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Blue Yeti Nano im Test: Premium-Mikrofon für Einsteiger? | REVIEW

Wer hin und wieder unseren Apfelplausch-Podcast hört, hat sicherlich schon mitbekommen, dass bei Roman und Lukas die Geräte von Blue Microphones zum Einsatz kommen. Nun hab ich mir das USB-Broadcast-Mikrofon Yeti Nano auch mal näher angesehen und berichte Euch heute davon.

Viel Spaß beim Lesen :)

EINSATZZWECK

Längst ist YouTube nicht mehr die einzige große Broadcasting-Plattform im Web. Parallel haben sich Formate wie Streaming oder Podcasts entwickelt, die sich einem zunehmend großen Zuspruch an Konsumenten – aber auch Produzenten – erfreuen. Der Unterschied zu früher: Wer jetzt mit Content-Creation anfängt, möchte von Beginn an ordentliche Qualität abliefern und ein anständiges Mikrofon gehört da quasi zur Grundausstattung. Trotzdem will sich niemand in horrende Unkosten stürzen. Genau für solche Producer hat Blue Microphones das Yeti Nano als kleines, dafür aber aufgemotztes Geschwisterchen des Blue Yeti im Sortiment. Das Ziel ist es, dem Hobby- oder Einstiegs-Broadcaster ein preiswertes Mikrofon in Studio-Qualität an die Hand zu geben, welches trotzdem minimalistisch und einfach in der Bedienung ist. 

VERPACKUNG & INHALT

Die Vorderseite des Umkartons zeigt eine große Abbildung des Mikrofons und einige Schriftzüge. Auf den anderen Seiten finden sich die technischen Features. Außerdem erhalten wir eine humoristische Erklärung, was denn nun ein „Yeti Nano“ sein soll – ganz klar: zum ersten eine kleinere Version des bekannten Schneemannes, zum zweiten ein unfassbar vielseitiges USB-Mic. Definitiv witzig, wenngleich die Messlatte hoch angelegt wird. 

Insgesamt ist die Verpackung ganz nett gestaltet und kompakt gehalten. Da jedoch alle Texte auf Englisch und zusätzlich Französisch sind, wirkt es etwas überladen.

Die Verpackung des Yeti Nano - informativ und gleichzeitig witzig.

Die Verpackung des Yeti Nano – informativ und gleichzeitig witzig.

Im Inneren finden wir das Mikrofon, weich eingepackt in Schaumstoff. Dazu gibt es einen kleinen, aber äußerst soliden Standfuß. Des Weiteren liegt ein Anschlusskabel (Micro-USB auf USB-A), ein Adapter für verschiedenste Mikrofonhalter und etwas Paperwork bei. 

Das ist alles im Lieferumfang enthalten.

Das ist alles im Lieferumfang enthalten.

DESIGN

Das Anhängsel „Nano“ macht seinem Namen alle Ehre, denn das Mikrofon ist tatsächlich überschaubar groß. Zusammen mit dem Standfuß haben wir eine Breite von 9,5 cm und eine Höhe von etwas mehr als 21 cm. 

Das Material besteht aus gut verarbeitetem Aluminium mit einigen Chrom-ähnlichen Zierelementen (z. B. Blue-Logo oder Ring unterhalb der Membran). Zusammen mit den geschwungenen Formen und den geraden Kanten wird dem Yeti Nano ein bisschen Nostalgie eingehaucht. 

Das Design ist chic und die Verarbeitung einwandfrei.

Das Design ist chic und die Verarbeitung einwandfrei.

Auf der Vorderseite des Mikrofons befindet sich ein Volume-Regler für angeschlossene Headphones. Bei Betätigung fungiert dieser auch als Mute-Schalter. An der Rückseite ist der Pattern-Switch, um zwischen Nieren- und Kugelmodus zu wechseln. Was das ist, erkläre ich später noch.

Am Boden ist der 3,5 mm-Kopfhörerausgang und der Micro-USB-Anschluss zum Verbinden mit dem PC. Dazwischen ist eine Aussparung für den beiliegenden Adapter, um das Yeti an Stativen mit 3/8“ oder 5/8“ Gewinden zu befestigen. 

Dank Adapter passt das Yeti Nano auf die meisten gängigen Mikrofonständer.

Dank Adapter passt das Yeti Nano auf die meisten gängigen Mikrofonständer.

HANDLING

An sich muss nicht mehr getan werden, als das Mikrofon mit dem Computer zu verbinden. Schon kann man mit dem Aufnehmen loslegen. Denn das Yeti Nano hat ein eigenes Audio-Interface sowie einen Vorverstärker integriert. Es leistet eine Samplerate von 48 kHz, was auf Film-Niveau liegt bei einer Studio-tauglichen Auflösung von bemerkenswerten 24 bit. Dank der guten Abtastrate geht der Frequenzgang von 22 Hz bis 20 kHz.

