Kleinanzeigen, ehemals eBay Kleinanzeigen, ist schon lange keine Plattform mehr nur für Privatkunden, die Gebrauchtes an den Mann bringen wollen. Gerade die neuen Besitzer aus Norwegen haben das Geschäft nach der Übernahme Stück für Stück professionalisiert. Nun stellt man seine Pro-Angebote für gewerbliche Nutzer neu auf und führt dabei eine Funktion ein, die bei vielen Nutzern auf Skepsis stoßen dürfte. Künftig dürfen Händler aktiv Kontakt zu Nutzern aufnehmen, wenn diese einen Artikel auf ihre Merkliste gesetzt haben.
Direkte Ansprache nach Merkliste-Eintrag
Die neue Funktion greift immer dann, wenn ein Nutzer einen zum Verkauf stehenden Artikel eines Pro-Händlers auf seine Merkliste setzt. In diesem Fall darf der Händler den Nutzer direkt anschreiben. Laut Kleinanzeigen sind bis zu drei solcher Kontaktaufnahmen pro Monat erlaubt. Die Funktion steht ausschließlich Nutzern der höherpreisigen Pro-Tarife „Power“ und „Premium“ zur Verfügung. Die Nachrichten dürfen maximal 150 Wörter umfassen und sollen laut Anbieter dazu dienen, Interesse zu wecken und den Verkaufsprozess zu beschleunigen. Ob diese Neuerung bei den Nutzern gut ankommt, bleibt abzuwarten. Wer Anzeigen lediglich speichern möchte, muss künftig damit rechnen, aktiv von Händlern kontaktiert zu werden. Zwar behalten Nutzer grundsätzlich die Kontrolle, setzen mit dem Merken eines Artikels jedoch unbewusst ein Signal.
Mehr Sichtbarkeit für Pro-Händler
Ergänzend führt Kleinanzeigen neue Kennzeichnungen wie „Verkäufergarantie“ und „schneller Versand“ ein. Zudem werden Anzeigen von Pro-Nutzern in ausgewählten Kategorien wie „Haus & Garten“ oder „Mode & Beauty“ prominenter auf der Startseite platziert.
Preisänderungen ab 2026
Auch bei der Preisstruktur gibt es Anpassungen, ab Februar 2026 sollen einige Pro-Pakete teurer werden. Das Basispaket bleibt laut Kleinanzeigen weiterhin ab 35 Euro pro Monat erhältlich. Für umfangreichere Tarife ist eine moderate Preiserhöhung angekündigt, konkrete Preise wurden bislang jedoch nicht genannt. Hier wird es spätestens zu Mitte Januar genauere Informationen geben müssen.
Datenschutz und Privatsphäre im Fokus
Besonders kritisch wird die neue Funktion unter Datenschutzgesichtspunkten gesehen. Zwar betont Kleinanzeigen, dass Händler keinen direkten Zugriff auf persönliche Kontaktdaten wie E-Mail-Adresse oder Telefonnummer erhalten und die Kommunikation ausschließlich über das interne Nachrichtensystem erfolgt. Dennoch entsteht für Nutzer eine neue Form der Profilbildung: Allein das Setzen eines Merkliste-Eintrags wird künftig als aktives Interesse interpretiert und für Kontaktaufnahmen genutzt. Datenschützer könnten hier hinterfragen, ob diese Zweckänderung für Nutzer ausreichend transparent ist und ob das Merken eines Artikels tatsächlich als Einwilligung zur Kontaktaufnahme gewertet werden darf. Für Nutzer bedeutet das vor allem, bewusster mit der Merkliste umzugehen, um unerwünschte Nachrichten zu vermeiden.



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