Man sollte immer etwas Vorsicht walten lassen, wenn ein Mitarbeiter über seinen ehemaligen Arbeitgeber plaudert. Business Insider ist ziemlich bekannt für solche Interviews, da sie in der Regel ein gewisses Sensationspotenzial inne haben. Heute hat das Magazin einen umfangreichen Frage-Antwort-Bogen mit einem langjährigen, britischen Apple Store-Verkäufer veröffentlicht und spricht bereits in der Überschrift von Morddrohungen.
Mit einem gewissen Rauschfilter betrachtet, ist das Interview allerdings dennoch sehr lesenswert. Business Insider wollte vor allem auf die Arbeitsumstände als Verkäufer in den Retail-Läden hinaus – und erhält dabei keine Lobesrede. Der Mitarbeiter, dem Anonymität zugesichert wurde, lässt durchklingen, dass Apple mit 8 Pfund (etwa 10,5 Euro) pro Stunde seine Mitarbeiter deutlich unterbezahlt. Die meisten können sich demnach gar nicht leisten, was sie verkaufen. Besonders kritisch sieht er aber, dass es keine Provisionen auf Verkäufe gibt:
Einmal kam ein Kunde rein, der eigentlich nur ein Zubehör-Teil kaufen wollte. Der Kollege hat es aber geschafft, ihm ein Gadget zu verkaufen, das doppelt so teuer war und mehr Features beinhaltet. […] Du kannst auch einen Apple-Vertrag im Wert von 100.000 Pfund verkaufen. […] Doch mehr als die üblichen 8 Pfund pro Stunde und einen Handschlag bekommst Du da nicht.
Kaum Aufstiegschancen.
Neben der Bezahlung lässt sich der ehemalige Angestellte auch über die Aufstiegschancen aus. Er kennt keinen, der es jemals geschafft hat vom Angestellten zum Manager zu werden. Es gebe dafür zwar ein internes Programm, doch auch das hätte keinen Manager hervorgebracht, egal wie motiviert der Kollege war. Meistens werden die Manager von anderen Unternehmen rekrutiert, heißt es.
Man müsse also bei Apple seine gesamte Tätigkeit lang nur einfacher Verkäufer bleiben oder an der Genius Bar stehen. Letzteres sei übrigens ein sehr unbeliebter Job, da man es hier oft mit sehr wütenden Kunden zu tun habe und teilweise sogar Morddrohungen bekäme. Intern wird darüber aber nie geredet.
Nicht alles war schlecht.
Fünf Jahre lang hat der Mitarbeiter bei Apple gearbeitet. Mit dem Blick in den Rückspiegel empfand er aber nicht alles als schlecht. „Die Kollegen waren sehr cool“, sagt er im Interview und auch die massiven Rabatte auf Apple-Produkte und Aktien seien einzigartig. Beim Start der Apple Watch gab es 50 Prozent Nachlass auf das Gerät. „Eigentlich wollte ich es gar nicht haben, doch wenn Du da täglich mit zu tun hast und alle Kunden immer wieder über das Gerät staunen, kannst Du irgendwann gar nicht anders“.
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