Am Freitag konnte man bekannterweise zum ersten Mal die Apple Watch im Store ausprobieren. Das habe ich auch getan – allerdings nicht irgendeine Watch, sondern die teuerste von allen. Ein Bericht über ein eher ungewöhnliches Try-On.
Ich muss zugeben, ich habe nie geplant mir die Apple Watch Edition anzugucken. Da aber alle ganz „normalen“ Termine schon vergeben waren und ich mir Apples neuste Kreation auf keinen Fall entgehen lassen wollte, buchte ich kurzerhand einen Termin für die Edition. Um 17 Uhr am Freitag sollte es soweit sein.
Als ich um 16:30 Uhr den Apple Store betrat, war es wie erwartet voll, laut und überall flitzten Menschen in blauen T-Shirts herum. An den Try-On Tischen wurden schon fleißig Apple Watches anprobiert, sowohl von jung als auch von alt. Nach einer Viertelstunde wandte ich mich an einen Mitarbeiter, damit Apple weiß, dass ich anwesend war und ich meinen Termin in Anspruch nehmen konnte. Ab diesem Zeitpunkt begann die Sache alles andere als üblich zu werden.
Der Mitarbeiter zupfte in alter Geheimagentenmanier an seinem Hemdkragen und sprach in sein kleines Mikrofon: „Wir haben hier einen Edition Kunden. Könnte mal jemand kommen?“ Prompt marschierte eine Mitarbeiterin in großen Schritten auf uns zu, die mich per Handschlag begrüßte. „Welche Edition wollen sie sich denn angucken?“, fragte sie. Mir war sofort klar: Das teuerste Modell, das in rot. Da ich mir ein paar Stunden zuvor die Apple Watch Sport in Grau bestellt habe, wollte ich diese natürlich auch noch sehen. Ein durchaus interessanter Kontrast, den ich gerne im direkten Vergleich erforschen mochte.
Die Mitarbeiterin forderte mich auf, ihr zu folgen. An den normalen Try-On Stationen vorbei ging es bis an das Ende des Stores. Dort sollte ich kurz warten, bis sie die Uhren geholt hat. Während ich also an der Stelle verweilte, fielen mir die erstaunlich vielen Sicherheitsmänner im hinteren Bereich des Stores auf. Bei so teueren Uhren ist das natürlich verständlich.
Nach etwa 5 Minuten kam die Mitarbeiterin mit einer länglichen Box und einer quadratischen Box wieder. Erneut sollten ich ihr folgen, diesmal hatten wir allerdings noch einen dritten Begleiter: Einen grimmig dreinschauenden Securitymenschen. Per Fahrstuhl begaben wir uns dann in den ersten Stock des Apple Stores am Kurfürstendamm – wer die Edition kauft, nimmt bei Apple nicht die Treppe.
Ich wurde zum sogenannten „Briefing Room“ geführt. Dort finden normalerweise die Meetings der Apple Store Manager statt. Hier war es, ungleich dem Verkaufsraum, bis auf einen weiteren Mitarbeiter komplett leer und eine bedrückende Stille erfüllte jede Ecke des hellen Raums. Dann setzte ich mich mittig an den 10 Meter langen Tisch und die Mitarbeiterin legte die beiden Boxen ab. „Mit welcher wollen Sie anfangen?“ – Eigentlich kommt ja das Beste immer zum Schluss, aber ich wollte mit der Edition beginnen. Während sie die Box öffnete, fielen mir die strengen Blicke des Sicherheitsmannes auf, der sich ein paar Meter weg von uns breitbeinig aufgebaut hatte. An dieser Stelle sollte er die ganze Zeit über regungslos stehen bleiben.
Jetzt lag die Apple Watch Edition vor mir. Das rote Modell ist übrigens 18.000 Euro wert. Achtzehntausend Euro. Ich verkneife mir in dem Moment die Vergleiche damit, was man sich mit diesem Geld alles kaufen könnte.
Die Apple-Mitarbeiterin nahm die Watch aus der mit Samt ausgekleideten Box und legte sie mir vorsichtig an. Während dessen zeigte sie mir kurz die Schließe des Armbands, welche auch aus 18-karätigem Gold besteht. Das rote Lederarmaband in Kombination mit Gold sieht in der Realität noch viel wertiger aus als auf den Fotos. Allerdings würde ich sie persönlich nie tragen, weil sie – wer hätte es gedacht – für Frauen gemacht ist.
Da saß ich also: Eine 18.000 Euro Uhr am Handgelenk, in einem absolut stillen Raum, mir den Demoloop von der Software anguckend. Als ob mir das schon nicht ein wenig unangenehm war, sah ich einerseits nicht so aus als könne ich mir diese Uhr in naher Zukunft leisten. Zudem hatte ich die ganze Zeit das Gefühl angestarrt zu werden. Den Demomodus konnte man nicht verlassen, ein tatsächliches Ausprobieren der Uhr war also nicht wirklich möglich. Mir erschien das Stück Gold am Arm etwas nutzlos.
Als ich die Uhr ablegen wollte, eilte mir die Mitarbeiterin zur Hilfe. Wehe der Edition passiert irgendetwas. Sie legte das Schmuckstück zurück in die Box, allerdings konnte sie den Demoloop nicht ausschalten. Deswegen summte und piepte es in der Box fröhlich weiter.
Als nächstes wollte ich mir den kompletten Gegensatz zu Apples Golduhr angucken: Die Watch Sport in Space Gray. Diese durfte ich dann auch selber ummachen, wieder lief der Demoloop durch. Der Teil des Try-Ons war dann auch deutlich entspannter, weil ich mich mit der Sport am Armgelenk tatsächlich richtig wohlgefühlt habe.
Nach etwa 15 Minuten war das Try-On dann vorbei. Die Mitarbeiterin nahm beide Boxen, eine davon immer noch summend, in die Hände und wir schlenderten wieder runter, selbstverständlich dicht gefolgt von dem Securitymenschen, der die Verpackungen keine Sekunde lang aus dem Auge ließ. Auf dem Weg erzählte sie noch ein wenig über die Geschichte des Gebäudes, etwa dass sich dort früher ein Kino befand und alte Stuckarbeiten noch heute erhalten sind.
Bevor ich wieder den Verkaufsraum für alle Kunden betrat, verabschiedete sich die Mitarbeiterin. Apple-Mitarbeiter haben nämlich die Anweisung, sich mit der Edition nicht lange dort aufhalten zu dürfen. Und da war sie wieder weg die Golduhr, so oft werde ich sie wohl nicht wieder sehen. Wobei man dem Schmuckstück, wenn ich ganz ehrlich bin, auch nicht nachtrauern muss. Es ist eben tatsächlich ein Fashion-Symbol mit einer ganz besonderen Anprobe.
Wie man es bisher gewohnt war, in den Laden zu gehen und sich beispielsweise das neue iPhone einfach angucken zu können, wird das Apple Watch Try-On eine ungewohnte Erfahrung sein. Erst recht, wenn man sich eine 18.000 Euro Uhr in einem sehr großen privaten Raum anguckt und jede Bewegung von der Security beobachtet wird.
83 Gedanken zu „Apple Watch Edition Anprobe: Ein eher ungewöhnliches Erlebnis“
Die Kommentare sind geschlossen.