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Hab ich nie gesagt: WhatsApp bringt fragwürdige Amnesie-Funktion

WhatsApp Symbolbild

WhatsApp erweitert die Möglichkeit, verschickte Nachrichten zu löschen, offenbar deutlich: In Zukunft haben Nutzer nun 90 Tage lang Zeit, ihre getätigten Aussagen zurückzunehmen. WhatsApp möchte seine neue Funktion als Engagement für besseren Datenschutz verstanden wissen. Man darf sich aber fragen: Geht dies in die richtige Richtung?

Bei WhatsApp können Nutzer verschickte Nachrichten auch beim Empfänger löschen. Hierfür hatten sie zuvor etwas über eine Stunde Zeit, inzwischen bleibt ein Tag, um die Nachricht zurückzurufen, auch wenn sie schon vom Empfänger gelesen wurde. Dieser Zeitraum soll allerdings noch einmal deutlich ausgebaut werden, eine entsprechende Funktionserweiterung wurde nun in der Beta von WhatsApp für Android implementiert.

Nutzer sollen somit bis zu 90 Tage lang bereits verschickte Nachrichten von den Geräten der Empfänger löschen können. WhatsApp stärke so den Datenschutz der Nutzer noch weiter, erklärte das Unternehmen.

Zu seinen Aussagen stehen oder nicht?

Die Funktion, gesendete Nachrichten zu löschen, bieten andere Messenger schon deutlich länger. Manche Dienste setzen hier Limits von einigen Stunden oder Tagen, andere bieten dies ohne zeitliche Begrenzung.

Man darf sich insbesondere in letzterem Fall fragen, ob das im Sinne der Kommunikationskultur sein kann. Versehentlich verschickte Nachrichten oder Medien zurückrufen zu können, ist grundsätzlich sinnvoll, vor allem, wenn vertrauliche oder sensible Inhalte im Spiel sind. Sollte man aber als Teilnehmer einer Unterhaltung für längere Zeiträume die Möglichkeit haben, nachträglich seine eigenen Aussagen beliebig zu revidieren?

Der WhatsApp-Chef vergleicht dies mit direkten Gesprächen, in denen Teilnehmer ihre Position auch laufend weiterentwickeln und spricht damit eine Gesprächskultur an, die nicht jedem gefallen will.

Sollten wir nicht grundsätzlich in der Lage sein, noch zu einer heute getätigten Aussage auch in einem oder zwei oder drei Monaten zu stehen, auch wenn sich unsere Meinung oder die Wahrnehmung einer Entwicklung weiterentwickelt hat?

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Roman van Genabith
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11 Kommentare zu dem Artikel "Hab ich nie gesagt: WhatsApp bringt fragwürdige Amnesie-Funktion"

  1. Hans 22. August 2021 um 13:18 Uhr ·
    Was ein Blödsinn. Wenn man sich geirrt hat, nimmt man seine Aussage zurück. Das hat nichts damit zu tun, dass man nicht zu seinen Aussagen stehen kann. Wie kann man sowas pauschalisieren? Es kommt ja wohl ganz auf den Einzelfall und die Einzel Aussage an. Irrtümer und Fehler passieren jedem. Insofern ist es absolut in Ordnung und auch richtig, dass WhatsApp es nun ermöglicht eigene Nachrichten länger zurück zu rufen.
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    • Guest123 23. August 2021 um 08:26 Uhr ·
      Es geht ja technisch darum dass man eine Aussage auf diese Art ‚heimlich still und leise‘ löscht. Wenn man offen sagt: ich ziehe meinen Kommentar von gestern zurück dann steht man ja auch dazu und braucht auch keine Löschfunktion.
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  2. insi 22. August 2021 um 13:19 Uhr ·
    Ganz im Ernst: WhatsApp (Facebook) und Datenschutz? Das ist genauso widersprüchlich wie Blumen pflanzen auf dem Mond… Ich nutze nun seit fast anderthalb Jahren kein WhatsApp mehr, war ne gute Entscheidung. Primär verwende ich iMessage, wenn das nicht möglich ist dann Ginlo. Und Ginlo ist toll. Deutscher Messenger, kostenlos, Server in Deutschland, voll verschlüsselt und 100%ig DSGVO-konform. Und ja, es nutzt kaum jemand. Wenn sich allerdings keiner bewegt und es initiativ nutzt dann wird sich das auch nicht ändern. Gilt für alle Messenger. Wer mit mir schreiben möchte und kein iPhone hat muss halt SMS schreiben oder installiert Ginlo (oder Threema, meine dritte Option). Ist zwar sanfte Gewalt auf diese Weise Leute zu alternativen Messengern zu bringen, ist mir aber egal. Wer nicht will muss SMS nutzen 😆
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    • Lanark 22. August 2021 um 13:34 Uhr ·
      Oder schreibt dir halt nicht…
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      • Hans im Glück 22. August 2021 um 13:39 Uhr ·
        Beste Antwort ever!!! Danke…. Made my day
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      • Guest123 23. August 2021 um 08:23 Uhr ·
        Kann passieren. Spricht aber dann nur dafür dass die Informationen die von dieser Person kommen ohnehin unwichtig sind …
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      • insi 23. August 2021 um 09:44 Uhr ·
        Korrekt. „Wer nicht will der hat schon“ sagt man…
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    • Dino 22. August 2021 um 13:51 Uhr ·
      Dem kann ich nur zustimmen. Habe es genauso gemacht und nach anfänglichem Protest von einigen funktioniert es inzwischen prima und es gibt keinen mehr, die oder der WhatsApp eine Träne nachweint. Ich hoffe, das motiviert noch andere, auch in ihrem Umfeld anzufangen.
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    • Dani H 23. August 2021 um 00:48 Uhr ·
      Sms haben aber keine end to end Verschlüsselung
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  3. 01976 22. August 2021 um 15:41 Uhr ·
    Das passt doch lediglich zur heutigen Gesellschaft, in der ein Großteil der Leute eh keinen Charakter mehr hat, geschweige denn zu seinen Aussagen steht. Von daher nur konsequent.
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  4. Catweazle 22. August 2021 um 15:53 Uhr ·
    Wirklich wichtige Nachrichten werden von mir sowieso gesichert oder exportiert. Dann kann der Schreiber zurückrufen oder löschen soviel er will.
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