Touch-Screens bei iPhones, Bewegungssensoren für Bildschirmanpassungen und Kompassnutzungen, Remote Control für das Smartphone und immer geschickter werdende artifizielle Intelligenz: spätestens seit Mitte der 2000er und nicht zuletzt aufgrund der Apple-Innovationen haben sich Spiele immer mehr an die Geräte angepasst, auf denen sie gespielt werden. Eine identische Gaming-App übermittelt auf dem iPhone ein ganz anderes Gefühl als auf jeglichem Android-Phone, aber hier hört die Entwicklung noch lange nicht auf. Die Zukunft bringt einiges an technischer Finesse mit, und keine andere Branche wird davon so stark profitieren wie die der virtuellen Spiele.
Erst vor einigen Wochen veröffentlichte Samsung den “Flexible Display: YOUM” auf der diesjährigen CES. Alleine dieses Gerät könnte ein Feuer entfachen, das noch lange brennt. Es wird nicht lange dauern, bis Apple nach langer Phase der Geheimhaltung mit dem nächsten Hit antwortet. Das Retina-Display für die neuen Macbook-Generationen hat immerhin schon einen überraschenden Start hingelegt.
Aber die Spielewelt verlangt mehr als “nur” logische Schritte zu feineren Darstellungsoptionen. Das Game-Design braucht auch Ideen: wie wird ein Spiel besser, realistischer, innovativer, mutiger? Die Hersteller fragen sich das schon seit Jahren, doch erst langsam kommen die ersten Ergebnisse zum Zug. Die Spiele der Zukunft: sie messen Hautfeuchtigkeit, Puls- und Muskelbewegungen, sie sondern Gerüche aus und passen sich ihrem User an.
Sony ist Vorreiter dieser ultra realistischen Bewegung. In einem Patent für einen neuen Controller steckt die Möglichkeit, Schweiß-, Puls- und Bewegungssensoren zur Messung der User-Werte zu aktivieren. Wie wirkt sich das auf das Spiel aus? In Bezug auf Ego-Shooter zum Beispiel könnte das bei der Waffenwahl, bei der Kontrolle über den Spieler – Nervosität und Zittern? – und bei seiner Leistungsfähigkeit eine Rolle spielen. Der Spieler verschmilzt mit seinem Avatar, der Avatar reagiert körperlich wie der Spieler. Die Hintergrundgeräusche, die visuelle Ästhetik und die generelle Atmosphäre des Games könnten der Stimmung des Users angepasst werden. Viel mehr aber noch: die Stimmung des Users kann damit subtil gelenkt werden.
Sony steht nicht alleine auf weiter Flur. Auch Nintendo hat den MIA Wii Vitality Sensor patentieren lassen. Spätestens seit dem Release der Wii weiß die Welt, dass Nintendo sich auf die Aktivitäten außerhalb des grafischen Teils beziehen möchte, sozusagen den Menschen vor der Konsole mehr Raum einräumt als dem, was im Spiel abgebildet ist.
Allerdings sind diese Patente alle relativ sinnfrei, wenn es keine Use-Cases gibt. Das bedeutet: die Spiele müssen so weit sein, um das neue Medium aufzufassen. Das neue Medium, auf der anderen Seite, wird tonangebend bei neuen Spielen sein.
Sinnvoller sind daher erstmal noch die kleinschrittigen Entwicklungen, etwa zum Thema Sicherheit. Hier hat Sony eine Technologie patentieren lassen, die dem User Einblick in die Nutzung seiner Geräte gewährt. Das System erkennt die biometrischen Daten der Nutzer: Fingerabdrücke, Gesichtserkennung, Handsensoren, Iris-Scanner und so weiter. Das ist vor allem da sinnvoll, wo sensible Daten gespeichert werden können – etwa bei der Sicherheit von Poker- oder Glücksspielen. Gerade in diesem Bereich gibt es häufig Probleme mit Identitätsdiebstahl und Betrügereien. Diese neuen Techniken sind Problemlösungen und entstehen nicht nur aus dem Selbstzweck heraus.
Generell tendiert die Branche in Richtung Messwerte. Big Data wird überall gesammelt und soll das Spielerlebnis und das ganze Konzept der Usability steigern. Apple, der beliebteste Konsumerelektronik-Produzent, setzte bisher bei seinen Hardware-Technologien aber eher auf einen gewissen Minimalismus, der Allgemeingültig ist: was für einen User gilt, muss zwingend für den anderen User auch sein; ansonsten wäre das Feature nicht notwendig.
Auch ohne das dramatische Aufbauschen der virtuellen Realität hat es der Konzern geschafft, seine Hardware der Spielewelt anzupassen. So konnte das iPhone trotz stabiler Konkurrenz zur beliebtesten Spielekonsole schaffen, ein Smartphone, dessen Funktionen in erster Linie bei anderen Dingen liegen. Ob erst durch Geruchssensoren und Datenerfassung der nächste Schritt gemacht werden kann – oder doch eher durch Retina-Displays, die auch jetzt schon einen Zweck erfüllen – wird die Zukunft zeigen.
4 Gedanken zu „Willkommen in der Zukunft: Neue Spieleinnovationen und Softwareentwicklung“
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