1. November 2016

Philipp Tusch

Twitter verkauft Daten, die gefährlich werden können

In einem sehr lesenswerten Artikel, den auch die Kollegen von Netzpolitik aufgenommen haben, greift Bloomberg das umstrittene Geschäft mit großen Datenmengen auf, das einigen Menschen in bestimmten Ländern auch das Leben kosten könnte.

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Es geht um den sogenannten „Firehose“ (zu deusch: Feuerwehrschlauch), unter dem Twitter große Datenmengen von Nutzern an Interessenten verkauft. Der Kurznachrichtendienst erwirtschaftet damit 70 Millionen Dollar im Quartal. Im Grunde sind die Daten für Unternehmen gedacht, die ihre Werbezielgruppe kennenlernen wollen. Sie können darzüber schnell und in Echtzeit Interessen und Befindlichkeiten von Personengruppen herausfiltern. Doch in dem Stream sind nicht nur Inhalte von Tweets enthalten, sondern auch Informationen über die Geräte, die verwendet werden, und den Ort des Absenders. Daher sind diese Firehose-Streams auch für staatliche Institutionen von hohem Interesse.

Wenn die Daten in falsche Hände geraten.

Während man Geheimdienste noch mit der Terrorabwehr rechtfertigen könnte, passiert es zeitgleich auch, dass repressive Regime derartige Daten nutzen. Bloomberg zeichnet dies an Beispielen aus. Über Zwischenhändler gelangen Regime aus beispielsweise Bangladesch oder den Vereinigten Arabischen Emirate an massenweise Streams und machen so politische Feinde ausfindig. Auch Blogger, Journalisten oder Aktivisten, die sich kritisch über die Regierung äußern werden auf diese Weise automatisch entdeckt – mit Ort, Gerät und Daten aus dem Nutzerprofil. So sind die Daten auch im Besitz von Institutionen, die laut Human Rights Watch eine „Kultur der außergerichtlichen Tötungen“ zeigen.

Eigentlich sind diese Käufer nicht erwünscht, für Twitter ist es aber nur sehr schwer herauszufinden, wer die Daten nutzt.

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Bild: Shutterstock

Gleichzeitig macht das Beispiel deutlich, welch bedeutende Rolle soziale Medien in der politishen Diskussion spielen. Der Bericht von Bloomberg dreht sich initial über die Folgen von Twitter-Äußerungen in unterdrückenden Regimes. Netzpolitik.org nimmt in diesem Zusammenhang aber auch eine wichtige Essenz vorweg:

Mit sehr wenigen Ausnahmen kann hierzulande jeder seine Meinung nach Belieben in das Social-Media-Netzwerk seiner Wahl tippen, ohne staatliche Repressalien befürchten zu müssen. Obwohl das den meisten Menschen bekannt sein dürfte, machen wir uns beim täglichen Klicken wohl selten bewusst, wie privilegiert wir dabei im Vergleich mit vielen anderen Ländern der Welt dastehen.

Leider gibt es Meinungsfreiheit eben nicht überall. Das wird in Zeiten von Facebook, Twitter und Co einmal mehr deutlich.

23 Gedanken zu „Twitter verkauft Daten, die gefährlich werden können“

  1. Auch in Deutschland ist ein kritischer Beitrag folgenschwer. Tweets zu Themen wie der Flüchtingskriese werden meist als Hasskommenrare abgestempelt und ein rechtsgerichteter Hintergrund gesehen. Auch in Deutschland haben wir eine Regime was Menschen unterschiedlicher Meinungen sehr schnell ins Gefängnis bringen könnte.
    • Die Strafen in Deutschland sind aber sehr unterschiedlich. Man denkt nur mal an die Böhmermanngeschichte, hier wäre das Strafmaß maximal 1-2 Jahre gewesen (wahrscheinlich auf Bewährung), in anderen Ländern die Todesstrafe.
    • Das ist absoluter Quatsch. Wer rassistische Scheiße postet muss damit rechnet als rechts abgestempelt zu werden. Aber ersthafte Folgen hat das für keinen von euch. Der Staat ist nach wie vor auf dem rechten Auge blind.
    • Blödsinn. Wer ist bei uns im Gefängnis, nur weil er seine Meinung gesagt hat? Holocaust-Leugner vielleicht. Bist du auch so einer?
    • Das kann ich nicht unkommentiert lassen. Ein Regime in D das wie da beschrieben agieren könnte. Entweder ich bin auf diesem Auge blind oder ich lebe nicht im gleichen Land wie Blacks Berry. Meinungsfreiheit und Demokratie müssen geschützt werden gegen die Wahrheitsverdreher, die selbst an ihre Sicht der Dinge als einzige Wahrheit glauben und das der im Moment immer noch phlegmatisch schweigenden Mehrheit aufdrücken wollen. Wehret den Anfängen!
      • Vielleicht lebst du ja auf dem Mond. In Deutschland ist zunehmend die Politik der wahrheitsverdreher. Frau Merkel verfolgt nicht die gleichen Ziele, wie das Volk. Aber sie dreht und wendet alles so, wie es ihr passt. Gefährlich ist hier die AfD zu sehen, welcher Merkel und Konsorten immer mehr Wähler mit ihrer Europa schädigenden Politik zuschiebt.
    • Das „Regime“ ist eine gewählte Regierung! Es gibt keine politischen Gefangenen in Deutschland und auch Typen wie Du dürfen ihren Schwachmatismus ungestraft unter Die Leute bringen. Das bedeutet nicht, dass man solch Gelaber toll finden muss! Dein Pegida-Schrott gehört hier nicht hin!
  2. Das ist ja mal eine Ansage! So direkt hab ich das noch nie gesehen !? Wie gut das ich vor Jahren Twitter, FB und co den Rücken gekehrt habe. Ich nutze nur noch iMessage. Wenn auch das nicht sicher sein sollte habe ich hoffentlich das Risiko reduziert … obwohl ich ja eigentlich nichts zu verstecken habe gibt mir das ein etwas sicheres Gefühl ?
  3. Gut, dass ihr solche Artikel bringt. Doch leider ist dies bei 99% der Anwendern anders. Das Bewusstsein hierüber ist entweder nicht vorhanden oder man sagt sich, man habe eh nix zu verbergen. Wie immer: es gibt nichts für lau.

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