Mit langen Ladezeiten und aufdringlichen Werbeformen verprellen viele Betreiber von Internetseiten ihre Leser: Laut Google brechen 40 Prozent der Nutzer den Besuch einer Website bereits nach einer Wartezeit von drei Sekunden ab.
Mit Instant Articles hatte Facebook Mitte 2015 begonnen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Dabei handelt es sich um eine spezielle Version der Artikel, die direkt auf Facebooks Servern gespeichert wird und so die Ladezeiten enorm reduziert. Facebook spricht davon, dass Instant Articles zehn Mal schneller laden, als herkömmliche Seiten. Die Werbeeinnahmen der Seiten werden von Facebook dabei nicht angegriffen, aber durch die schnell geladenen Beiträge springen weniger Nutzer ab und halten sich länger im Facebook-Kosmos auf. Das wiederum spielt dem Konzern in die Karten.
Kein Wunder, dass Google nicht einmal ein halbes Jahr später mit Accelerated Mobile Pages (AMP), also beschleunigten mobilen (Internet-)Seiten, eine eigene Initiative zur Beschleunigung der Ladedauer im mobilen Netz ins Leben rief, um die Nutzer im offenen Internet zu halten.
Bei AMP handelt es sich um ein Open-Source-Projekt, dass Websites durch Restriktionen im Code auf das Wesentliche begrenzt. Eine AMP-Seite kann man sich dabei wie ein Formel-1-Auto vorstellen: Zu Gunsten der Geschwindigkeit wird jeder unnötige Luxus eines normalen Autos, wie Klimaanlage, Sitzheitzung und Blinker weggelassen. Webseiten-Betreiber müssen beispielsweise auf einige HTML-Elemente verzichten und sich bei JavaScript und der Größe der CSS-Dateien an strenge Bedingungen halten. Gleichzeitig soll auf nervige Werbeformen wie seitenüberdeckende Banner verzichtet werden. Aller Kritik am wachsenden Google-Monopol zum Trotz funktioniert das auch ziemlich gut.
Zu allem Überfluss speichert Google die abgespeckte AMP jedoch – ähnlich wie Facebook – auf seinen eigenen Servern. Klickt ein Nutzer in den Suchergebnissen auf eine AMP, lädt die Seite also vom Google Server. Bei genauerem Hinsehen erkennt man dies an der URL in der Adressleiste. Diese beginnt mit www.google.com/amp.
Viele Nutzer kopieren und versenden diesen Link, wenn Sie den Inhalt teilen wollen – anstatt die AMP-Version der eigentliche Webseite zu verschicken. Google rechtfertigt das Speichern der AMP auf dem eigenen Server mit einer noch kürzeren Ladedauer. Tatsächlich sieht es jedoch so aus, als ob AMP-Seiten aus dem Google-Cache langsamer laden, als direkt vom Server der Website.
Google will Original-Link anbieten
Federico Viticci von MacStories.net twitterte bereits im Dezember, dass er die AMP-Version seiner Website inzwischen wieder abgeschaltet habe, da die Seite bereits schnell lade und es sich „gut anfühlt,“ wenn es kein Chaos mehr mit den Permalinks gibt. Dafür bekam er einiges an positivem Feedback von seinen Lesern, die mit den AMP nie richtig warm geworden waren und nicht wussten, wie sie an die eigentliche URL gelangen. Er riskiert damit aber auch ein schlechteres Ranking in Googles Suchergebnissen.
In Googles Entwickler-Blog gab der Suchmaschinen-Riese nun bekannt, künftig eine Kopfleiste einzublenden, in welcher der Ursprung der AMP angezeigt wird und aus der die URL zur AMP auf der Website kopiert werden kann.
Beim Herunterscrollen verschwindet die Leiste dann, um den kompletten Bildschirm zur Anzeige des Inhaltes nutzen zu können. In der Google-App unter iOS wird bereits die Original-URL des Dokuments angezeigt – in der Android-Version der App wird dies in den kommenden Wochen nachgereicht.
Diese Maßnahme soll zugleich Phishing-Betrug vorbeugen. Denn Betrüger könnten die original Google-URL missbrauchen, um den Anschein zu erwecken, dass eine AMP mit einem Login-Formular tatsächlich von Google stammt.
10 Gedanken zu „Lange Leitung: Seitenbetreiber kritisieren Googles AMP-Technik“
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