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29. September 2022

Marco Fileccia

Apple Watch Ultra – was soll das? (Die Kolumne)

Die funkelnagelneue Apple Watch Ultra ist auf dem Markt. Unser Lieblingskonzern stellte sie vor mit Bewegt-Bildern auf Bergen, unter Wasser und durch Wüsten laufend. Damit sendete die Marketing-Abteilung eine klare Botschaft (ich vereinfache etwas): Du Extrem-Outdoor-Sportler? Du Ultra! Prompt tobt in den Empörungsmedien ein erbitterter Streit, für wen diese Uhr eigentlich konzipiert ist. Diese Auseinandersetzung gipfelt in der Frage: Dürfen Couch-Potatos eine solche Uhr tragen? Sie dürfen nicht nur, sie müssen!

Der Beweis

In der Begründung, für wen diese Uhr eigentlich gedacht ist (es sei verraten: für alle!), kommen vor: Diversifikation, sozio-emotionale Motivatoren und Steve Jobs. Aber der Reihe nach. Fangen wir mit dem Übervater an:

Steve Jobs

(Ich liebe diese Überschrift). Kein Marketing-Studierender und keine Manager-Seminar-Referentin kommt ohne Zitate des großen Vorsitzenden aus. Da sind wir nicht besser. Steve Jobs sagte 1989 in einem Interview: “Man kann die Kunden nicht fragen, was sie wollen, und versuchen es ihnen zu geben. Wenn du es dann fertiggestellt hast, wollen sie schon wieder etwas Neues.“ Übersetzt heißt das: Wir machen eine neue Uhr, egal was die Kunden sich wünschen, weil es ohnehin zum Scheitern verurteilt wäre, alle Kundenwünsche zu erfüllen. Apple machte die Uhr, von denen Apple glaubte, sie würde sich gut verkaufen. Und nicht für eine Zielgruppe, die gerne in der unberührten Natur unterwegs ist.

Sozio-emotionale Motivatoren

(Starkes Wording, oder?) Was so gut klingt, sozio-emotionale Motivatoren, beschreiben etwas sehr Einfaches: Warum gehören SUVs zu den meistverkauften Autos? Weil ich mehr kaufe als ein Auto. Ich kaufe mir ein Lebensgefühl und! soziale Anerkennung. Mit einer Ultra kaufe ich mehr als eine Uhr. Mit meiner Ultra am Arm kann ich mich fühlen wie der Läufer durch die Wüste oder der Bergsteiger oder der Tiefseetaucher, dankenswerterweise ohne die Strapazen. Und alle können es sehen (nebenbei: Ich darf das, denn verglichen mit einem SUV für den Stadtverkehr ist hier die Unvernunft eher gering).

Diversifikation

(Ja, sehr akademisch, heute) Wollen Unternehmen wachsen, müssen sie neue Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt bringen, bestehende weiterentwickeln, neue Märkte erschließen. Dadurch steigen die Gewinnchancen, das Verlustrisiko wird gestreut. Dies nennt man Diversifikation und Apple ist ein Beispiel aus dem Lehrbuch dafür. Bei jedem Produkt macht unsere Garagenfirma genau das: Nach der Produkteinführung entwickeln sie Variationen von iPhones, iPads, MacBooks und eben auch Watches. Warum? Siehe oben, Gewinnchancen erhöhen, Verlustrisiko streuen.

Apple Watch Ultra – was soll das?

Apple wäre nicht das zweit-wertvollste Unternehmen (ja, der Ölpreis hat Saudi Aramco auf Platz 1 gehievt) dieses Planeten, hätte es eine Uhr für Extrem-Outdoor-Enthusiasten gemacht. Die Apple Watch Ultra ist für alle gemacht. Seien wir genauer: Für jeden, der bereit ist 999 Euro zu überweisen.

Ihr Kolumnist Dr. Marco

So wie mich.

12 Gedanken zu „Apple Watch Ultra – was soll das? (Die Kolumne)“

  1. Ich hatte auf eine deutlich dünnere Uhr gehofft :-( seit 8 Jahren das gleiche (mittlerweile echt klobige) Design und überhaupt keine Evolution
  2. Marco, dein Beitrag ist spitze! Selten so einen guten, ehrlichen Kommentar gelesen, der mir auch noch richtig Spaß gemacht hat! Du solltest dich klonen lassen😂
    • Danke für den lieben Kommentar, aber Klonen wäre übertrieben ;-). Ich erinnere an die relativ neue Apple TV+ Serie „Foundation“ und die genetische Dynastie. Da kann man sehen, wohin das führt ;-).
  3. Ich kaufe mir auch keine Breitling. Habe das Geld nicht und kann mit dem Typ Uhr nix anfangen. Allerdings diskutiert sowas keiner wie Apple Watch diskutiert wird. Ich bin auch nicht die Zielgruppe Ultra.
  4. Genau meine Zielgruppe. Seit ich die AW4 besitze vermisse ich eigentlich stetig meinen großen schweren Chrono aus Edelstahl und Saphirglas. Leider gewinnt die Funktion gegen das pure Material und mein Chrono fristet sein Dasein meist im Schrank. Die Ultra ist somit für mich gerade richtig. Auf das Titan könnte ich noch verzichten und hätte lieber Edelstahl.
  5. Ich bin froh das sie aussieht wie sie eben aussieht. Da ist nichts zu klobig sage ich als Mann und sagt meine Partnerin als Frau. Wir freuen uns unter anderem über das Design und den tollen Akku.
  6. Als ich die Überschrift gelesen habe war ich erstmal voreingenommen (och nee nicht schon wieder so ein Artikel) habe ihn mir aber trotzdem gegönnt.. und was soll ich sagen ..ihr hab mich komplett überrascht :D Das ist echt erschreckend wie sehr dieser Artikel mit meiner Meinung einfach 1 zu 1 übereinstimmen. Toll gemacht und weiter so! ..jetzt warte ich weiter auf meine Ultra ..sind ja “nur“ noch 2 Wochen 🫣
  7. Mit dieser Uhr, wie auch mit anderen Dingen, Wörtern, Gesten, möchte man, wie auch mit einem SUV, ein „Statement“ über seine Wünsche, sein Ich, seine Weltsicht zeigen und ggf. pflegen. Ich bin auch davon überzeugt, dass man sich eine Reaktion von anderen wünscht. Auch wenn man sich diese nicht wünscht doch erfährt… Daher bin ich schon jetzt begeistert (Ironie!), wenn Menschen mit dem Taucherarmband in leuchtender Farbe vor mir stehen und die Uhr die Tauchtiefe von 0 Meter ziert. Einen echten Taucher mit seiner Tauchsportuhr sah ich in der U-Bahn bisher noch nicht…Die Welt dreht sich aber bekanntlich weiter. @Marco: Vorzüglicher Kommentar!

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