Interessant ist, dass das Yeti keinen DSP hat, also einen Signalprozessor, der das Aufgenommene digital ‚aufwertet‘. Das bedeutet, Ihr erhaltet am Ende auch nur das, was tatsächlich aufgenommen wurde – lediglich in digitaler statt analoger Form. Die erfahrenen User werden dies durchaus begrüßen. Einsteiger sollten dagegen eine automatische Pegelkontrolle verwenden oder sich mit dem korrekten Einpegeln des Mikrofons beschäftigen, um ein Übersteuern zu verhindern. Hier hätte ein Gain-Drehknopf – wie beim großen Blue Yeti – Erleichterung schaffen können.

Um das Problem des Mikrofonpegels anzugehen, gibt Euch Blue die proprietäre Software Blue Sherpa an die Hand. Zusätzlich können damit Firmware-Updates heruntergeladen werden. Des Weiteren bietet Sherpa eine vollwertige Alternative für die Steuerung über die Hardwaretasten des Yeti Nano. Bei anderen Modellen, wie dem Yeti X, können sogar noch Stimmeffekte hinzugefügt werden. 

Wo mich das Yeti Nano enttäuscht hat, ist bei der Verwendung mit Zubehör. Zwar kann es dank des Gewindeadapters an herkömmlichen Armen befestigt werden, manche Designelemente sowie Produktabmessungen erschweren allerdings den Einsatz von Dritthersteller-Utilities. Ein stinknormaler Pop-Killer ist beispielsweise nicht ordentlich am breiten Stativ zu befestigen. Auch der Corpus hat eine solch seltsame Abmessung, dass er nicht in eine handelsübliche Mikrofonspinne passt. Das bedeutet, dass für teures Geld die Blue-eigene Peripherie erworben werden muss. Solche Lumpereien kennt man vorwiegend von Apple und tatsächlich hat das Unternehmen aus Cupertino gewissen Einfluss auf Blue, wie ein Artikel der LA Times verrät.

SOUND

Ich weiß, dass das Klangerlebnis höchst individuell ist und meine Meinung zum Sound deshalb nicht unbedingt ‚falsch‘ sein kann. Dennoch habe ich einen befreundeten Studiotechniker zu Rate gezogen, um zumindest eine professionelle Zweitmeinung hinzuzuziehen. 

Wir zeigen Euch im Folgenden die beiden Betriebsarten des Yeti Nano und für welche Zwecke diese eingesetzt werden können. 

Die beiden Richtcharakteristika des Yeti Nano.

Die beiden Richtcharakteristika des Yeti Nano.

Betriebsart Cardioid/Niere

Diese Einstellung ist genau richtig für den klassischen Hobby-Podcaster. Denn der Nierenmodus ist für das einseitige Beschallen des Mikrofons im korrekten Winkel gedacht. Da das Yeti Nano side-addressed ist, nimmt es nur das klar auf, was seitlich auf die Membran trifft – also nicht von oben in die Membran sprechen. Je nach Stimmintensität empfiehlt sich ein Abstand von ca. 10-15 cm, um Umgebungsgeräusche wie Tastaturanschläge bestmöglich herauszufiltern. Dafür empfiehlt sich allerdings ein Mikrofonarm und bestenfalls ein Popschutz. Dann liefert das Yeti auch einen mehr als brauchbaren Proximity-Effekt. Natürlich kann das Mikrofon auch weiter weg platziert werden, das verwischt den Klang allerdings etwas.

Bei den Stimmaufnahmen waren wir vom Gesamteindruck mehr als überrascht. Das Wegfallen eines DSPs merkt man im Output definitiv. Die Spuren wirken nämlich in allen Frequenzbereichen gut ausgeglichen. Weder hat man eine starke Basslastigkeit noch eine unnatürlich klingende Bearbeitung auf der Stimme. So treten eher die Höhen hervor, die laut meines Freundes oftmals unterrepräsentiert sind und durch eine Verstärkung der Tiefen kompensiert werden. Bei Unachtsamkeit sind zischende oder harte Laute ziemlich präsent, wenn ein Popkiller fehlt. Bei Nahbesprechung ist ein solcher Schutz fast unumgänglich. Grundrauschen oder Interferenzen mit dem USB-Kabel konnten wir nicht feststellen. Dafür hört man auf der Tonspur das Klicken beim Betätigen des Mute-Schalters. Im Ernstfall sollte hier also auf die Software-Steuerung in der Sherpa-App zurückgegriffen werden.

