In einem sehr lesenswerten Artikel, den auch die Kollegen von Netzpolitik aufgenommen haben, greift Bloomberg das umstrittene Geschäft mit großen Datenmengen auf, das einigen Menschen in bestimmten Ländern auch das Leben kosten könnte.
Es geht um den sogenannten „Firehose“ (zu deusch: Feuerwehrschlauch), unter dem Twitter große Datenmengen von Nutzern an Interessenten verkauft. Der Kurznachrichtendienst erwirtschaftet damit 70 Millionen Dollar im Quartal. Im Grunde sind die Daten für Unternehmen gedacht, die ihre Werbezielgruppe kennenlernen wollen. Sie können darzüber schnell und in Echtzeit Interessen und Befindlichkeiten von Personengruppen herausfiltern. Doch in dem Stream sind nicht nur Inhalte von Tweets enthalten, sondern auch Informationen über die Geräte, die verwendet werden, und den Ort des Absenders. Daher sind diese Firehose-Streams auch für staatliche Institutionen von hohem Interesse.
Wenn die Daten in falsche Hände geraten.
Während man Geheimdienste noch mit der Terrorabwehr rechtfertigen könnte, passiert es zeitgleich auch, dass repressive Regime derartige Daten nutzen. Bloomberg zeichnet dies an Beispielen aus. Über Zwischenhändler gelangen Regime aus beispielsweise Bangladesch oder den Vereinigten Arabischen Emirate an massenweise Streams und machen so politische Feinde ausfindig. Auch Blogger, Journalisten oder Aktivisten, die sich kritisch über die Regierung äußern werden auf diese Weise automatisch entdeckt – mit Ort, Gerät und Daten aus dem Nutzerprofil. So sind die Daten auch im Besitz von Institutionen, die laut Human Rights Watch eine „Kultur der außergerichtlichen Tötungen“ zeigen.
Eigentlich sind diese Käufer nicht erwünscht, für Twitter ist es aber nur sehr schwer herauszufinden, wer die Daten nutzt.
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Gleichzeitig macht das Beispiel deutlich, welch bedeutende Rolle soziale Medien in der politishen Diskussion spielen. Der Bericht von Bloomberg dreht sich initial über die Folgen von Twitter-Äußerungen in unterdrückenden Regimes. Netzpolitik.org nimmt in diesem Zusammenhang aber auch eine wichtige Essenz vorweg:
Mit sehr wenigen Ausnahmen kann hierzulande jeder seine Meinung nach Belieben in das Social-Media-Netzwerk seiner Wahl tippen, ohne staatliche Repressalien befürchten zu müssen. Obwohl das den meisten Menschen bekannt sein dürfte, machen wir uns beim täglichen Klicken wohl selten bewusst, wie privilegiert wir dabei im Vergleich mit vielen anderen Ländern der Welt dastehen.
Leider gibt es Meinungsfreiheit eben nicht überall. Das wird in Zeiten von Facebook, Twitter und Co einmal mehr deutlich.
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