Die Keynote vom September im Jahre des Herrn Zweitausendreiundzwanzig ist Geschichte. Wer enthusiastisch vor dem Bildschirm saß und vor Freude kaum stillhalten konnte angesichts der phantastischen Innovationen, der sollte auf die Kolumne in der nächsten Woche warten und diese hier überspringen. Die nächste Woche wird überschrieben mit „Geil, geiler, Apple“ und wir werden auf die Haben-Seite schauen. Hier aber eine Abrechnung der Langeweile für die Freunde des gepflegten Meckerns.
Apple Watch Series 9
Die neue Apple Watch ist vor allem eines: langweilig. Ja, sie ist heller als die anderen, sieht aber genauso aus. Es gibt keine Veränderungen im Design, auch der omnipräsente Action-Button, der so hip zu sein scheint in Apples Entwicklungslabors, fehlt. Ja, sie hat nach vielen Jahren einen neuen Chip, den man wohl kaum merken wird. Außer, man liebt das Leben am Limit und verwendet Siri (auf dem Device) für Gesundheitsfunktionen. Ach ja, die Langweiler-Uhr kann nicht nur heller, auch dunkler. Dunkel, dunkler, Apple-Watch. Nicht mal der mit großer Geste vorgestellte Double Tap ist neu, den gab es schon seit Äonen unter den Bedienungshilfen. Schön, Apple, ein Wort dazu hätte es besser gemacht, hier ein Beispiel-Text: „Leute, wir haben etwas Sensationelles getan. Wir haben den Double-Tap aus den Bedienungshilfen herausgeholt und nach vorne gestellt.“ (Text ist zum Nachdruck für Apple kostenlos!).
Apple Watch Ultra 2
Wenn die Apple Watch Series 9 langweilig war, dann ist die Ultra 2 langweiliger. Gleiches Aussehen, neue Chips (S9 und UWB) und dieser Double-Tap-Move. Habe ich etwas verpasst? Ja! Sie ist heller. Heller als früher und – klaro – heller als die kleine Schwester. Was soll man sagen? Langweilig!
iPhone 15 und iPhone 15 Plus
Das mit dem heller zieht sich scheinbar durch bei Apple. Wie klein müssen die Innovationen sein, wenn das eines der Merkmale ist? Also: Das iPhone 15 kann heller als das iPhone 14, irgendwas mit Nits. (Für die Klugscheißer und die nächste Party: In der EU ist Nits gar keine gesetzliche Einheit, sie heißt hier Candela pro Quadratmeter – aber was schert das Apple? Das Gute daran, wir müssen nicht umrechnen: 1 Nit ist gleich 1 Candela/qm). Noch immer langweilige 60 Hertz, noch immer das gleiche Display, ja, jetzt mit Dynamic Island. Den neuen Chip kennen wir schon vom letzten Jahr im Pro, neu ist der Ultrawide-Band-Chip und, natürlich USB-C. Einzig die neuen Kameras könnten in der nächste Kolumne mit den Tops Erwähnung finden. Und der Preis, der unerwartet kam, was für alle Preise gilt.
iPhone 15 Pro
Wer weiß schon, dass Titanium ein hexagonales Metallgitter bildet? DAS wäre eine Meldung auf der Apple-Keynote gewesen. Wer bei Apple wusste, dass der Name von Martin Heinrich Klaproth nach den Ursöhnen der Erde, den Titanen, stammt? Hätte die Keynote etwas aufgelockert, finde ich. Langweiliger jedenfalls, hätte sie nicht werden können. Also Titan als neuer Werkstoff und natürlich mit einem Beispiel auf dem Mars! Andere Beispiel für die Verwendung von Titan sind künstliche Hüftgelenke und Golfschläger – das ist leider die ganze Wahrheit, aber weniger spektakulär. Gab es sonst noch Neuerungen für das langweiligste Telefon seit Graham Bell? Der Stummschalter ist jetzt ein Action-Button, bringt auch mehr Dynamik, finde ich. Wer möchte, macht das gleiche, Stummschalten, jetzt mit mehr Action. Neuer Chip in drei Nanometer. Wer da noch Schwierigkeiten hat mit der Vorstellungskraft: Ein menschliches Haar in 20.000 gleiche Teile mit einem scharfen Messer (längs, nicht quer, bitte!) – das sind drei Nanometer. Vier statt drei, langweilig. Erwähnte ich USB-C? Wie langweilig kann es sein, einen neuen Anschluss zu bringen aus dem Jahr als Deutschland zum (aller-?) letzten Mal Fußballweltmeister war?!
iPhone 15 Pro Max
Oben Gesagtes gilt auch hier. Hinzu kommt eine Kamera, die bei Samsung im Jahre 2019 angekündigt wurde, einen 5-fach optischen Zoom. Toll, Apple! Keine vier Jahre später! Die Speerspitze der technischen Innovationen sieht anders aus.
iCloud Speicher
Nicht wirklich langweilig, aber typisch Apple und gemäß des Uralt-Credos von Steve Jobs: Gib ihnen nicht, was sie wollen! (Bleiben wir sorgfältig, wörtlich heißt es: “Man kann die Kunden nicht fragen, was sie wollen, und versuchen, es ihnen zu geben. Wenn du es dann fertiggestellt hast, wollen sie schon wieder etwas Neues.”). Sechs Terabyte und zwölf Terabyte. Wahrscheinlich ist es für einen High-Tech-Konzern unmöglich, einen vier Terabyte-Speicher anzubieten, den ich und meine Mit-Kunden gerne hätten.
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