Die Idee kam ihm während eines Ski-Urlaubs: Das Konzept eines portablen MP3-Players und eines digitalen Retail-Geschäftes für MP3-Dateien, die einander bedingen und ihren Bedarf somit sukzessive gegenseitig erhöhen. Auch Philips und Sony wurde es vorgestellt, doch erst Apple erkannte das Potential und setzte es ab 2001 um: der iPod und der iTunes-Store waren geboren und mit ihnen ein neuer Star im Silicon Valley: Tony Fadell.
2010 sammelte er gemeinsam mit Matt Rogers 50 Millionen Dollar Wagniskapital und gründete mit ihm die Firma Nest Labs. Mit selbstlernenden und daher sehr effizienten Raumthermostaten wurde die Firma schnell sehr erfolgreich und konnte 2014 für 3,2 Milliarden Dollar an Google verkauft werden. Inzwischen ist Nest ein eigener Konzernteil der neuen Google-Mutter Alphabet.
Seither ist wenig positives passiert: Das Haupt-Alleinstellungsmerkmal des smarten Rauchmelders Nest Protect – ihn bei einem Fehlalarm durch Winken auszuschalten – musste deaktiviert werden, da auch hektische Bewegungen bei einem Brand den Alarm deaktivieren konnten. Auch neue Produkte blieben weitestgehend aus. Nach Übernahme des Kamera-Herstellers Dropcam wurde lediglich eine überarbeitete Version der gleichnamigen Überwachungskamera unter dem Namen Nest Cam veröffentlicht. Vorbestellungen für die sogenannten Dropcam Tabs, kleine Bewegungssensoren mit Bluetooth-Smart-Funk, wurden hingegen storniert. Auch der Heim-Assistent Google Home wurde ohne Beteiligung von Nest entwickelt und Gerüchte um Fadells Mitwirken an einer neuen Version der Google Glasses blieben bisher fruchtlos.
Dropcam-Gründer Gred Duffy verließ das Unternehmen und bereut inzwischen, es an Nest verkauft zu haben. Er kritisierte besonders den neuen Führungsstil: So verhalte sich Fadell wie ein „tyrannischer Bürokrat“, der den Fortschritt zurückhalte. Fadell selbst begegnete den Vorwürfen in einem Interview mit Bloomberg: „Man kann kein Omelett machen, ohne die Eier zu Zerschlagen. Dieser Stil passt vielleicht nicht für jeden.“
Zwar beteuerte Fadell gegenüber Bloomberg, die Firma habe einen mehrjährigen Fahrplan für neue Produkte, doch bislang blieb die erwartete Vision vom vernetzten Zuhause über die drei miteinander verbundenen Geräte hinaus aus.
Auch Googles Erwartungen aus Zeiten der Übernahme dürften laut „The Information“ verfehlt worden sein. Alphabet ist demnach weiterhin fast ausschließlich von seinem Werbegeschäft abhängig. Zwar stieg der Umsatz im letzten Quartal um 17 Prozent auf 20,26 Milliarden Dollar, doch diese stammen zu 99,18 Prozent aus der Online-Werbung. Trotz vieler verschiedener Ideen konnten alle anderen Geschäftsteile nur 166 Millionen Dollar umsetzen (0,82 Prozent vom Gesamtumsatz). Die Verluste in diesen Branchen stiegen zudem binnen eines Jahres von 633 auf 802 Millionen Dollar.
In einem Blog-Eintrag auf der Nest-Website verabschiedete sich Fadell nun von Nest und seinen Kunden: Sein Rückzug sei bereits seit Ende des vergangenen Jahres geplant. Es sei an der Zeit, andere Branchen durcheinanderzubringen und neue Geschäftsmodelle zu kreieren.
Neuer CEO von Nest wird Marwan Fawaz, der seine Karriere in der Kabel-TV-Branche startete. Er führte einen Unternehmensteil von Motorola, der TV-Boxen herstellte und später verkauft wurde. Doch Fadell ist sich sicher, dass Nest unter Fawaz Leitung weiter wachsen wird.
5 Gedanken zu „Tony Fadell verlässt (das) Nest“
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