Die Welt-Zeitung widmet sich in einem aktuellen Beitrag ausgiebig dem Thema mobiles Datenvolumen. Dabei werden auch die Kosten im internationalen Vergleich aufgeschlüsselt. Unterm Strich kann festgehalten werden, dass wir in Deutschland eine Menge Geld zahlen und dabei verhältnismäßig wenig Datenvolumen erhalten. Ist das gerecht?
In Frankreich bekommt man beispielsweise für 35 Euro eine Gesprächsflatrate sowie 20 Gigabyte Datenvolumen und LTE. Ja ihr habt richtig gelesen, stolze 20 Gigabyte schnelles mobiles Internet. Finnland und Estland toppen das Ganze jedoch: Hier gibt es für den selben Betrag 40 bzw. 50 Gigabyte Datenvolumen plus LTE.
Im Europa-Vergleich schneidet lediglich Ungarn noch schlechter ab als Deutschland. Dort erhält man für 35 Euro monatlich gerade einmal 500 Megabyte Datenvolumen – hierzulande wenigstens noch einen Gigabyte. Für Belgien, Griechenland, Zypern, Malta und Bulgarien konnten nicht einmal Angebote ausfindig gemacht werden, die den gesteckten Bedingungen gerecht wären. In Deutschland zahlt man für eine Gesprächsflatrate und fünf Gigabyte LTE Datenvolumen im Schnitt 60 Euro. Hier gibt es sicher auch Anbieter, die etwas günstiger sind, wo jedoch auch in irgend einer Form noch Abstriche in Kauf genommen werden müssen. So bietet beispielsweise Smartmobil einen Tarif an, der mit 25 Euro im Monat zu Buche schlägt und eine Gesprächs- und SMS-Flat sowie drei Gigabyte Datenvolumen enthält.
Die Gründe für die Unterschiede sind klar auszumachen: Die skandinavischen Länder profitieren von kräftigen staatlichen Subventionen, was den Netzausbau anbelangt. Schließlich machen sich die Förderungen dann auch bei den Kosten für die Mobilfunktarife bemerkbar.
Hohe Kosten "historisch bedingt"
Die höheren Kosten für die Mobilfunktarife auf deutscher Seite resultieren keinesfalls aufgrund eines mangelnden Wettbewerbs: "Der deutsche Mobilfunkmarkt ist seit vielen Jahren durch eine hohe Wettbewerbsintensität gekennzeichnet", halten das Bundeswirtschaftsministerium und Bundesnetzagentur in einer gemeinsamen Stellungnahme fest. Vielmehr sprechen Experten von historischen Gründen:
Doch warum zahlen deutsche Kunden so viel für ihr mobiles Internet? Verivox-Expertin Blöcher spricht von „historischen Gründen“, die bis zu erstmaligen Versteigerungen von UMTS-Lizenzen im Jahr 2000 zurückreichen. Auf dem Höhepunkt des Internetbooms ersteigerten die Mobilfunkanbieter damals Frequenzbänder im zweistelligen Milliardenbereich für das schnelle mobile Internet. Danach mussten die riesigen Kosten durch die Provider wieder eingespielt werden, wodurch das mobile Internet lange so teuer war, dass in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern es kaum genutzt wurde.
Im Kern muss bei der Untersuchung der Preisgestaltung für mobile Datennutzung also das differenzierte Nutzerverhalten innerhalb der verschiedenen Länder berücksichtigt werden. Wer tiefer in die Materie eintauchen möchte, dem empfehlen wir den Welt-Artikel. Weiterführend ist auch der Beitrag von Sascha Pallenberg "Schluss mit dem Etikettenschwindel – Wir brauchen eine richtige Flatrate!" ziemlich interessant und eine Empfehlung wert.
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