwie geil. Es fühlt sich an, als würde man den Kopf in einen Nubert-Tieftöner stecken. Nach dem Lied und einer kleinen Verschnaufpause ist mir eher schwindelig; war doch etwas viel für den Anfang.

Trotz des heftigen Bass-Erlebnisses sind die Mitten und Höhen klar abgegrenzt und verschwinden keineswegs hinter den Tiefen. Der dumpfe Schleier, den man von manch anderen ‚Bass-Experten‘ kennt, fehlt hier zum Glück.

Als nächstes habe ich mich an Hip-Hop gewagt. Zum Einsatz kam mein seit Monaten anhaltender Ohrwurm I like it (Affiliate-Link). Sogleich fällt das Piano-Riff im Hintergrund auf, welches ich nur mit wenigen Kopfhörern so klar wahrnehmen konnte. Allgemein sind die einzelnen Musikspuren gut voneinander abzugrenzen, wenn genauer darauf geachtet wird. Außerdem sind auch die Stimmen mehr als deutlich. Ich finde es immer schön, wenn so viele Details wiedergegeben werden, dass sogar kleine Eigenheiten des Sängers (z. B. verursacht durch Lippen und Zunge) übertrieben klar wahrzunehmen sind. Bei Cardi B wären das die harten S-, T- und Zischlaute. Es klingt, als würde sie neben mir sitzen und ins Ohr singen – „Okkuurrrrt“…
Der Bass ist auch hier überragend, bereits ⅕ des Bassreglers reichen für mich aus. Das Problem ist, dass es oft ein schmaler Grad zwischen ‚zu viel‘ und ‚zu wenig‘ Bass ist. Es reicht manchmal ein Windhauch, um ins Extrem zu rutschen. 

Hat man noch nicht genug, kann man sich auch in komplett andere Sphären dröhnen – Vibrationsmassage vom Feinsten gäbe es mit Lick von Cardi B und einen ordentlichen Frequenztiefgang mit Limit to Your Love von James Blake.
„Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren HNO-Arzt.“

Schicken wir noch etwas Spezielleres ins Rennen, denn für mich ist das gesamte Klangerlebnis wichtig. Und das stimmt selten so gut wie bei klassischer Musik. Für meinen Test kam die Symphonie No. 40 in G-Moll von Mozart zum Einsatz. Das Molto allegro (Affiliate-Link) sollte den meisten geläufig sein.

Augen zu, Musik an: Schon sitze ich in einem Konzertsaal des 18. Jahrhunderts. Doch geht es mir vor allem um die Pausen des Stückes, in denen sich das für digitale Kopfhörer typische Grundrauschen bemerkbar macht. Auch der Crusher ANC ist davon infiziert und das nicht zu knapp. Bei ruhigen Stellen dieses Stückes verlagert sich das Orchester aus dem Konzertsaal an die Adria, im Hintergrund das leise Rauschen des Meeres. Das klingt poetisch, nervt mich aber ungemein und geht überhaupt nicht. Das Gerausche bleibt auch präsent, wenn bei eingeschalteten Kopfhörern keine Wiedergabe erfolgt (egal, ob ANC an oder aus).

Als letztes habe ich mir noch ein paar Podcasts angehört – Apfelplausch versteht sich. Die Stimmen werden für meine Ohren verständlich abgemischt wiedergegeben. Hier kann auch gut getestet werden, wie sich das Klangbild beim Verschieben des Bassregler verändert: nämlich überhaupt nicht. Denn normale Spuren von Sprachstimmen haben keinen wirklichen ‚Bass‘, weswegen der Sensory Bass auch korrekterweise nicht einsteigt. Das ist wirklich positiv anzumerken.
Und wie bereits weiter oben angesprochen, erhalte ich keinen dumpfen Klangteppich bei Erhöhung der Bassintensität.
Leider bleibt auch hier das eher dominante Rauschen nicht aus.

Der Schieberegler des Sensory Bass

NOISE CANCELLING

Sodala, jetzt geht’s zur aktiven Geräuschunterdrückung der Kopfhörer. Ich habe sie dabei in den verschiedensten Alltagsszenarien verwendet und deren Performance getestet.

Zu allererst habe ich sie getragen, während sich zwei bis drei andere Leute im selben Raum miteinander unterhalten haben. Die geringste Nähe zu einer anderen Person betrug ca. einen Meter, die Gesprächslautstärke war normal. Bei eingeschaltetem ANC, einer Lautstärke von 50% und ¼ des Bassreglers war maximal ein leichtes Gebrummel wahrzunehmen – aber auch nur, wenn ganz genau hingehört wurde. Bei lauteren Gesprächen und deutlicherem Reden können einzelne Teile des Gesagten verstanden werden, solange man die Lippenbewegungen nachvollziehen kann. Hier punktet die Geräuschunterdrückung durchweg, da die Frequenzen während einer normalen Unterhaltung recht ausgeglichen und homogen sind. Mit heftigen Störgeräuschen, die das ANC aus der Reihe werfen könnten, ist nicht unbedingt zu rechnen. 

