Die funkelnagelneue Apple Watch Ultra ist auf dem Markt. Unser Lieblingskonzern stellte sie vor mit Bewegt-Bildern auf Bergen, unter Wasser und durch Wüsten laufend. Damit sendete die Marketing-Abteilung eine klare Botschaft (ich vereinfache etwas): Du Extrem-Outdoor-Sportler? Du Ultra! Prompt tobt in den Empörungsmedien ein erbitterter Streit, für wen diese Uhr eigentlich konzipiert ist. Diese Auseinandersetzung gipfelt in der Frage: Dürfen Couch-Potatos eine solche Uhr tragen? Sie dürfen nicht nur, sie müssen!
Der Beweis
In der Begründung, für wen diese Uhr eigentlich gedacht ist (es sei verraten: für alle!), kommen vor: Diversifikation, sozio-emotionale Motivatoren und Steve Jobs. Aber der Reihe nach. Fangen wir mit dem Übervater an:
Steve Jobs
(Ich liebe diese Überschrift). Kein Marketing-Studierender und keine Manager-Seminar-Referentin kommt ohne Zitate des großen Vorsitzenden aus. Da sind wir nicht besser. Steve Jobs sagte 1989 in einem Interview: “Man kann die Kunden nicht fragen, was sie wollen, und versuchen es ihnen zu geben. Wenn du es dann fertiggestellt hast, wollen sie schon wieder etwas Neues.“ Übersetzt heißt das: Wir machen eine neue Uhr, egal was die Kunden sich wünschen, weil es ohnehin zum Scheitern verurteilt wäre, alle Kundenwünsche zu erfüllen. Apple machte die Uhr, von denen Apple glaubte, sie würde sich gut verkaufen. Und nicht für eine Zielgruppe, die gerne in der unberührten Natur unterwegs ist.
Sozio-emotionale Motivatoren
(Starkes Wording, oder?) Was so gut klingt, sozio-emotionale Motivatoren, beschreiben etwas sehr Einfaches: Warum gehören SUVs zu den meistverkauften Autos? Weil ich mehr kaufe als ein Auto. Ich kaufe mir ein Lebensgefühl und! soziale Anerkennung. Mit einer Ultra kaufe ich mehr als eine Uhr. Mit meiner Ultra am Arm kann ich mich fühlen wie der Läufer durch die Wüste oder der Bergsteiger oder der Tiefseetaucher, dankenswerterweise ohne die Strapazen. Und alle können es sehen (nebenbei: Ich darf das, denn verglichen mit einem SUV für den Stadtverkehr ist hier die Unvernunft eher gering).
Diversifikation
(Ja, sehr akademisch, heute) Wollen Unternehmen wachsen, müssen sie neue Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt bringen, bestehende weiterentwickeln, neue Märkte erschließen. Dadurch steigen die Gewinnchancen, das Verlustrisiko wird gestreut. Dies nennt man Diversifikation und Apple ist ein Beispiel aus dem Lehrbuch dafür. Bei jedem Produkt macht unsere Garagenfirma genau das: Nach der Produkteinführung entwickeln sie Variationen von iPhones, iPads, MacBooks und eben auch Watches. Warum? Siehe oben, Gewinnchancen erhöhen, Verlustrisiko streuen.
Apple Watch Ultra – was soll das?
Apple wäre nicht das zweit-wertvollste Unternehmen (ja, der Ölpreis hat Saudi Aramco auf Platz 1 gehievt) dieses Planeten, hätte es eine Uhr für Extrem-Outdoor-Enthusiasten gemacht. Die Apple Watch Ultra ist für alle gemacht. Seien wir genauer: Für jeden, der bereit ist 999 Euro zu überweisen.
Ihr Kolumnist Dr. Marco
So wie mich.
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