19. Februar 2016

Philipp Tusch

Hintertür-Debatte: Apple hatte dem FBI schon Lösungen vorgeschlagen

Nach dem offenen Brief von Tim Cook zum Thema Hintertüren bei der Verschlüsselung von Nachrichten, bekam Apple unerwartete Schützenhilfe von WhatsApp. Auch Google, Facebook und Twitter stellten sich hinter die Ansichten von Apple.

In dem Brief hatte der Chef ausdrücklich betont, dass Hintertüren für amerikanische Behörden ein potenzielles Einfallstor für Hacker darstellen würden und Apple dies daher verweigert. Anlass für den Brief war ein Gerichtsurteil auf Drängen des FBI nach einem schweren terroristischen Attentat in den USA.

Doch um Hintertüren geht es dem FBI in diesem Fall gar nicht. Tim Cook hatte das Thema nur zum PR-Zweck missbraucht, um seine sicherlich sehr lobenswerten Ansichten abermals zu betonen. Das Weiße Haus aber stellte schnell klar, dass das FBI in diesem Fall lediglich Zugriff auf das eine iPhone 5c des Attentäters haben wollten – ohne Hintertür. Im Detail will das FBI die verschiedenen Code-Eingaben ausprobieren können, ohne den Verlust der Daten nach zu vielen Falscheingaben zu riskieren.

Dazu hatte Apple eigentlich bis kommenden Dienstag Zeit, die Entscheidung zu treffen. Jetzt hat das Gericht dem Unternehmen aber eine längere Bedenkzeit bis zum 26. Februar eingeräumt. Dann muss Apple entscheiden, ob es dem FBI bei der Terrorbekämpfung zunächst in diesem Einzelfall hilft. In der mittlerweile in den Staaten derart aufgeheizten Debatte sicherlich nicht leicht, den Spagat zwischen Datenschutz und Terrorbekämpfung zu finden.

Apple hatte zuvor schon Kompromiss angeboten.

Wie jetzt die New York Times berichtet hatte Apple – bevor das Ganze öffentlich wurde – dem FBI unter vorgehaltener Hand ein Tool zur Entsperrung des einen iPhones angeboten. Dann jedoch ist die Regierung an die Öffentlichkeit gegangen – und hier spielt für Unternehmen das Image eine übergeordnete Rolle.

After December’s San Bernardino attack, Apple worked with the F.B.I. to gather data that had been backed up to the cloud from a work iPhone issued to one of the assailants, according to court filings. […] Apple had asked the F.B.I. to issue its application for the tool under seal. But the government made it public, prompting Mr. Cook to go into bunker mode to draft a response, according to people privy to the discussions, who spoke on condition of anonymity.

32 Gedanken zu „Hintertür-Debatte: Apple hatte dem FBI schon Lösungen vorgeschlagen“

  1. Eine Hintertür wollen die doch schon länger. In ihrer Paranoia wollen die einfach alles über jeden wissen, was am Ende nicht mehr Schutz für die Bevölkerung bedeutet sondern eine größere Gefährdung. Durch genau diese Hintertür. Ich will meine Daten in Sicherheit wissen!!! Die US Geheimdienst & Regierung sollten sich mal auf die klugen Worte eines ihrer Gründerväter besinnen. Der sagte einmal:- [ ] Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen wird am Ende beides verlieren. (B. Franklin)
  2. Das FBI will also nur in diesem einen Fall Zugriff auf dieses eine iPhone. Ist klar, da frage ich mich wie das ohne Hintertür funktionieren soll. Außerdem finde ich es gut, dass Tim Cook sich in seiner medienwirksamen Position für Datenschutz stark macht und mMn ist es etwas hart zu behaupten, dass „Tim Cook das Thema nur zum PR-Zweck missbraucht“. Sicher eine Meinung, aber ich würde den Konjunktiv gebrauchen, um es nicht als Fakt darzustellen.
    • Stimmt, die gibt es. Ob Menschen, denen Privatsphäre egal ist, dazugehören, mag ich nicht zu beurteilen. Aber ich beurteile die Intelligenz eines Menschen auch nicht durch eine Meinung, die die Person hat :)
    • Ich bin grundsätzlich auch gegen Hintertüren oder ähnliches, da es nicht überprüfbar ist, wenn ein Geheimdienst darauf zugreift, aber in diesem Fall geht es um das entsperren eines iPhones, was definitiv einem Straftäter gehört und da dient es dem Zwecke der Strafverfolgung, also völlig legitim.
  3. Definition von „missbrauchen“ lt. Duden: falsch oder nicht seiner eigentlichen Bestimmung oder seinem eigentlichen Verwendungszweck entsprechend gebrauchen, benutzen; in unredlicher, unerlaubter Weise gebrauchen, benutzen.
  4. „Wie jetzt die New York Times berichtet hatte Apple – bevor das Ganze öffentlich wurde – dem FBI unter vorgehaltener Hand ein Tool zur Entsperrung des einen iPhones angeboten.“ Ganz schlechte Haltung, Apple!
  5. Bei einem alten Nokia kam das Thema backdoor nie auf da damals niemand so doof war existenzbedrohende Daten und sein ganzes Erspartes seinem Handy anzuvertrauen.
  6. Oh toll, Apple unterminiert den eigenen Datenschutz klammheimlich, ohne uns, den Usern, etwas zu sagen – und will hernach sein Image wahren. Ver……. kann ich mich selber !! :-<

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