Vermutlich sind inzwischen alle Leser mal über ein Foto gestolpert, das mit der neuen FaceApp bearbeitet wurde. Die iOS-Anwendung, auf deren Verlinkung ich an dieser Stelle verzichte, ermöglicht das Hochladen von Fotos und im Anschluss das Verjüngen oder Altern der gezeigten Gesichter. So weit so unspektakulär. Problematisch ist, neben (zu) vielen faltigen Gesichtern in sozialen Netzwerken, dass die App die Fotos nicht nur bearbeitet, sondern auf den eigenen Speicherplatz bei Amazon oder Google hochlädt und sämtliche Rechte daran übernimmt.
Bilder bei Google oder Amazon, alle Rechte weg
Nochmal zum Mitschreiben: Mit Nutzung der App akzeptiert man die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen – und verschenkt damit die Rechte an allen eingespeisten Bildern. Diese dürfen von FaceApp zu sämtlichen Zwecken, auch kommerziell, verwendet werden – das eigene Bild mit grauen Haaren und faltiger Nase könnte also demnächst schon große Werbeplakate der App zieren. Wer wollte das nicht schon immer?
Problematisch ist zudem, dass die App die Bilder zur Bearbeitung nicht nur lokal analysiert und verändert, sondern dafür auf die Rechenleistung der Server von Google und Amazon zurückgreift. Die Bilder werden dort laut Angaben des Unternehmens zwar nur für kurze Zeit gespeichert, allerdings sind sie eben doch erstmal unterwegs. Man speichere „manche“ Bilder online, lösche aber „die meisten“ dieser Bilder nach 48 Stunden. Allerdings werden keine Daten oder Bilder an Dritte verkauft – na immerhin. Über das Bug-Report-Formular der Anwendung kann man zudem das Löschen der eigenen Daten beantragen.
Mit etwas Kreativität wird daraus politischer Zündstoff in den USA
Für viele Politiker in den USA wird es zudem zum Problem, dass die App in Russland entwickelt wird. Der Demokrat Charles Schumer fordert nun eine Untersuchung des Dienstes durch das FBI. Dieser Forderung liegt aber ein grundlegendes Missverständnis zugrunde: Schumer geht davon aus, dass der Dienst alle Fotos des Geräts auf Server lädt, dieser Vorwurf konnte jedoch inzwischen durch die Aussage des Unternehmens und verschiedene Untersuchungen entkräftet werden.
Auch wenn dieser Vorwurf nicht mehr aktuell ist, macht das die großen Probleme im Bereich des Datenschutzes durch die App nicht komplett wett. Nutzer werden in den Nutzungsbedingungen der Anwendung zwar über den Upload der Bilder und das Verschenken der eigenen Rechte daran informiert, allerdings muss man ganz realistisch fragen, wer diese Bedingungen liest, bevor er sich um ein paar Jahre älteren lässt, um das Bild dann an Instagram zu schicken – und sich damit direkt zur nächsten Datenkrake begibt.
Wie steht ihr zu der Diskussion? Findet ihr sie überzogen oder ist die Kritik an FaceApp berechtigt? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
11 Gedanken zu „Kontroverse um FaceApp: Alt aussehen, aber zu welchem Preis?“
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