19. Januar 2014

Matthias Petrat

4K und der Krampf hinter dem HDMI-Anschluss

Kommentar: Wenn es um aktuelle Techniktrends geht ist 4K das Top-Thema. Egal ob IFA, CES oder CeBit – alles redet von der hochauflösenden Bildschirmtechnik. Demos von Video- und Bildmaterial überwältigen den Kunden beim ersten Betrachten. Schnell kommt der Gedanke eines Upgrades von HD auf UHD im heimischen Wohnzimmer. Doch der ganze Schein trügt – und zwar gewaltig.

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Vorneweg – 4K ist eine Weiterentwicklung von Full-HD. Statt wie Full-HD mit 1920 x 1080 löst 4K, auch UHD (Ultra High Definition) genannt, mit 3840 × 2160 auf. Wer sich erinnert, der wird den Schwindel von HD noch kennen. Erste TV-Geräte wurden auf höchstem Podest angepriesen demonstriert und bekamen das Logo „HD-Ready“. Was der Kunde nicht wusste – damit kann Material maximal mit 720p, sprich in 1280 x 720, betrachtet werden. An ein 1080p-Erlebnis war nie zu denken. Nachfolgemodelle mit Full-HD-Panel waren schon mehr in der Lage mit 1080p-Material umgehen zu können. Mit 3D wiederholte sich dieses Szenario! „3D-Ready“ lautete der Verkaufsschwindel. 3D-Ready konnte, im Vergleich zu dem späteren Full-3D, Material nur in 720p wiedergeben. Auch setzte man voraus, dass extra Hardware (Grafikkarte) am TV-Gerät angeschlossen ist, die das Signal für die Shuttertechnik umrechnet. Full-3D kann dies selbstständig, da die Technik im Fernsehgerät schon verbaut ist, ebenso wie der passende, eingebaute Sender zur Übertragung. Das waren nur Auflösungen und Hardwarehintergründe – mit Frequenzen hatten wir es bisher aber noch nicht zu tun. Bei 4K wird das Thema besonders interessant.

4K sieht optisch toll aus und macht ab einer Bildschirmgröße von 55 Zoll Sinn. Bei Fotografen und Videoschnittleuten bewirken Computerbildschirme ab 24 Zoll und mit 4K-Auflösung aber ebenso einen großen Vorteil. Details sind schärfer und in Screendesigns kann noch besser und detailreicher gearbeitet werden. Angeschlossen per HDMI sollen sich 4K-Displays ganz einfach mit 4K-Material bespielen lassen – lauten die Verkaufsslogans zumindest. Doch der Krampf steckt im Detail.

Derzeit gibt es keine einheitliche Standardisierung für 4K-Anschlüsse. Die Welt setzt auf HDMI – was nicht verwerflich ist, allerdings aber auch nicht zu Ende gedacht wird. Denn aktuelle 4K-Displays haben entweder HDMI 1.3 oder HDMI 1.4(a) – beides, wer hätte es gedacht, also „4K-Ready“. Denn beide HDMI-Anschlussstandards können UHD-Material nur mit einer Frequenz von 24Hz wiedergeben. Für 4K ziemlich schlecht. Die HDMI-Buchse ist fest verbaut und kann nicht einfach mal in naher Zukunft getauscht werden. Der gekaufte 4K-TV ist schon beim Kauf veraltet – da kommen doch wieder die Erinnerungen von „HD-ready“ hoch.

HDMI 2.0 hingegen ist bereit für 4K und kann selbst Bilder mit 120Hz übertragen bzw. darstellen. Kein Wunder, dass Samsung alle Anschlüsse an einer austauschbaren Leiste unterbringt – bei Anschlussänderung kann einfach eine neue Anschlussleiste (Connector-Box) für den 4K-TV nachgekauft und angeschlossen werden. Andere Hersteller, wie Sony, haben ein Firmwareupdate angekündigt, welches aus einem alten HDMI-Standard einen neuen HDMI-Standard macht. Klingt sehr nach Wunschdenken, Illusion und Entschuldigung zugleich, denn Software kann einen Hardwarestandard nicht aufrüsten. Bevor es vergessen wird – mit HDMI-Standards kommen zugleich auch Standards von Dateiübertragungsraten hinzu. Erst HDMI 2.0 kann bei der Datenmenge überhaupt mithalten. Diese HDMI-Version ist doppelt so schnell wie HDMI 1.4(a) wodurch eine höhere Framerate möglich ist. HDMI 1.4(a) schafft gerade einmal 8,16 Gbit/s. HDMI 2.0 hingegen 14,4 Gbit/s (600 MHz x 8 Bit x 3).