Ganz anders verhält es sich bei einer Zugfahrt. Zunächst sieht sich der Crusher ANC einer weitaus höheren Lautstärke durch das Bahnhofgetummel konfrontiert. Wenngleich dieses stark abgeschirmt wird, ist es noch deutlich wahrzunehmen. Angenehmer wird es aber in jedem Fall. Das Dämmen des Zug-typischen Dröhnens während der Fahrt gehört auch zu den Glanzleistungen des Kopfhörers. Jedoch schwächelt er bei plötzlich auftretenden Geräuschen, z. B. einer sich öffnenden Tür oder dem Klappern von Plastikteilen. Tatsächlich werden die Gespräche im Vergleich zum obigen Szenario eher schlecht gefiltert. Im Zug oder Flugzeug liefern andere ANC-Geräte im Normalfall etwas mehr.

Als letztes etwas lyrischer: 

Nacht war es, der Mond schien hell.
Da ging ich durch den Ort recht schnell.
Das Dorf, in dem ich ward geboren
Mit Kopfhörern auf meinen Ohren. 

Naja ok, lassen wir das… Ich spreche von einem abendlichen Spaziergang vorbei an einer leicht befahrenen Dorfstraße. Die Lautstärke war ebenfalls bei 50% und das ANC eingeschaltet. Insgesamt war ich hier von den Leistungen der Headphones am meisten begeistert. Der leichte Abendwind, der ohne ANC sehr deutlich war, konnte fast vollständig ausgeblendet werden. Die vorbeifahrenden Autos waren zwar hörbar – Hexen kann der Crusher ANC immerhin auch nicht -, aber die Dämpfung war in Ordnung. Die Fahrzeuge klangen vielmehr wie beschleunigende E-Autos mit Ventilatoren auf dem Heck. An dieser Stelle muss ich aber erwähnen, dass bei diesen Tests Noise Cancelling-Kopfhörer in ähnlichen oder sogar niedrigeren Preisregionen besser performen (z. B. der Bose QC 35 II).

Eine Kapuze sollte bei zu dominanten Störgeräuschen nicht zwingend aufgesetzt werden, da sonst die Mikrofone abgedeckt werden. Dann lässt das ANC ganz schnell nach.

Letztlich noch etwas Allgemeines zum Thema: Die meisten Geräte mit ANC verursachen bei manchen Personen einen unangenehmen Druck – nicht der Anpressdruck der Muscheln – auf den Ohren. Leider ist das bei diesen Kopfhörern der Fall. Es fühlt sich ständig so an, als würde ich ein bis zwei Meter tief tauchen und keinen Druckausgleich machen. Schade, denn bei anderen Herstellern habe ich dieses Problem oftmals nicht oder in kleinerem Ausmaße. Andererseits gibt es auch genug Leute, die diesen Druck gar nicht wahrnehmen.

PERSONAL SOUND

Auch wenn die beiden obigen Kapitel die an sich wichtigsten Funktionen behandelt haben, möchte ich das Thema der Sound-Personalisierung nicht vernachlässigen. Denn in der Theorie klingt das alles ziemlich gut.
Zunächst ist es Voraussetzung, die Skullcandy-App herunterzuladen. Diese verbindet sich bei per Bluetooth mit den eingeschalteten Kopfhörern. In den Einstellungen kann das Produkt dann mit einem Nutzerkonto verbunden werden. Die Registrierung ist aber kein Muss – sehr gut! 

Es gibt jedoch ein ganz entscheidendes Feature der App: Das Klangbild kann nach den individuellen Hör-Eigenschaften des Trägers angepasst werden. Dahinter steckt das schwedische Unternehmen Audiodo, das auf eine 20-jährige Historie im Bereich Sound-Personalisierung zurückblicken kann. Auf der IFA 2019 haben sie zusammen mit Skullcandy ihre Technologie für den kommerziellen Einsatz bei Kopfhörern gelauncht.

Der Vorgang zum Erstellen eines solchen Audioprofils erinnert stark an den Hörtest beim Ohrenarzt. Nacheinander werden Euren Ohren verschiedene Frequenzbereiche vorgespielt, die lauter und leiser werden. Auf dem Display Eures Smartphones wird dann gefragt, ob Ihr den Ton noch wahrnehmen könnt oder nicht. Nach ein paar Minuten ist der Test beendet und Ihr seht anhand einer grafischen Auswertung Euer Ergebnis. Basierend darauf soll noch mehr Tiefe und Klarheit des Sounds erzeugt werden. 

