Ein lange angesetzter Termin des NSA-Untersuchungsausschusses am gestrigen Donnerstag wurde von den Vertretern der großen US-Technologie-Konzerne am Mittwoch kurzfristig abgesagt. Abgeordnete aller Fraktionen zeigen sich empört darüber, dass die Konzerne offensichtlich nicht zur Aufklärung der NSA-Affäre beitragen wollen.
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Seit April 2014 befasst sich der Untersuchungsausschuss mit der Rolle des BND im von Edward Snowden aufgedeckten Überwachungsskandal. In einer gemeinsamen Anhörung sollten Cook (Apple), Zuckerberg (Facebook), Schmidt (Alphabet/Google) und Smith (Microsoft) oder ersatzweise deren rechtliche Vertreter noch offene Fragen im Überwachungsskandal, wie den Umfang der Kooperation zwischen dem BND und der NSA, klären.
Den seit Monaten anberaumten Termin ließen die Konzerne nach gemeinsamer Absprache erst auf heute verschieben, um ihn am Mittwoch doch noch kurzfristig abzusagen. Abgeordnete aller Parteien reagierten enttäuscht bis wütend auf die Entscheidung der womöglich wichtigen Zeugen.
„Das sind keine Einzelentscheidungen, sondern das abgestimmte Vorgehen eines Schweigekartells“, kritisierte beispielsweise der SPD-Ausschussobmann Christian Flisek und ergänzt: „Wenn es zum Schwur kommt, flüchten sie sich in die gleiche Geheimniskrämerei wie die Geheimdienste. Deshalb ist die Absage ein Armutszeugnis. […] Datenschutz ist für Microsoft, Apple, Google und Facebook scheinbar genau das, was wir befürchtet haben: hohle Worte, Werbung, Marketing.“ Die Unternehmen hätten monatelang ihre Zusatimmung signalisiert und selbst ihrem Wunsch, die Vertreter nicht als Zeugen sondern als sogenannte „Anhörpersonen“ zu befragen, sei man nachgekommen.
Unternehmen wollten keine Öffentlichkeit
Doch vermutlich waren die Politiker auch zu blauäugig an die Sache herangegangen: Denn die ausländischen CEOs, für die keine rechtliche Verpflichtung besteht, zu einem solchen Termin zu erscheinen, hatten signalisiert, sich eine Befragung in einer nichtöffentlichen „informellen Beratungssitzung“ vorstellen zu können. Obwohl die Abgeordneten auf deren Wohlwollen angewiesen waren, haben sie einstimmig auf eine öffentliche Sitzung beharrt.
Dabei haben „Whistleblower“ in den USA erhebliche Strafen zu befürchten. Einige Aussagen hätten gegebenenfalls gegen US-Gesetze oder Verschwiegenheitsverpflichtungen verstoßen können. Einige Antworten oder auch das Schweigen zu gewissen Fragen hätten Kunden außerdem misstrauisch interpretieren können – gefährlich, in einer Branche, die auf das Vertrauen der Nutzer angewiesen ist.
Die Absage befeuert nun jedoch ebenfalls Vermutungen, dass die Zusammenarbeit zwischen Konzernen und Geheimdiensten weit über das bisher bekannte Ausmaß hinausgehen. Die Branche profitiert inzwischen jedoch von der Gleichgültigkeit vieler Nutzer und mangelnder Konkurrenz.
Google erklärte stellvertretend: „Wir waren dazu bereit, dass unsere Experten darüber mit dem Ausschuss sprechen und haben unseren Ansatz, Richtlinien und Sicherheitsvorkehrungen schriftlich dargestellt“.
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10 Gedanken zu „Apple und weitere Konzerne verweigern Aussage im NSA-Ausschuss“
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