Kommentar: Wer den Begriff „Apple“ hört, der denkt direkt an iPhone, iPad, iPod und Mac. Und zur Überraschung auch genau in dieser Reihenfolge, denn die Wichtigkeit und Aktualität der Geräte gliedert sich für die Meisten in genau dieser Art auf. Das iPhone das weltweit bekannteste Smartphone, das iPad ein konsumstillendes Gerät, der iPod als altes Technikfossil, der den Musikkonsum und die dazugehörige Musikindustrie umkrempelte und schließlich der Mac, welcher das fortschrittlichste Werkzeug für kreative Köpfe ist. Jedes Gerät besticht durch seine für sich identifizierbare Funktion. Doch was wären alle diese Geräte ohne das perfekte Zusammenspiel mit Software?
Apple entwickelt schon immer die Hardware in enger Zusammenarbeit mit der Software. Somit laufen zwei Entwicklungen parallel und verschmelzen am Ende zu einer Entwicklung. Am Anfang jedes Produktes steht das Design. Egal ob es einst Kunststoff war, oder heute Leichtmetall ist. Na gut – das iPhone 5C sowie die AirPort Extreme und anderes Zubehör haben heute wieder ein Kunststoffdesign. Aber das beiseite. Bei Apple hat alles einen Grund und immer eine gewisse Grundstruktur in den Dingen, wie man sie angeht. Das Produkt erhält sein charakteristisches Design und wird damit mit einem Wiedererkennungswert geboren. Die technischen Funktionen machen das Gerät aus – doch diese sind nichts ohne das Zusammenspiel und die Funktionsweise der damit verknüpften Software. Software greift in ein mechanisches Zahnradgetriebe ein und steuert es punktgenau. Gänge lassen sich weich schalten und der Motor wird perfekt angesteuert – sinnbildlich gesprochen, denn im echten Anwendungsfall ist die Software die Steuereinheit, die das Maximum aus der Hardware kitzelt.
Doch wohin möchte ich mit diesem Artikel eigentlich? Nun. Ich möchte Anerkennung für gute Software. Ich lebe in einem Apple-Ökosystem. Bei mir regieren OS X und iOS. Doch kenne ich auch die andere Seite, aus der ich einst einmal kam. Die Windowszeit möchte ich nicht verfluchen – ein Liebäugeln passe aber genauso wenig. Der Schritt mit Windows und dem „Wir wissen nicht was wir mit Windows machen“ gefiel mir ab der ersten offiziellen Beta von Windows 8 schon nicht und dieser Faden zieht sich bei Microsoft durch alle Bereiche. So floppte Windows 8, Windows-Phone und auch das Surface-Tablet. Vielleicht kann Windows 8.1 Update 2 nochmals dem sinkenden Schiff Auftrieb verleihen, indem der altbekannte und geliebte Startknopf zurückkehrt – oder der Konzern wird in Zukunft nur noch als Servicekonzern fungieren (Office 365, Bing, Azure).
Einen Rettungsring hat man gespart, denn ich bin schon länger von Board. Ab einer gewissen Zeit, als Windows- und iOS-Nutzer, habe ich gemerkt, wo die Vorteile bei Software liegen, sprang ins kalte Wasser, schwamm zu OS X rüber und wurde zum Quereinsteiger. Nach zwei Jahren habe ich das alte Windowsmuster abgelegt und hantiere heute mit Dateien völlig anders als zuvor. OS X hat mich gelehrt, dass man anders denken muss, um die Dinge richtig angehen zu können. Man muss sich von teils falschmitgeteilten Dingen lösen und die Anwendungsgebiete neu definieren. Es hat seine Zeit gebraucht, aber heute weiß ich: So kalt das Wasser auch war – ich würde es immer wieder tun, denn heute weiß ich wie es ist, in ruhigen Gewässern zu schwimmen. Ich kenne jetzt die Vorzüge von iOS und OS X, das Zusammenspiel der einzelnen Dienste und das Vergnügen, gewisse Dinge erledigt zu bekommen, anstatt mir den Kopf darüber zu zerbrechen, wie ich einen marginalen Anwendungsfall realisiere. In gewisser Weise hat mir Apple somit sicher das eigene Denken abgenommen, allerdings auch nur in den alltäglichen Dingen, die funktionieren sollen und auch müssen. Doch so ganz ist Windows bei mir nicht verschwunden – lebt es doch als virtuelles Betriebssystem auf dem Mac weiter und fungiert bei mir als Zweitbetriebssystem – wenn auch relativ sporadisch und selten genutzt. Parallels-Dektop macht es in dem Fall möglich.
