Wie vor ein paar Tagen angekündigt, hat die Österreicherin Daniela Kickl mit „Apple intern“ ein Buch veröffentlicht, das aus einer dreijährigen Arbeit bei Apple in Irland erzählt. Schon im Vorfeld ist der Verlag sehr reißerisch in seiner Pressemitteilung rausgegangen:
Drei Jahre arbeitete die Wienerin Daniela Kickl in der Apple-Europa-Zentrale im irischen Cork. Bald stellte sie fest, dass bei Apple nichts ist, wie sie es erwartet hatte: Menschen werden auf Zahlen reduziert, nicht erreichte Ziele bedeuten Konsequenzen wie Entgelt-Ausfall bei Krankheit, und selbst die Klo-Zeit ist festgelegt, auf acht Minuten pro Tag
Von Suizid und Depression ist die Rede.
Nun ist das Buch der 47-Jährigen erschienen. Es kann zum Preis von knapp 22 Euro in der gebundenen Ausgabe erworben werden. Auf 288 Seiten berichtet Kickl über ihre Verwandlung vom Apple-Fan zum Apple-Hasser.
Sie heuerte damals in einem Callcenter in Irland an und erzählt ihre Erfahrungen in der Lektüre chronologisch. Zu Beginn war sie noch recht zuversichtlich, ihr hat die Arbeit Spaß gemacht, obwohl die Arbeitsstandards denen in anderen Callcentern recht ähnlich sahen: Geregelte Zeiten, ständig unter Druck und eine geringe Bezahlung.
Schon im Mitte 2015 hatte Apfelpage über die Zustände in einem Apple-Callcenter in Griechenland berichtet. Von überhöhter Auslastung, Überstunden und gestrichenen Boni war damals die Rede.
Kickl geht in ihrem Buch noch etwas weiter. Nach Umbaumaßnahmen an ihrem Arbeitsplatz wurden die Mitarbeiter in einen kleineren Raum gesteckt. Die gelernte Informatikerin vergleicht die Zustände mit einer Legebatterie. Nachdem Kickl die Umbaumaßnahmen kritisierte, hieß es von ihren Vorgesetzten lediglich, dass sich daran nichts ändern werde.
Generell scheinen es die Vorgesetzten ungern zu hören, wenn die Mitarbeiter etwas auszusetzen haben. Selbst bei Vorschlägen, wie Prozesse optimiert werden können oder Lücken geschlossen würden, verwies man auf die eigene Expertise und nahm eher an, die Mitarbeiter im Callcenter würden die ganzen Prozeduren nicht durchblicken.
Nicht nur das: Kickl kritisiert außerdem die Arbeitszeiten scharf. Die zweifache Mutter arbeitet normalerweise wochentags in der Frühschicht und hat am Wochenende frei. Doch das könne sich laut dem Buch jederzeit und spontan ändern. Apple behandle seine Mitarbeiter wie Sklaven, wirft sie dem Konzern vor.
Schilderungen aus dem Alltag hinterm Hörer.
Die Österreicherin kritisiert in ihrem Buch unsere heutige Leistungsgesellschaft. Insbesondere im Bereich der Callcenter sind bereits öfter derartige Wortmeldungen aufgefallen. Dass es Unternehmen um Zahlen und Leistung geht, ist sicherlich kein Apple-eigenes Phänomen. Dennoch werfen insbesondere solche Bücher, die den iPhone-Hersteller bewusst zum Aufhänger machen, immer mal wieder das Rampenlicht auf die Schattenseiten der Arbeitswelt.
25 Gedanken zu „„Apple intern“: Buch über Arbeitsumstände – die Legebatterie in Callcentern“
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