4. November 2016

Aaron Baumgärtner

Spähvorwürfe: Browser entfernen Web of Trust

Manchen ist das Addon „Web of Trust“ ein Begriff. Die Software wird in den Browser eingebunden und möchte seinen Nutzer vor Gefahren des Internets schützen. Das wird mit Hilfe von Bewertungen von Websites umgesetzt, die Homepages somit in Vertrauenswürdigkeit sowie Jugend- und Datenschutz analysiert und eingliedert. Nun werden dem Browser-Addon jedoch Spähvorwürfe unterbreitet, da personenbezogene Daten der Nutzer nicht anonymisiert verarbeitet und gespeichert werden.

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Web of Trust vermittelt Vertrauen – nicht zuletzt durch seinen Markennamen. Der NDR möchte nun erhebliche Datenschutzlücken aufgedeckt haben, die die Vorgehensweise von Web of Trust deutlich ins Negative rückt. So seien Nutzerdaten keineswegs anonym in der Datenbank hinterlegt, sondern sind frei zugänglich mit allen detaillierten Informationen zur surfenden Person abgespeichert. Personendaten wie auch diese von Managern, Polizisten oder Journalisten seien zudem leicht den jeweiligen Nutzer zuzuordnen. Diese Nutzerdaten sind dabei stark privat und vertraulich, da beispielsweise auch Details zu Polizei-Ermittlungen oder sexuelle Vorlieben eines Beamten durch das Addon-Anwenders ausgespäht werden können.

WoT kann Kritik nicht nachvollziehen

Die finnischen Entwickler von Web of Trust verstehen die Kritik an ihrem Modell jedoch keineswegs und entgegnen in aktuellen Stellungnahmen gegenüber der dpa mit den Worten, dass man Fälle, in denen Informationen nicht anonymisiert und geschützt werden, umgehend prüfen werde und wenn notwendig Maßnahmen treffen würde. Der Schutz ihrer Nutzer stünde dabei an höchster Stelle. Auf der Webseite von Web of Trust sind derzeit jedoch noch keine weiteren Stellungnahmen zu finden.

NDR Zapp: URL

Wer sich den aktuellen Datenschutzbestimmungen des Browser-Erweiterung widmet, der findet dort eindeutige Aufzählungen von Daten, die von Web of Trust gesammelt und sogar an Dritte weitergegeben werden – ein verstecktes Geschäftsmodell von WoT und auch anderer Anbieter. Darunter sind neben Gerät und IP-Adresse auch das genutzte Betriebssystem, Browser und ein Zeitstempel des Nutzers zu finden. Die besuchten Webseiten werden außerdem gespeichert und ins System übertragen, was erhebliche Mängel im Datenschutz darstelle. Für Web of Trust sind eben diese Daten jedoch keineswegs „persönliche und identifizierbare Informationen“. Da sich das Unternehmen aktuell gegen eine Änderung der Software ausspricht, werfen Browser wie Firefox und Chrome das Addon nun komplett aus der Erweiterungsdatenbank und unterbinden somit weitere Downloads und Installationen.

Ebenso brisant: Das ARD-Magazin Panorama hat ebenfalls recherchiert und ist dabei auf ein Datenpaket gestoßen, das zehn Milliarden aufgerufene Internetadressen beinhaltete. Drei Millionen deutsche Nutzer seien dabei beteiligt gewesen diese Webseiten aufzurufen – allein im August dieses Jahres. Laut Panorama ließen sich die Daten leicht deanonymisieren und auch Personen zuordnen, darunter hochrangige Politiker und Journalisten. Die deutsche Digitalwirtschaft hofft nun durch das Geschäftsmodell von Web of Trust, persönliche Nutzerdaten an Dritte weiterzuverkaufen, nicht in Verruf zu geraten. Michael Neuber, Justiziar des Bundesverbands digitale Wirtschaft (BVDW), meinte, dass die Vorgehensweise von WoT kein Geschäftsmodell ihrer Firma abdecke.

6 Gedanken zu „Spähvorwürfe: Browser entfernen Web of Trust“

  1. Möchte nicht wissen wieviele addons sonst noch die Daten verkaufen. Dazu zählen sicher auch adbocker. Keiner hat was zu verschenken.
  2. Wie vedammt doof muss MENSCH sein der denk es gibt solche oder ähnliche tools „umsonst bzw for free“ ?!?!?! Wenn nicht bar bzw in einer währung gezahlt werden muss dann zu 99,9 % mit user daten.
  3. Ich hätte eigentlich schon stutzig werden sollen, nachdem mir immer aufgefallen ist, dass gerade die Politik-kritischen Seiten alle gelb oder rot markiert sind!!

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