Softwareentwicklung erfordert Arbeit gepaart mit Kreativität. Es sind die Zähne der Zahnräder, die feingeschliffen sind, so genau ineinander passen und den Motor unter der Grafikhaube sicher und stabil antreiben. Denn wer genau hinsieht, der weiß wie ernst es Apple mit Software meint. Mit der Entscheidung seitens Apple, das iLife- und iWork-Paket für neugekaufte iOS und Mac-OS-Geräte kostenlos zur Verfügung zu stellen, zeigt sich, wie wichtig Apple die Software ist, um das komplette Hardwareerlebnis wahrnehmen zu können. Auf der WWDC 2014 wurde ebenso ganz klar, dass Apple beide Betriebssysteme mehr als nur ernst nimmt. So arbeiten beide Welten noch besser zusammen und ergänzen sich gegenseitig. Beide Welten sind tiefer miteinander verzahnt und im Umgang sogar teils voneinander abhängig, beispielsweise die Telefonfunktion des iPhone, auf welche der Mac angewiesen ist, um selbstständig Anrufe tätigen und annehmen zu können. Tja – und auch dient das iDevice dem Mac als Zugangspunkt zum Internet. Man sieht – man möchte die Betriebssysteme nicht vereinheitlichen, sondern verzahnen, um beiden die besten Features aus beiden Welten zu ermöglichen. So ist bei der Gerätewahl auch klar: Kauf dir neue Hardware und erhalte mindesten 3 Jahre das aktuellste Betriebssystem – kostenlos wohlgemerkt. iOS 8 wird demnach auf vielen Geräten funktionieren. Okay, auch hier kann man gewisse Dinge nicht schönreden, denn auch hier gilt es den Softwaresupport für das iPad 1 zu erwähnen, das von iOS 4 nichtmal den Sprung auf iOS 6 schaffte. Doch wer das iPhone 4 betrachtet, der sieht auch, dass dieses bisher ganze 4 Betriebssysteme erhielt. Auch wenn die in die Jahre gekommene Hardware unglücklich mit iOS 7 ist – es läuft das aktuellste und damit derzeit sicherste OS auf dem Gerät. Welches Android-Gerät kann das Gleiche von sich behaupten?
Die richtige Software kann man als Benzinadditiv sehen, welches dem Hardwaremotor erst den richtigen Schub verspricht. Ein recht aktueller Fall in dem das zu erkennen ist, ist das Update auf OS X 10.9.3 – denn mit dem Update ändert sich der VRAM-Maximalwert bei integrierten Grafikchips. Zuvor arbeiteten die Chips mit einer Speichermenge von maximal 1 GByte. Zwecks erhöhter 4K-Unterstützung wurde dieser Wert auf 1,5 GByte erhöht und somit eine optimale Hardwareperformance für 4K-Anwendungen eröffnet. Dieser Hardwareschub durch Software wurde zwar nur bei MacBook Air (2013 und 2014), sowie MacBook Pro Retina (Late 2013) vollzogen, doch ist klar sichtbar, was Software aus Hardware machen kann. Die Vergangenheit zeigt, wie oft Apple selbst nach einem Hardwarerelease an der dazugehörigen Software schraubt, um das maximal machbare zu erreichen und Anwendungsgebiete weitgehend perfekt zu etablieren. Dieses Szenario ist auch unter iOS sichtbar zu erkennen.
