Der neue Smarthome-Standard Matter (,was übersetzt „Angelegenheit“ heißt – bin ich froh, dass dies nicht übersetzt wird) und die zuletzt stark verbesserte App „Home“ (muss ich nicht übersetzen, oder?) ermöglichen endlich eine einfache Möglichkeit sein Zuhause (da haben wir es doch!) in ein Smarthome-Paradies zu verwandeln. Oder in eine Smarthome-Hölle. Bei mir wurde es Letzteres.
Works with Apple Homekit
Die Möglichkeiten sind so einfach wie genial. Lampen, Steckdosen, Schalter oder anderes Fernsteuer-Dings wie Rollladen-Motoren, Heizungsthermostate, Türschlösser, Kameras, Feuermelder, Kohlenmonoxidwarner, Luftbefeuchter oder Sternenhimmelprojektoren kaufen, auf das Symbol „Works with Apple Homekit“ achten (wirklich achten, manche Hersteller haben zwei Versionen des gleichen Produkts!), anschließen, den QR-Code auf dem Gerät mit der Home-App scannen. Fertig. Nun steuere ich mein Leben mit jedem Apple-Gerät (erstaunlicherweise sogar mit der Uhr!).
Lampe ein – Lampe aus. Funktioniert.
Meine Probleme begannen mit der Tatsache, dass ich mehr als eine Lampe steuern musste. Diese eine Lampe konnte ich einfach „Lampe“ nennen. „Hey Siri – schalte die Lampe ein“ und Siri tat es (oder auch nicht beizeiten, was man einer solchen Diva gerne mal verzeiht. Ich tröste mich immer mit der Vorstellung, darin stecke noch ein Hauch von Greta Garbo oder Elizabeth Taylor – die Jüngeren bitte googlen!). Wie auch immer. „Lampe“ ging immer. Lampe aus, Lampe ein – kein Problem. Aber was tun mit Lampe Zwei?
Lampe Drei, Lampe Vier, Lampe Fünf?
In der Home-App muss ich jedem Gerät und jeder Szene einen Namen geben, was auf den ersten Blick Sinn macht, schließlich muss die Diva wissen, was ich meine (, um es dann trotzdem zu ignorieren). Nun könnte man bei der Nummerierung bleiben, muss sich dann aber merken, welche Lampe die erste war und welche die zweite. Das geht vielleicht bis zur Nummer Drei. (Wie bei den Namen der Kinder, nur umgekehrt, ab drei einfach durchnummerieren!).
Vor- und Nachnamen
Es musste ein anderes System her, zukunftsfest für noch zahlreiche andere Smarthome-Geräte. „Skalierbar“ nennen Experten das dann gerne. Ich begann mit Vor- und Nachnamen (ein seit dem 14. Jahrhundert in Europa erprobtes System). Also taufte ich alle Lampen „Lampe“ mit Nachnamen. Plus einem Vornamen, wie „Bett Lampe“, „Schreibtisch Lampe“. Sie können sich die Dialoge mit Siri vorstellen.
Lampe Bett Frau
Zukunftsfest? Skalierbar? Nach wenigen Tagen stieß auch dieses System an seine Grenzen, denn natürlich gibt es zwei „Bett Lampen“ und zwei „Schreibtisch Lampen“ und ich wollte nicht „Lampe Bett Mann“ und „Lampe Bett Frau“ verwenden, so weit war ich noch nicht gesunken. Noch nicht! Neues System, neues Glück!
Hey Siri, schalte Bauchspeicheldrüse ein
Ich taufte alle Lampen, Steckdosen, Schalter, Rollladen-Motoren, Heizungsthermostate, Türschlösser, Kameras, Feuermelder, Kohlenmonoxidwarner, Luftbefeuchter und Sternenhimmelprojektoren erneut um. Ich probierte es – als gelernter Biologe – mit Körperteilen („Hey Siri, schalte Bauchspeicheldrüse ein“). Peinlich wird dies mit unvorbereiteten Gästen. Auch astronomische Phänomene („Hey Siri, dimme Supernova auf 30 Prozent“) oder TV- Serien („Hey Siri, schalte Game of Thrones auf 20 Grad“) überzeugten nicht.
Darwin, Einstein und Leonardo!
Endlich kam mir die rettende Idee der Personalisierung, ich wollte der kalten Technik eine Seele geben. So taufte ich die Geräte nach berühmten Wissenschaftlern. Die Küchenlampe hieß Darwin, die Kamera Einstein und weil wir zuhause (englisch „Home“) von ähnlicher Herkunft sind, hießen die Geräte meiner Frau mit weiblichen Ikonen der Wissenschaftsgeschichte, die Lampe am Bett war „Curie“ (Marie, nicht Pierre!) die am Schreibtisch „Meitner“ und so weiter. Sie erkennen das System!
Wer war was?
Nun ja, was auf den ersten Blick wie eine schöne Szene voller Symbolik während der Hausparty ist: „Hey Siri, schalte Newton ein“ und das Licht am Apfelbaum im Garten leuchtet, wird doch auf Dauer sehr mühsam. War Aristoteles die Steckdose oder das Thermostat? Wie ging das Licht im Flur an? Mit Hawking oder mit Leonardo? Willkommen in der Smarthome-Hölle.
7 Gedanken zu „Hey Siri – schalte Leonardo aus! Willkommen in der Smarthome-Hölle (Die Kolumne)“
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