Niantic Labs ist das Unternehmen, das hinter Pokémon Go steckt. Zwar hält Nintendo einige Anteile an der Spieleschmiede, doch ursprünglich kommt das Startup aus einer ganz anderen Richtung: Noch bis letztes Jahr war Niantic ein Teil von Google und unter anderem für die Entwicklung von Ingress verantwortlich.
Die Nähe zur Kinderstube ist auch heute noch spürbar. Nicht nur, dass man kaum übersehbare Anleihen von Ingress genommen hat – auch die Anmeldung läuft als eine der beiden Optionen über den Google-Account. Die andere Variante ist ein aufwendiges Pokemon.de-Konto.
All-Inklusiv-Zugriff beim Google-Konto.
Wer sich für den Google-Account entscheidet, sollte aber zwei Mal überlegen, ob er das Hauptkonto dafür aufwendet. Denn Niantic gönnt sich umfangreichen, gar vollständigen Zugriff auf euren Account. Das geht von Mails mitlesen über das Versenden derselbigen in eurem Namen bis hin zum Einblick in Drive-Dokumente und eure Suchhistorie. Google listet alle Fähigkeiten des uneingeschränkten Kontozugriffs in diesem Dokument auf.
Die Spieler von Pokémon Go erhalten keine Warnung über diese Fähigkeiten, bei der Android-App taucht das Programm nicht einmal in den Privatsphäre-Einstellungen auf.
Inzwischen hat Niantic aber eingestanden, dass es ein Fehler war, sich den Zugriff zu gestatten. Ein Bugfix soll in Bälde erscheinen.
Datenweitergabe – auch an den Staat.
Doch auch während des Spiels sammelt das Unternehmen fleißig Daten. Das geht über den Nutzernamen und alle an euch gesendeten Push-Nachrichten hinaus. Auch alle GPS-Daten werden aufgenommen und gespeichert. Ein Hochrisikospiel. Warum?
Schauen wir dazu mal in die Datenschutzbestimmungen. Ein Spiel, wie Pokémon Go basiert auf GPS-Informationen, klar…
Diese App ist ein ortsabhängiges Spiel. Wir sammeln und speichern Informationen über Ihren Standort (…), wenn Sie (…) unsere App nutzen und Spielaktivitäten in Anspruch nehmen, (…).
…aber auch…
Sie verstehen und stimmen damit überein, dass Sie (…) durch die Nutzung unserer App Ihren (…) Gerätestandort an uns übersenden und dass uns einige dieser Standortinformationen zusammen mit Ihrem (…) Benutzernamen unter Umständen durch die App offengelegt werden.
Jeder sollte sich also darüber im klaren sein, dass er beobachtet werden kann. Kriminelle nutzen diese App bereits jetzt in den Staaten, um Leute an abgelegene Orte zu locken.
Doch darüber hinaus haben wir noch einen interessanten, weiteren Passus in den Datenschutzbedingungen gefunden. Der hier:
Wir arbeiten mit der Regierung, mit Strafverfolgungsbehörden oder privaten Beteiligten zusammen, um das Gesetz durchzusetzen und einzuhalten. Wir könnten jegliche Informationen über Sie, die sich in unserem Besitz befinden (…) offenlegen, wenn wir es nach unserem eigenen Ermessen für notwendig und angemessen erachten: (a) um auf Ansprüche, Gerichtsprozesse (einschließlich Vorladungen) zu reagieren; (b) um unser Eigentum, unsere Rechte und unsere Sicherheit, sowie das Eigentum, die Rechte und die Sicherheit von Dritten oder der allgemeinen Öffentlichkeit zu schützen; und (c) um jegliche Aktivität, die wir als illegal, unethisch oder rechtlich anfechtbar erachten, aufzudecken und zu stoppen.
Niantic scheint also relativ unbedarft mit den Daten umzugehen. Über das Spiel werden ganze Bewegungsprofile der Nutzer angefertigt, die auch Aufschluss über Wohnort, Arbeitsstelle und die täglichen Routinen geben. Auch wenn ihr euer Profil löscht, werden die Informationen noch eine gewisse Zeit lang gespeichert, teilt das Unternehmen mit.
Und überhaupt:
Bitte seien Sie sich jedoch bewusst, dass keine Methode der Datenübertragung über das Internet oder zur Datenspeicherung vollständig sicher ist. Demzufolge können wir die absolute Sicherheit irgendwelcher Informationen nicht gewährleisten.
Am Ende sollte man sich fragen: Warum achten wir bei Messengern so sehr auf Sicherheit und Privatsphäre, während ein solches Spiel mit GPS- und Metadaten ebenso persönliche Daten unbehelligt speichern und weitergeben darf? Kann uns das egal sein?
28 Gedanken zu „Der Datenschutz-Albtraum Pokemon Go“
Die Kommentare sind geschlossen.