Natürlich haben wir das Yeti Nano auch als Instrumentalmikrofon genutzt und im teilisolierten Raum ein paar Gitarren- und Piano-Riffs aufgenommen. Blue empfiehlt bei Instrumenten ebenfalls die Nierencharakteristik – bestimmt sinnvoll bei kleineren Instrumenten oder Solo-Nummern, ggf. weniger brauchbar bei Band-Aufnahmen oder Instrumenten mit großem Resonanzkörper (z. B. Klavier). 

Die Ergebnisse sind ähnlich zu den obigen: Das gesamte Tonspektrum ist üppig und ausgeglichen, ohne einen Überhang bei den Tiefen festzustellen. Die Details im mittleren sowie hohen Frequenzbereich sind sehr ausgeprägt, was sämtliche Aufnahmen äußerst professionell klingen lässt. 

Der Hall-Effekt, der bei weiterer Entfernung zur Quelle besteht, ist für ein Mikrofon in dieser Preisklasse überschaubar. Leider ist dies gerade in Räumen ohne Isolierung nicht vollends zu verhindern. Da sollte später digital nachgeholfen werden. 

Betriebsart Omnidirectional/Kugel

Diese Variante wird dann interessant, wenn mehrere Tonquellen aus verschiedenen Richtungen aufgenommen werden möchten. 

Wer beispielsweise zu zweit im selben Raum einen Podcast aufnehmen will, sollte auf den Kugelmodus wechseln und sich gleichmäßig um die Membran verteilen. Denn das Yeti Nano zeichnet in dieser Einstellung quasi im 360°-Winkel auf.

Sprechen diejenigen Personen mit ähnlicher Stimmintensität und demselben Abstand, ergeben die Aufnahmen ein ausgeglichenes Klangbild. Da man insgesamt weiter weg sitzt, sind Stimmvolumen und -profil natürlich weniger ausgeprägt und satt als beim näheren Besprechen im Nierenmodus. Das ist aber alles verschmerzbar, die Ergebnisse waren trotzdem in Ordnung.

Wir haben auch noch etwas experimentiert und eine kleine Band zusammengestellt. Aus einer Richtung kamen Schlagwerk, Klavier und Gitarre, aus der anderen die Töne der Sängerin. Nach einigem Ausprobieren stimmten alle Abstände und das Yeti Nano konnte erstaunlich gute Ergebnisse erzielen. Obwohl das mit dem eigentlichen Einsatzbereich des Mikros nichts mehr zu tun hat, hätte es nach etwas Post-Production für ein klassisches Musik-Cover auf YouTube gereicht.   

PREIS

Momentan (Anfang September 2020) ist das Blue Yeti Nano zu einem Preis von rund EUR 120,- zu haben.

Ein Konkurrent im vergleichbaren Segment wäre das Rode NT-USB Mini als Budget-Variante des großen Bruders NT-USB. Der Funktionsumfang sowie die theoretische Tonqualität sind beinahe identisch, wobei es lediglich ein Cardioid- und kein Kugel-Pattern gibt. Dafür ist es zu einem Straßenpreis von knapp unter EUR 100,- zu haben. Für mich ein Pluspunkt: Das NT-USB Mini ist um einiges jünger als das Yeti Nano und hat deshalb dankenswerterweise USB-C statt Micro-USB.


FAZIT

Insgesamt waren mein Profi-Kollege und ich äußerst begeistert vom Gesamtpaket, welches das Yeti Nano in diesem Produktsegment bietet. Der Klang konnte in jedem Fall überzeugen, sowohl bei Stimm- als auch Instrumentalaufnahmen. Das Soundprofil ist ausgewogen und detailreich, Bässe nicht zu prägnant. Das alles ergibt zusammen ein natürliches und trotzdem warmes Klangbild.

Beim Handling hätte ich mir ein bisschen mehr Flexibilität gewünscht, um auch Dritthersteller-Peripherie wie etwa Popkiller oder Mikrofonspinnen nutzen zu können. Hier bleibt Wohl oder Übel nur der Griff zum Originalzubehör. Dafür wird durch den Gewindeadapter das Fixieren an den gängigen Ständertypen ermöglicht. Ein anderes Manko ist, dass der Mute-Switch unschöne Klickgeräusche auf der Tonspur hinterlässt.

Betrachtet man den Einsteigerbereich für hochwertige Broadcast-USB-Mikrofone, hat das Yeti Nano einen marktüblichen Preispunkt. Vor allem in Anbetracht der Qualität und der gebotenen Funktionen stimmt das Preis-Leistungsverhältnis in meinen Augen. 

Somit bietet das Blue Yeti Nano für jeden, der auf der Suche nach einem qualitativen und vielseitigen Streaming-, Podcast- oder sogar Instrumental-Mikrofon ist, ein mehr als faires Angebot. 


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Valentin Heisler
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