Bereits gestern opferte die BILD-Zeitung in ihrer Samstagsausgabe ein Teil des Titelblattes, um das Interview mit Tim Cook anständig zu vermarkten. Und heute schafft es der CEO in die Schlagzeile: „Apple-Chef Exklusiv“ titelt die BamS in Großbuchstaben. Doch wie lesenswert ist das dreiseitige Interview mit Tim Cook wirklich?
Wenn die BILD-Zeitung eines versteht, dann wohl die Selbstvermarktung. Es ist nämlich das erste Interview von Tim Cook mit einer deutschen Zeitung. Dass er sich dafür nicht den Spiegel, Stern oder die FAZ ausgesucht hat, spricht für die Auflagenstärke des Boulevard-Blatts vom Axel Springer Verlag. Bereits der Besuch vom Apple-CEO in der Berliner Redaktion löste eine Welle des Unverständnisses aus.
Dennoch weiß die BILD-Zeitung daraus Kapital zu schlagen. Der Bericht wird in die für gewöhnlich teurere Sonntagsausgabe gepackt und online versteckt man den Artikel hinter einer bezahlpflichtigen Paywall.
Inhaltlich eher mager.
Es ist nicht der Inhalt, der das Interview zu einer Besonderheit macht, sondern einzig und allein die Tatsache, dass es das erste in Deutschland ist.
Inhaltlich sind es nämlich die üblichen Aussagen: Tim Cook wird dabei zunächst auf Datenschutz angesprochen – ein reißerisches Thema, das sich für Boulevard-Blätter immer rentiert. Die Antwort des Apple-Chefs ist aber nicht überraschend. Wie schon in einem jungen TV-Interview bekräftigt Cook auch hier, dass man die Datensicherheit akzeptiere und keine Mails mitlese. Und auch Apple Pay sei sicherer als die Konkurrenz. Also Themenwechsel: Als Nächstes erfragt Sven Stein von der Zeitung Informationen über kommende Produkte – ihr wisst, es ist ein aussichtsloses Unterfangen und so bleibt natürlich eine präzise Antwort aus. Dass Tim Cook dann noch bestärkt, dass Gewinne zweitrangig sind, ist ebenfalls nicht neu, wird aber von der BILD gerne auf der Titelseite platziert.
Von neuen Produkten leitet man nun zur Apple Watch über. Tim Cook erzählt, dass er die Armbanduhr den ganzen Tag lang trägt und nur nachts zum Laden abnimmt. Sie wird den Alltag der Nutzer sehr erleichtern, so Cook. Wir verweisen dabei gerne auf seine früheren Aussagen in Bezug auf die Computeruhr: Hier, da und dort.
Zum Schluss mischen sich die Fragen der BILD-Redaktion ein wenig. Von Steve Jobs leitet man auf den Alltag des aktuellen Apple-Chefs über, um dann von den Arbeitsbedingungen nochmal zu Steve Jobs zu wechseln. Wer hier neue Antworten erwartet, wird aber enttäuscht. Dass Tim Cook ein Frühaufsteher ist (etwa gegen 4 Uhr), Mails liest und dann Sport macht, steht sogar auf seiner Wikipedia-Seite. Sein Verständnis von guten Arbeitsbedingungen in den Fabriken hat er schon oft genug zum Ausdruck gebracht. Und das Werk von Steve Jobs sowie dessen Wichtigkeit und Bedeutung für Apple ist ohnehin nicht von der Hand zu weisen.
24 Gedanken zu „BILD-Interview mit Tim Cook: Bedingt lesenswert“
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