Mit dem in iPhone 5s, iPad Air und iPad mini Retina verbauten A7-Prozessor wurde die Verarbeitungsstruktur auf das 64Bit-System angehoben. Das ermöglicht eine unglaubliche und zugleich mobile Rechenleistung. Dass der A7 mehr als nur ein zu belächelnder Mobilprozessor ist, ist mittlerweile klar – denn der A7 arbeitet auf Desktopniveau. Doch hier ist es die Software, die aus ihm das macht, was er am Ende ist. iOS 7 war nicht nur schönes, flaches Design – okay, da streiten sich die Geschmacksgötter immer noch – sondern vor allem ein von Grund auf erneutes iOS-Gerüst. iOS wurde optimal erneuert, um auf einem neuen Niveau Leistung zu bringen und dies auch dem User zu zeigen. Leider fehlen in dem Fall aber noch die anspruchsvollen Applikationen, um dieses Rechenniveau auszureizen. Doch das softwareseitig an iOS angepasste iMovie ist ein guter Start, um zu demonstrieren, wie Software die Hardware kitzeln kann. Animationen werden schnell gerendert und Videos in schneller Zeit exportiert. Machbar dank guter Software verzahnt in Hardware.
Dass Software auch ihre Eigenarten hat und diese auch bei Apple auftauchen, ist dagegen auch kein Geheimnis. Ein SSL-Bug (Goto Fail) ist keine Kleinigkeit und sollte einem Konzern wie Apple früher auffallen, denn er war schon in iOS 6 vertreten. Erst mit iOS 7.0.6 wurde der Fehler beseitigt und die Software wieder sicher gemacht. Doch auch der Mac war betroffen – allerdings „erst“ seit OS X Mavericks. Die Softwarelücken sind nicht ohne gewesen und daher untragbar, auch wenn mittlerweile alles wieder so ist, wie es sein soll.
Und trotzdem – iOS und OS X sind sicherer als ihre Kontrahenten. So geraten Windows und Android Woche für Woche in neue Bootnetze oder Virusattacken. Ich kenne noch mein wöchentliches Windowsritual den Rechner auf Viren, Spyware und Maleware zu scannen. Wie viele Stunden ich mit diesem Ritual verschwendet habe, möchte ich gar nicht zusammenrechnen. Und nein – Linux ist auch keine Zelle, die Sicherheit bietet. Die Zeit Linux als eine sichere Windowsalternative anzusehen, ist lange vorbei. iOS und OS X sind sicher, weitaus sicherer wie alle anderen mobilen und desktopbasierende Betriebssysteme, auch wenn die Geschlossenheit und nicht gewollt modifizierbare Software oft stark angezweifelt wird. Apples Betriebssysteme sind über viele Schnittstellen offen für Entwickler, aber nur soweit, wie es auch einen Nutzen verspricht. Offen heißt nicht offen – die Nutzer, die sich mit der Materie auskennen, wissen wovon ich gerade rede. So toll in dem Fall die Offenheit von Windows und Android also sein soll – wo ist der Endnutzen? Man kann sich klar merken: Der Nutzen der Features macht ein OS aus, nicht die Anzahl der Features.
Ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass man in Cupertino mit Bedacht an Software entwickelt und nur das implementiert, was auch wirklich nützlich erscheint. Nützlich für die breite Masse und nicht wenigen Nutzern die einen Sonderanwendungsfall fordern. Die interessieren nicht und so darf es auch gerne weiterhin sein. Apple darf stur bleiben, nur so ist man dahin gekommen, wo man heute ist. Und dass Apple manchmal dann doch den eigenen Sturkopf besänftigt, zeigen Dinge wie die Beta-Freigaben von OS X an „normale“ Nutzer. So kann jeder Mac-User auf freiwilliger Basis die neuste Beta installieren und testen. Wer es braucht – bitte. Es kann sich zumindest keiner beschweren. Doch wieso Apple diesen Schritt geht, ist unklar. Einen wirklichen Endnutzen hat auch dies nicht für mich. Denn ob damit die Attraktivität von OS X in der breiten Masse steigt, bleibt abzuwarten. Diejenigen die OS X kennen, nutzen und als Entwickler darauf setzen, kennen die Vorzüge des Desktopbetriebssystems. Klar ist auch – eine offen Betaphase von iOS wird es nicht geben. Ziemlich logisch, denn wo sollte hier der Nutzen sein? So wurden schon 2013 illegale Betasoftware von iOS 7 verteilt – denen man mit einer Zwangsregistrierung schnell ein Ende setzt – zurecht! Denn klar sollte sein, dass illegale Software eine Straftat darstellt, auch für den privaten Gebrauch. Selbst Garantieansprüche auf Hardware schwinden mit der Nutzung von illegaler Betasoftware. Manches Geschrei während der Betaphase von iOS 7 war da ziemlich groß – konnte von mir aber eher belächelt werden. Es war schlechtweg abzusehen.
Software und Services können kostenlos sein – doch im Hintergrund bezahlt man mit seinen Daten. Bestes Beispiel ist WhatsApp. Millionen von Nachrichten pro Tag, alles für lau und im schlimmsten Fall für 1 € pro Jahr. Doch wo liegen die Daten, wer verschlüsselt sie richtig und warum kann der Nutzer nicht selbst eingreifen? Weil der Nutzer es selbst so will und solche Dienste tagtäglich motiviert weiterzumachen. Ich muss an diesem Punkt nicht die Sicherheitsvorzüge von iMessage an den Tag legen – auch wenn iMessage, gerade auf dem Mac, sehr verbesserungswürdig erscheint – wir möchten nunmal nichts schönreden. Aber – mit iOS 8 und OS X Yosemite wird auch dieses Problem weitgehend gelöst und ebenso mit neuen Features ausgeschmückt.
Ich möchte Anerkennung für gute Softwareleistung und ich möchte, dass jeder über sein Verhalten nachdenkt und sich fragt „Was macht die ganze Software für mich und ist sie in dem Fall nicht doch wirklich ihr Geld wert?“
Es kann nicht sein, dass User sich ein iOS-Gerät für mehrere hundert Euro kaufen und dann jammern, dass eine teils wirklich großartige App 4 € kosten soll. Erst die Software macht aus der Hardware das, wofür sie gemacht wurde. So kann eine App ein Anwendungsgebiet abdecken, welches man nutzen muss/möchte. Und plötzlich kann es dann die ein oder andere App geben, die ein Anwendungsgebiet erschafft, das für uns neu ist und trotzdem sinnvoll und wichtig erscheint. Der Aufwand und der Fleiß, den ein Entwickler in seine Applikation steckt, sollte entlohnt werden und das sollte jeder Nutzer so sehen. Das Gejammer „Oh Gott, die App kostet ja einmalige 4 €!“ soll aufhören. Oder kauft sich auch jeder ein Auto, meckert über Benzinpreise und lässt es aufgrund dieser dann stehen? Ich denke kaum. Also wieso bürgert sich ein Gejammer an Softwarepreisen ein? Oder wird eine App genauso minderwertig wie ein FastFood-Menü von 4 € angesehen?
Das ist keine Belehrung – sondern ein Gedankenanstoß, um über sein eigenes Nutzerverhalten nachzudenken und zu überlegen, was Software für einen leisten kann. Ich vertrete meine Meinung daher ganz offen – ohne grandiose Software ist die tollste Hardware nichts.
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75 Gedanken zu „Apple – Die Softwareschmiede“
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