Das zur Zeit dünnste Smartphone der Welt ist nach Herstellerangaben 4,85mm dick. Solltet ihr ein iPhone der neusten Generation besitzen, dreht es mal zur Seite. Das Oppo R5 ist immer noch über zwei Millimeter schlanker. Doch die Gerätedicke ist schon längst kein Kaufargument mehr.
Smartphones dürfen wieder dicker werden. Nach dem jahrelangen Kampf um das dünnste Handy auf dem Markt scheint die Branche umzudenken und die Innovationskraft in andere Funktionen zu stecken. Das ist gut. Durchschnittlich sind Top-Smartphones inzwischen 8mm dick. Zum Vergleich: Das erste iPhone 2007 war noch knappe 12mm klobig. Die Hersteller haben im letzten Jahrzehnt also ganze Arbeit geleistet.
Doch es ist plötzlich still geworden um die Gerätedicke. Auf der letzten Keynote hat Apple das Wort „thin“ im Zusammenhang mit dem iPhone 6s nicht einmal verwendet. Warum auch, immerhin ist das neuste Modell auch 0,2mm dicker. Das ist nicht viel, bedeutet aber gleichzeitig, dass das Handy auch nicht dünner geworden ist. Zuvor undenkbar – hat man sich doch gerne die Trilogie „Thinner, lighter, faster“ zu eigen gemacht.
Tat das den Verkaufszahlen einen Abbruch? Mitnichten. Die Dicke ist aufgrund der Sättigung des Marktes schon lange kein entscheidendes Kaufkriterium mehr. Am ersten Wochenende verkündete Apple gar Rekordzahlen. Auch das iPhone 7 soll gerüchteweise wieder etwas dicker werden. Die Technik im Innenraum braucht etwas mehr Platz.
Schlankheitswahn bei Smartphones ist ungesund.
Und damit wären wir auch schon beim Punkt: Der Schlankheitswahn in der Tech-Industrie hat unlängst dafür gesorgt, dass Abstriche bei der Hardware gemacht werden mussten. Das beste Beispiel dafür ist der Akku. Dickere Geräte, wenn auch nur leicht, sorgen in direkter Konsequenz für einen größeren Akku und damit für längere Laufzeiten. Bisher konnte der Fortschritt in der Akkutechnik wenigstens dafür sorgen, dass die Batterielaufzeit nicht stark gesunken ist. Das hat sich mit der Größe einfach ausgeglichen.
Doch da wäre noch ein Aspekt, der allerdings gerne diskutiert werden darf. Wie ist das mit der Griffigkeit der Geräte? Die Zeiten, in denen das iPhone dezent schwer in der Hand lag, mit einer gewissen Dicke, und so einen wertigen Eindruck vermittelte, sind vorbei. Heute hört man von vielen Nutzern und Nichtnutzern auch gerne einmal den Kritikpunkt, das iPhone würde zu leicht aus der Hand rutschen. Und was machen viele Kunden daher? Sie kaufen sich eine Hülle, die das Gerät wiederum dicker macht. Irgendwie nicht im Sinne der Entwickler, oder?
Oppo R5: Der Inbegriff des Mager-Fehlers.
Warum man ein solch dünnes Gerät, wie das Oppo R5 braucht, erschließt sich auch denjenigen nicht, die das Smartphone erstmals testen durften. TheNextWeb titelt beispielsweise „Oppo R5 Review: Beautiful, but no one needs a phone this thin“. In den unzähligen Tests werden Batterielaufzeit, Performance und die Hitzeentwicklung während der Nutzung kritisiert. Das Fazit liest sich in allen Fällen wie Diplomatie aus dem Lehrbuch:
If a super-thin phone is what you are looking for, then the R5 is a good option, but be wary of the tradeoffs – sub-par audio quality, a battery that doesn’t agree with heavy usage, low internal storage with no option to expand.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Die Dünne erzeugt Aufmerksamkeit, sieht gut aus. Mehr aber auch nicht. Daher bitte, liebe Hersteller, konzentriert euch lieber auf andere Funktionen.
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