Unter iOS 13 hat Apple in der Bücher-App die Leseziele eingeführt – die sollen dem bibliophilen Apple-Nutzer eine Motivationsstütze sein, sich weiter literarischen Ausschweifungen hinzugeben. Aber abseits der Frage nach dem generellen Sinn dieser Idee, stimmt die Umsetzung doch nachdenklich.
Unter iOS 13 hat Apples Bücher-App einen neuen Dreh, der die Leser am Lesen halten soll: Die täglichen Leseziele informieren den Nutzer über seine Fortschritte in der Lektüre. Man kennt diese Anreizphilosophie von den Auszeichnungen auf der Apple Watch. Da sind sie definitiv auch nützlich, die Uhr trägt man häufig zum Sport, sie hilft beim Training.
Ist Lesen Sport?
Für Apple offenbar ja – Gehirnsport sozusagen. Dann aber hält iOS unsere Gehirne für völlig unterentwickelt oder die Kunden für Analphabeten. Die Bücher-App feiert uns für kleinste Leseleistungen. Ich fühle mich völlig verarscht, wenn mir die App mitteilt, ich habe mein tägliches Leseziel erreicht, nachdem ich mein neues Buch genau für anderthalb Seiten lesen durfte.
Was wäre ein angemessenes tägliches Leseziel? Das kommt sicher auf die Lesegewohnheiten an. Manche mögen 20 Seiten für angemessen halten, andere würden vielleicht eher 50 Seiten ansetzen, ich selbst lese viel und gern, zwar zumeist Kindle-Bücher, aber auch oft genug in Apples Bücher-App, sodass diese eigentlich von meinem Lesestil gelernt haben könnte, dass meine Aufmerksamkeitsspanne länger als fünf Minuten anhält.
So klug ist die App aber leider nicht: Wer will, kann aber immerhin im „Jetzt lesen“-Tab nach unten scrollen und dort individuelle Ziele festlegen. – kann man machen, kann man aber auch lassen.
15 Gedanken zu „Kommentar: Apple hält uns für Analphabeten“
Die Kommentare sind geschlossen.