Ich bin ehrlich: Mehrmals habe ich die Sound-Optimierung vorgenommen – immer mit ‚ausgeruhten’ Ohren, immer in stiller Umgebung. Jedes Mal habe ich den direkten Vergleich mit denselben Songs, Stücken und Podcast-Folgen gemacht. Der einzige, persönlich wahrnehmbare Unterschied war bei einem klassischen Stück durch mehr Klangvolumen in den Höhen. Das war’s dann aber auch schon. Es kann sein, dass meine Ohren zu unsensibel sind, aber mich hat es nicht von den Socken gehauen. 

SONSTIGES

An sich sind die ausschlaggebenden Punkte behandelt. Trotzdem möchte ich noch auf ein paar Kleinigkeiten eingehen.  

Ein großes Lob muss ich für den so genannten Ambient Mode aussprechen, der genau das Gegenteil von Noise Cancelling macht. Er verstärkt die Umgebungsgeräusche und wird aktiviert, indem man die Handfläche für einige Augenblicke auf die linke Hörmuschel legt. Ansagen im Zug oder kurze Gespräche werden so kinderleicht wahrgenommen, ohne den Kopfhörer absetzen zu müssen. 

Zwar handelt es sich um einen Bluetooth-Kopfhörer, den die meisten auch als solchen verwenden. Trotzdem legt Skullcandy ein separates AUX-Kabel mit Bedienfeld bei. So kann auch für Sound gesorgt werden, wenn die Batterien leer bzw. die Headphones ausgeschaltet sind oder das Abspielgerät kein Bluetooth hat. Rein klanglich hätte ich ihn dann mit dem Sennheiser HD 598 CS verglichen. Natürlich funktionieren der sensorische Bass und die aktive Geräuschunterdrückung im ausgeschalteten Zustand nicht mehr. Jedoch gibt es bei der Kabelverwendung kein Grundrauschen. Ist man also in einer Situation, in der getrost auf Bluetooth, ANC und heftigen Bass verzichtet werden kann, ist die ‚analoge‘ Verwendung vielleicht gar keine schlechte Alternative. Auf Reisen würde ich aber doch lieber eine Powerbank mitnehmen, um den Kopfhörer aufzuladen.
Die Benutzung mit Kabel bei eingeschaltetem Kopfhörer klappt auch, sollte das Bedienfeld am AUX-Stecker bevorzugt und ANC verwendet werden. 

Zur Hardware-Bedienung des Kopfhörers muss ich nicht viel sagen. Durch die vielen Knöpfchen und Schalter erhält man ein gewaltiges Konvolut an Steueroptionen. Das überfordert zwar zunächst und bedarf einiges an Übung. Nach einigen Tagen trial’n’error bekommt man aber ein Gefühl, wie viele Taps auf einen Schalter welche Aktion auslösen.

Zuletzt noch einige Worte zum Telefonieren mit dem Crusher ANC: Die Mikrofone sind wirklich in Ordnung, sowohl im Wireless- als auch im Kabelbetrieb. Der Gesprächspartner hört alles in ausreichender Lautstärke, Störgeräusche gibt es nur selten. Anders sieht es leider bei der Speaker-Lautstärke während eines Telefonats aus. Selbst bei maximalem Volume habe ich sehr gut zuhören müssen, um alles Gesagte verstehen zu können. In lauteren Umgebungen war es dann fast unmöglich, anständig zu telefonieren. 

PREIS

Das Finanzielle der Crusher ANC ist schnell behandelt. Zum momentanen Zeitpunkt (Ende Oktober 2019) sind sie für EUR 299,99 direkt bei Skullcandy in den Farben Schwarz und Deep Red zu kaufen. Allmählich finden sie sich auch bei den ersten Händlern, jedoch zu ähnlichen Preisen.

Bekannte und von mir sehr geschätzte Produkte im Bereich Noise Cancelling wären z. B. die Sony WH-1000XM3 oder die Bose QuietComfort 35 II für rund EUR 260,-.

Die Bose NC 700 (Affiliate-Link) kommen auf etwas über EUR 300,- und bei den Master & Dynamic MW65 reden wir von fast EUR 480,-.

Mit einem Preis knapp unterhalb der 300er-Grenze bewegt sich der Crusher ANC somit in einem typischen Rahmen für diese Art der Kopfhörer.

HIER: Alle SKULLCANDY Produkte bei Amazon 

FAZIT

Zusammenfassend hat der Skullcandy Crusher ANC sicherlich einiges zu bieten und schlägt sich in den Tests überwiegend gut. 

