Die Entwicklung neuer Macs bekommt Apple-intern deutlich weniger Aufmerksamkeit als noch vor Jahren. Führungspersonen verlassen das Team und der Umsatz spielt einer immer größer werdende Rolle.
Der Apple-Insider Mark Gurman hat in der Nacht auf Bloomberg einen Rundumschlag in Apples interne Mac-Entwicklung gegeben. Dabei wurde klar, dass Apple über die Jahre hinweg deutlich weniger Fokus auf den einst so berühmten Computer legt. Mac-Upgrades, die sonst regelmäßig erschienen, lassen lange auf sich warten. Der Mac Pro ist noch auf dem Stand von 2013, den Mac Mini hat Apple seit 2014 nicht mehr berührt.
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Woran liegt das? Vor allem an diversen internen Umstrukturierungen. Sie führten dazu, dass der Fokus auf die Mac-Entwicklung deutlich reduziert wurde. Da die Computer mittlerweile nur noch 10 Prozent des Quartalsumsatzes erzeugt, scheint Apple den Mac nicht mehr so wichtig zu nehmen. So hat sich der Einfluss des so wichtiges Design-Teams unter der Führung von Jony Ive deutlich verringert. Gab es früher noch ein wöchentliches Treffen, wo neue Prototypen dem Team vorgestellt wurden, sind diese heute kaum zu finden. Mehr noch: Jony Ive hat seit einem Jahr nicht mehr alleine das Sagen über wichtige Designentscheidungen. Die Führung muss er sich nun beim Mac mit anderen Designern teilen.
Ebenfalls bemerkenswert: Auch für die Mac-Software gibt es bei Apple kein eigenes Team mehr, schreibt Gurman. Stattdessen kümmert sich ein gemeinsames Software-Team sowohl um iOS als auch um macOS. Das Gros dieses Teams besteht allerdings aus iOS-Entwicklern. Hochrangige Mac-Entwickler sind abgesprungen.
Große Neuerungen bleiben auf der Strecke
Wozu der interne Fokusverlust führt, lässt sich an den vergangenen Jahren der Mac-Geschichte ablesen. Einst Vorreiter im Computer-Business, muss sich Apple nun Konkurrenten wie dem Surface geschlagen geben. Nicht nur, weil Apple nun immer weniger Macs auf den Markt bringt. Ingenieure werden zudem angewiesen, nicht mehr nur einen, sondern gleich mehrere Prototypen eines neuen Macs zu bauen. Das war früher anders, was dazu führt, dass Apple intern nun weniger Zeit hat, sich auf den letztlich gewählten Prototypen zu fokussieren.
Beim MacBook 12 Zoll-Update im Frühjahr dieses Jahres etwa wollten Apple-Ingenieure Touch ID und einen zweiten USB-C Port im Mac verbauen. Das Vorhaben scheiterte, weil sie dazu schlicht keine Zeit mehr hatten. Das MacBook Pro in diesem Jahr sollte eigentlich mit einem flexibel gebauten Akku daherkommen, der den Platz im MacBook besser genutzt hätte. Doch da die Entwicklung zu lange gedauert und man dadurch das Weihnachtsgeschäft verpasst hätte, entschied sich Apple doch wieder für einen herkömmlichen, eckigen Akku.
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Cook: Niemand muss sich Sorgen machen
In einer internen Fragerunde, in der Mitarbeiter den Apple-Chef Tim Cook auf die Probleme hinwiesen, antwortete Cook:
Wir haben großartige Desktops in unserer Pipeline. Niemand muss sich darüber Sorgen machen.
Apples Fokusverlust könnte langfristig dazu führen, dass Innovationen gehemmt werden. Der Konzern schaut nur auf den Umsatz: 10 Prozent reichen offenbar nicht für viel Aufmerksamkeit. Ob das der falsche Weg ist, wird sich herausstellen. Ein gutes Zeichen ist das sicherlich nicht.
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