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Größer ist der technische K(r)ampf an 4K-Inhalten. 4K-BluRays stehen als „neue Erlebniswelt“ in den Regalen. Toll – wer es denn wirklich glaubt. Natives 4K-Material benötigt eine riesige Speichermenge. Mit 50GB-BluRays kommt man da nicht weit, denn ein 4K-Film kann schnell auf über 100GB kommen. Problem – auf welches Medium bannt man 4K-Filme und was setzt man als weltweiten Standard? Kommt wieder ein Kampf zwischen zwei Speichermedien, wie man es von HD-DVD und BluRay kannte? Und wenn dieses Thema abgehandelt wäre, könnte man sich darauf konzentrieren natives 4K-Material zu produzieren und aufhören den Kunden mit „4K-BluRays für eine neue Erlebniswelt“ zu verarschen begeistern.

Apple kann 4K – so meint man es, wenn man sich einen Mac Pro (Late 2013) kauft. Stimmt, Apple kann 4K, allerdings bisher auch nur sehr eingeschränkt. Aktuelle Modelle des MacBook Pro Retina (Late 2013) verfügen über einen HDMI 1.4(a)-Anschluss, so auch der Mac Pro (Late 2013) – auch hier wird maximal 2160p mit 30Hz ausgegeben – egal wie toll das angeschlossene Display auch sein mag. Interessant ist aber, dass sich auf einem aktuellen MacBook Pro Retina (Late 2013 – 15 Zoll) unter Windows 8 auch 2160p mit 60Hz ausgeben lassen. Unter Win8 ist der Treiber für die verbaute nVidia-Grafikkarte somit vorhanden und kann ausgereizt werden. Das 13 Zoll-Modell hat grafiktechnisch nicht die Power um da mithalten zu können – dafür ist die Intel Iris Graphics zu schwach. Das 15 Zoll-Modell hingegen hat eine dedizierte nVidia-Grafikkarte mit 2GB GDDR5 Speicher. Unter dem Mac Pro (Late 2013) sollte sich das gleiche Phänomen aufzeigen lassen. Auch hier sollten, seitens ATI, die passenden Windowstreiber verfügbar sein, um 4K-Material in 60Hz durchschleifen zu können. Apple könnte da einfach den passenden Treiber nachliefern und ein kleines, großes Problem aus der Welt schaffen. Apple wartet aber scheinbar noch etwas – oder auf Etwas? Oder hat auch Apple bisher noch nicht ganz zu Ende gedacht?

Wie man es auch betrachtet, das ganze 4K-Thema ist nicht rund und auf keinem einheitlichen Standard. Es gilt noch viel zu bestimmen und zu regeln, bevor 4K eine standadisierte Massenmarktreife erlebt. Was 4K-Fernseher angeht, sollte man einfach noch etwas abwarten und vorallem keinem Logo wie „HDMI-2.0 ready“ vertrauen!

Da wundert es doch niemanden, dass Apple auf Thunderbolt 2 setzt. Ein hauseigenes Thunderbolt-Displays mit 4K-Auflösung könnte, dank Thunderbolt 2, 4K mit nativen 120Hz empfangen. Zeitgleich kann der Anschluss sogar mehrere Displays gleichzeitig betreiben. Wer braucht da noch einen nichtstandadisierten HDMI-Anschluss?

 

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43 Gedanken zu „4K und der Krampf hinter dem HDMI-Anschluss“