Das gesamte Sound-Paket ist für mich ein absoluter Pluspunkt. Die Höhen sind klar, die Mitten ausgeglichen und die Tiefen machen ihrem Namen alle Ehre. Hinzu kommt der haptische Bass, der für ein völlig neuartiges Klangerlebnis sorgt, ohne dabei den Rest des Sounds negativ zu überdecken. Hier steckt sicherlich ein ganzes Stück an Engineering dahinter, wovor ich sehr viel Respekt habe. 

Trotzdem sei erwähnt, dass die Bass-Vibration sicherlich nicht Jedermanns Geschmack ist. Aus meiner Sicht ist es ein dünner Grad zwischen ‚zu viel‘ und ‚gerade richtig‘. Hört man nicht die richtige Musik, bleibt viel Potential des Sensory Bass auf der Strecke. 

Das Active Noise Cancelling erfüllt an und für sich seine Aufgabe. In den meisten Situationen ist die Performance ausreichend, da Störgeräusche in ordentlichem Maße herausgefiltert werden. Bei plötzlich auftretendem Lärm, der vom sonstigen Umgebungssound abweicht, schwächelt der Crusher ANC etwas. Da können Konkurrenzprodukte oftmals mehr. Ein anderes Manko ist in dem Zusammenhang das auffällige Hintergrundrauschen, das im Vergleich zu anderen Kopfhörern dieser Art deutlich präsenter ist. 

Schön ist dagegen, dass manuell zwischen ANC-On, ANC-Off und Transaprenzmodus gewechselt werden kann. Für jede Situation sollte also der richtige Mode dabei sein.

Für mich ist die Sound-Personalisierung durch Audiodo momentan mehr Show Case und Spielerei als tatsächliche Optimierung. Dagegen sei aber gesagt, dass die Technologie erst seit einigen Wochen vermarktet wird und sich das Kunden-Feedback eher noch in Grenzen hält. Ich kann mir gut vorstellen, dass Verbesserungen sowie weitere Anwendungsszenarien in naher Zukunft etabliert werden können. Dann wäre auch damit zu rechnen, dass größere Unterschiede durch Personal Sound festzustellen sind. 

Das Design des Kopfhörers ist aus meiner Sicht gelungen. Die kleinen Details, auf die ich immer extrem scharf bin, finde ich auch hier (z. B. die Koordinaten am Bügel oder die glänzenden Logos). Vor allem in der dunkelroten Farbe macht der Crusher ANC einen verdammt lässigen Eindruck – mal etwas anderes als nur schwarz-grau.
Aber Ihr wisst ja: Der Look ist und bleibt subjektiv.

Ansonsten erhalten wir noch einige kleine Add-ons, darunter der integrierte Tile-Tracker, Laden per USB C oder die chice Reisetasche. Das ist alles nice-to-have, spielt für die Endauswertung aber keine allzu große Rolle. 

Alles in allem bietet der Skullcandy Crusher ANC ein rundes Gesamtpaket für soundverliebte und stilbewusste Over-ear-Fetischisten auf der Suche nach etwas Besonderem. Das Feature-Bundle aus ANC und sensorischem Bass ist in jedem Fall eine Konstellation, die so auf dem Markt noch nicht anzutreffen ist. Die gute Mischung und Abstimmung der Technologien aufeinander hat Skullcandy umsetzen können. Größere Schwächen finden sich lediglich in der ANC-Technologie, die noch eher unausgereift wirkt. 

Die UVP von EUR 299,99 siedelt sich im Bereich der Noise Cancelling-Geräte im Mittelfeld an. Beschränke ich mich auf die Qualität der Geräuschunterdrückung, würde ich sagen, dass der Preis etwas zu hoch angesetzt ist. Andere Headphones würden da eine vernünftigere Alternative mit besserem Preis-Leistungsverhältnis darstellen. Aber mit Hinblick darauf, dass zusätzlich weitere, nützliche Technologien verbaut sind, relativiert sich der Preis wieder. Durch den sensorischen Bass und das zukünftige Potential von Personal Sound ergibt sich ein doch faires Angebot.

Wer also auf der Suche nach einem gut klingenden Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung ist und einen Faible für Bass-Extrema hat, ist mit dem Skullcandy Crusher ANC bestens beraten.


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Valentin Heisler
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3 Kommentare zu dem Artikel "Skullcandy Crusher ANC im Test: Wenn der Bass das Ohr inhaliert | REVIEW"

  1. WanniS 6. November 2019 um 17:30 Uhr ·
    Da muss man sich doch einen Tag Urlaub nehmen um das alles zu lesen 😳
    iLike 15
  2. Huu 6. November 2019 um 19:43 Uhr ·
    Tolle Rezension! 👍🏼
    iLike 3

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