Teufel Mute

9. September 2016

Philipp Tusch

EU-Kommission zieht umstrittene Roaming-Neuregelung zurück

Blick in den Rückspiegel: Vor ein paar Tagen hat die EU-Kommission einen Vorschlag zur „Fair Use“-Regel im Roaming-Geschäft gemacht. Damit will man nach dem Wegfall der Roaming-Gebühren Missbrauch verhindern. Doch der Vorschlag stieß auf heftige Kritik.

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Bild: Shutterstock

Eigentlich hatte es die EU ja gut gemeint: Kunden könnten das Aus der Roaming-Kosten missbrauchen und künftig statt im eigenen Land in einem günstigeren EU-Ausland ihren Tarif bestellen. Das würde einige Mobilfunker finanziell ruinieren. Immerhin müssen sie die verbrauchten Minuten und Megabyte teuer bei der europäischen Konkurrenz zu Großhandelspreisen einkaufen. Dies wiederum könnte zu steigenden Preisen auch im Inland führen, befürchtet Brüssel. Auch die vergrößerte Konkurrenz dürfte dann einigen Marken zu schaffen machen.

Mithilfe der „Fair Use“-Regel wollte man die Benutzung deckeln. Ein Tarif dürfe nicht länger als 90 Tage im Ausland ohne Zusatzkosten genutzt werden, Mobilfunker könnten sogar 30 Tage Grenzen einführen.

Einschränkungen zu deutlich.

Diese Regel stieß aber auf heftige Kritik bei Verbraucherschützern. So ließ unter anderem der Verbraucherverband Beuc verlaufen:

Diese weitreichenden Einschränkungen bedeuten, dass das lange versprochene Ende des Roamings für die meisten europäischen Verbraucher keine Realität wird. […] Erasmus-Studenten müssen immer noch eine örtliche SIM-Karte kaufen, wenn sie im Ausland studieren.

Grenzpendler und Tagestouristen sind im Entwurf ohnehin bereits ausgenommen, ein Langzeitaufenthalt im EU-Ausland würde allerdings so nicht leichter als aktuell.

Aus diesem Grund hat die EU-Kommission nach Anordnung von Jean-Claude Juncker nun entschlossen, den Entwurf neu zu diskutieren. In naher Zukunft soll dann ein neuer Vorschlag gemacht werden, der im Dezember mit den Mitgliedstaaten und dem Regulierungsgremium abgestimmt wird.

15 Gedanken zu „EU-Kommission zieht umstrittene Roaming-Neuregelung zurück“

  1. Ich fand den Vorschlag der EU mit der 90 Tage-Regelung gar nicht mal so schlecht und die Argumentation warum/wieso/weshalb war in meinen Augen plausibel. Die Verbraucherschützer hätten sich auch bei Nicht-Einführung dieser Regel, spätestens, wenn dann die Tarife gestiegen wären Aufgeblasen.
  2. Es wäre vor allem für Leute wie mich von Vorteil, da ich Grenznahe zu Österreich wohne und dort auch arbeite. Aber wenn ich mich etwas zusammen reiße, komme ich mit der EU-Flat (1GB surfen) einen Monat gerade noch so aus.
    • Wie wahr – wenngleich „sich zusammenreißen“ damit beginnt, daß man das Wort „Zusammenreißen“ als solches versteht – und es zusammenschreibt. …
  3. Gut das diese Regelung wieder zurückgezogen wurde. Zumindest aus meiner Sicht. Da kann ich nur für mich selbst sprechen, da ich beruflicher Natur mindestens einmal jährlich mehrere Monate am Stück im europäischen Ausland bin und mir dann so diese Regelung nach kurze Zeit keinen „Ausgleich/Vorteile“ bringt.
  4. Ich fand diese Regelung schwachsinnig. Stell dir mal vor wir hätten einen Binnenmarkt. Da gibt es keine Grenzen. Jeder nimmt den Provider, den er will und gut ist. Ist doch bei Strom auch so. Oder was auch immer. ICH wähle meinen Geschäftspartner und leg dann einfach per Vertrag los. Ende der Diskussion. Scheinbar haben da einige Firmen Angst ins Hintertreffen zu gelangen. Mir würden da sofort die Telekomiker einfallen. In Österreich deutlich günstiger als bei uns. Warum??? Weil wir alle bekloppt sind???
  5. Diese Vergleiche, das es in einigen Ländern günstigere Tarife gibt als bei uns, kann ich langsam nicht mehr hören. Sollten dann aber auch mal die Lebenserhaltungskosten und die dazugehörigen Löhne mal vergleichen.

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