Kommentar: Den App Store, wie man ihn kennt, gibt es nicht seit 2007. Sprich – nicht seit der Einführung des iPhones. Den Grundstein legte stattdessen iPhone-OS 2.0 (heute schlicht iOS), das mit dem App Store in 2008 erschien. Seitdem ist der Marktplatz für iPhone- und iPad-Anwendungen ein großer Anlaufpunkt von Softwareentwicklern und Spielebuden. Nicht verwunderlich – spült der Store doch eine Menge Geld rein. Natürlich für die Anwendungsentwickler und auch für Apple, denn Apple kassiert profitiert mit 30 % eines jeden App- und In-App-Kaufs. Das mag ein Streitpunkt bei der Vermarktung sein, funktioniert aber auf Dauer und schafft ein Gleichgewicht zwischen Handelsplattformbetreiber und Händler.
Der App Store umfasst mittlerweile (Stand September 2014) 1,3 Millionen Anwendungen. Darunter viele Kategorien, in welche die Anwendungen thematisch einsortiert wurden. Es spielt am Ende keine große Rolle, ob es sich dabei um einen produktiven oder spielerischen Bereich handelt, denn grundsätzlich ist jede App eine spezifisch programmierte Anwendung für den mobilen Bereich. Produktivität ist mit Sicherheit eines der interessantesten Gebiete, denn dieses Gebiet kann nochmals in viele Unterkapitel aufgespaltet werden. So ist vielleicht eine Fotoanwendung für den Hobbyfotografen ein Hilfswerkzeug, aber für den Profifotografen ein alltägliches Arbeitsmittel. Produktivität ist demnach nicht immer Produktivität. Doch neben diesem Gebiet sind es vor allem Spiele, welche den App Store überfluten und als regelrechte Welle über den Store schwappen. Gerade durch die stetig wachsenden Geräteeigenschaften, was sich in Grafikleistung und Entwicklerschnittstellen niederschlägt, erfährt dieses Gebiet ein enormes Potential. Kein Wunder, dass sich Spieleentwickler immer mehr auf die iOS-Plattform konzentrieren, um ihre Spiele an den Anwender zu bringen und so das Geschäft auf einer mobilen Plattform vermarkten und behandeln. Das hat den Vorteil sich auf ein Gebiet zu beschränken, nur an einem Strang zu hängen und somit das Geschäft in die richtige Richtung zu ziehen.
Egal welches Gebiet die Entwickler für sich festlegen – jede App landet am Ende in einem riesigen Pool. Ein irrsinniger App-Strudel, der teilweise kreuz und quer durch das App-Store-Meer wütet und an der Brandung einzelne Apps aufs Festland spült. Denn so vielseitig der App Store sein mag, so unübersichtlich wirkt und ist er mittlerweile. Ein Grund dafür wieso unser AppSalat existiert und wir euch eine kurze Auswahl von nennenswerten Anwendungen präsentieren. Doch was ist mit dem Rest der Anwendungen, welche teils weit rausgetrieben wurden und nur noch ganz klein am Horizont zu sehen sind? Apps welche man kaum bemerkt, da sie in der breiten Masse einfach untergehen? Ein Problem, das wirklich brisant ist. Für den App Store unter iOS und auch für den unter OS X, auch wenn dieser noch etwas kleiner wirkt und die Übersicht „noch“ akzeptabel ist – früher oder später erreicht auch ihn der wütende App-Strudel.