  1. Endlich jemand in der Technik Welt der sich auskennt und vor diesen Betrügereien warnt. 4K ist nicht gleich 4K. Aber mal sehen wie es bei Apple weitergeht. Schöner und nützlicher Beitrag, danke…
  2. Guter kritischer Artikel, aber ich finde, teilweise etwas verwirrend. („Diese HDMI-Version ist doppelt so schnell wie HDMI 1.4(a) wodurch eine höhere Framerate möglich ist. HDMI 1.4(a) schafft gerade einmal 8,16 Gbit/s. HDMI 2.0 hingegen 14,4 Gbit/s (600 MHz x 8 Bit x 3).“), aber nach dem zweiten Mal lesen doch verständlich. Weiter so
  3. Bei so einem tollen Artikel freut sich mein Radio- und Fernsehtechniker-Herz! Vielen Dank für diese klaren Worte, macht weiter so, denn solche Artikel erwarte ich von einem technisch-orientierten Blog. Man muss auch mal über den Tellerrand schauen!
  4. Man sieht, dass Apple die Zeichen der Zeit erkennt und Hardwsre verbaut, welche zeitgemäß und zukunftsorientiert ist (Lightninganschluss und Thunderbold).
    • Korrekt, denn 4k und UHD sind zwei verschiedene Formate, werter Autor. UltraHD ist wie oben beschrieben 4x FullHD, während 4k einen Ticken breiter ist. Den Artikel find ich nicht so schön geschrieben, klingt mir etwas zu sehr nach Hetze, aber im Kern kann ich dem Inhalt durchaus zustimmen. Ich konnt allerdings nie verstehen, warum sich Leute HD-ready holten. Schon damals zum Confed-Cup nicht. Würde ich heute einen neuen Fernseher kaufen: Nicht unter 32″, nicht unter FullHD, mit LED-Backlight und 3DTV. Das ist der neue Standard, den wir auf diesem Markt haben. SmartTV hat mich bisher noch immer nicht überzeugt, aber die diesjährige CES hat mir (mit Hinblick auf Samsungs Menüführung) Hoffnung gegeben.
      • Ich hatte immer gedacht das 4k und UHD das gleiche wäre, bloß nur verschiedene Bezeichnungen. UHD = 3840×2160 4K = 4097×2160 Ist das richtig so?
      • Fast, Ultra HD umfasst nämlich sowohl die Auflösung Auflösung: 3840 × 2160 als auch die Auflösung 7680 × 4320 Pixel. Jedoch werden sowohl 3840 × 2160 als auch 4096 x 2160 als „4K“ bezeichnet.
      • @TM und adi: 4096×2160 ist dann aber nicht mehr 16:9 (bei quadrat. Pixeln). Müsste dann 4096×2304 sein. Ultra HD umfasst alles ab 4K aufwärts (eben auch 8K). Ich denke, fürs TV wird dann 3840×2160 (2160p) das wichtigste Format sein.
  5. wir werden von vorn und hinten über den tisch gezogen. es gibt hd ready fernseher seit knapp 10 jahren (2005) und man kann immer noch nicht vernünftig hd sendungen im free tv schauen. dabei ist eine auflösung von mindestens 720p etwas vollkommen SELBSTVERSTÄNDLICHES, sogar mittelklassige mobiltelefone können in dieser auflösung aufzeichnen. wir können immer noch nichts anderes als ard zdf arte servus tv und paar nutzlose kanäle in hd schauen. muss mann nach 10 jahren hdtv immer nich dafür blechen um im fernsehen hdtv kanäle zum empfangen (was mittlerweile wirklich standard sein hätte müssen)
  6. Also ich wäre ja schon froh wenn der Deutsche iTunes Store mal Filme in Full-HD anbieten würde. Ganz zu schweigen von den neuen Tonformaten. Fände ich echt sinnvoller somit könnte ich endlich von der Blu-Ray wechseln.
    • Die neuen Filme werden zumindest bei mir (Apple TV 3 und via Mac) komplett auf 1080p heruntergeladen. Ich würde es viel mehr begrüßen, wenn es endlich mal mehrere Audio-Spuren geben würde, teilweise ist sogar English nicht immer dabei.
  7. 4k ist doch super für die Content-Industrie! Bei den riesigen Datenmengen ist nur noch Streaming sinnvoll machbar – gar kein DRM und Kopierschutz mehr nötig, denn auf welche Medien sollte die Masse der OttoNormalKopierer die Filme speichern? Selbst Festplatten wären zu schnell voll.
    • BDXL Blu Ray mit 128GB? Derzeitige (1080p) Filme passen auch auf Blu Rays mit 50GB, wobei der Film 25-40GB hat (je nach Bonusmaterial). Bei gleicher Framerate, weniger Bonusmaterial und effektiverem (H.265-)Codec sollte man dort die vierfache Datenmenge schon speichern können.
  8. Ein sehr guter Artikel, wenn man auch ein paar Dinge richtig stellen muss! Man sollte nicht unerwähnt lassen, das Panasonic hier schon weitergedacht hat. Die haben Ihrem Flagschiff, dem Panasonic TX-L65WT600, einen HDMI 2.0 sowie einen Apple DisplayPort verpasst. Damit ist man hier einen richticten Weg gegangen, was flexible sowie zukunftssichere Nutzungsmöglichkeiten bietet. Trotzdem muss man sich bei dem Thema 4K immer wieder informieren, denn gekauft ist gleich…..
  9. Das mit dem HDMI 2.0 ist nicht ganz richtig. Ich selber nutze ein älteres Kabel und bekomme wunderbare 3840×2160 (60Hz) und auch 4096×2160 (60Hz) hin. Es muss NICHT zwingend ein 2.0 sein. Das ist absoluter Quatsch. Es kommt auf die verarbeitung an. Viele der älteren HDMI-Kabel schaffen das locker. Man sollte halt nicht mit China-Schrott Wunder erwarten, aber ab einer gewissen Qualität ist das alles kein Problem.

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