Was dem App Store im Allgemeinen gut täte, wäre ein Taifun. Sinnbildlich natürlich, eine Bereinigung. Tausende von Anwendungen liegen seit vielen Jahren unangetastet in der Vermarktungsplattform herum und wirken als ein Überbleibsel des App-Store-Beginns. Alte App-Leichen, welche teilweise nicht mehr als iOS 4 oder weniger gesehen haben und im Store dahingammeln. Anwendungen, die nie die Anpassung an ein 4-Zoll-Display erlebt haben, geschweige denn eine Anpassung an das 4,7-Zoll- und 5,5-Zoll-Display des iPhone 6 erleben werden. Applikationen, die schlicht veraltet sind – egal ob in Bezug auf deren Anwendungsgebiet oder ihrer Programmierbausteine. Ich nenne hier gerne Taschenlampen-Apps – welche mittlerweile sinnlos sind, wenn man weiß, dass ab iOS 7 jedes iPhone eine Taschenlampenanwendung im ControlCenter beherbergt. Wieso also nicht einmal aufräumen und alte Apps entsorgen? Wieso die Richtlinien für Entwickler nicht verschärfen, um eine saubere und strukturiertere Allgemeinheit zu schaffen? Wieso Entwickler nicht ermahnen, ihren alten Apps wieder etwas Zuwendung zu zeigen und sie auf den neusten Stand zu bringen? Xcode macht die Anpassung relativ einfach. Diese ist mit teils wenigen geübten Handgriffen ausführbar. Ein Fleiß, der vor allem dem Anwender zu Gute kommt.
Was dem App-Store wirklich am wenigsten fehlte, waren Videos. Das mag für das konstruktive Angebot an Anwendungsinformationen sicher sinnvoll erscheinen, löst aber nur ein kleines Problemchen. Wer eine App findet, weiß nun anhand von kurzen Videos besser, für was die App gedacht ist – er muss sie aber eben erst einmal finden. Die Topcharts-Anzeige kann man im Grunde ganz vergessen – zeigt sie schlicht und einfach nur die meistgeladensten Anwendungen an. Ob diese für die breite Masse an Anwender auch wirklich zu den Top-Apps gehört, wage ich sehr zu bezweifeln. Man möge sich die Liste nur einmal mit ruhigem Verstand betrachten und dann entscheiden, mit welchen Kriterien es diese Anwendungen genau in diese Charts geschafft haben. Wahrheitsgemäße Downloadzahlen, ein cleverer Algorithmus oder ein Sondereinkauf, um mit der eigenen App in die Topcharts zu gelangen?
Kategorien sind im Store teilweise nützlich, spülen aber auch nur die Toptreffer zuerst in die Bucht. Auch die Suche ist nur teilweise sinnvoll – denn man muss schon den genauen Namen der Applikation wissen, um sie auch finden zu können. Tippfehler verzeiht die Suchanfrage selten – es ergibt sich demnach schlicht eine Falschsuche. Schon einmal probiert nach Twitterclients zu suchen? Dann versucht es mal. Sucht mit dem Suchbegriff „twitter“ im App-Store und ihr werdet sehen was ich meine…
„Entdecken“ ist ein Feature, welches sicher helfen kann in die Tiefen des App-Stores einzudringen und einen Einblick zu bekommen. Aber auch hier sind die Sortierungen eher sporadisch angeordnet und festgelegt worden. Ein Feature, das mit der Kategoriewahl und der untergeordneten Ebenenwahl meist direkt nutzlos erscheint und den Nutzer wieder zu den anfänglichen Suchschwierigkeiten katapultiert.
So toll und einfach die Anwendungsplattform sein mag, so viele zeitgleiche Probleme hat sie in sich und bringt sie mit sich. Die Wellen im App Store-Meer sind zu hoch, um eine Gesamtübersicht erblicken zu können. Kleine, wasserfeste Boote müssen her, um das Meer und die darin enthaltenen App Ungeheuer erkunden zu können. Erst wenn die Erkundungstour erfolgreich glückt, helfen Features wie App Bundles, Videopreviews von Apps, Kategorien und eines Tages vielleicht auch sogar Topchart-Listen. Die Probleme sind brisant und ernst zu nehmen, denn es geht um das Nutzererlebnis von iOS und den damit eng verknüpften App Store. Da hilft auch kein Schönreden, in dem man auf einer Keynote die Zahl „1,3 Millionen“ erwähnt.
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