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Restriktiver Mac App Store vergrault Entwickler

Der Mac App Store (MAS) ist für Mac-Nutzer die sicherste und bequemste Quelle für neue Software. Doch vielen Entwicklern sind die Restriktionen des Stores ein Dorn im Auge. Sie werfen Apple vor, die Kritik am MAS zu ignorieren und sehen sich zunehmend gezwungen, ihm den Rücken zu kehren – und sie haben Erfolg damit.

2014 zog der Entwickler Panic sein Web-Entwickler-Tool Coda aus dem MAS ab. Das Tool war sogar Preisträger von Apples begehrtem Design-Award. Im folgenden Jahr schloss sich die beliebte Design-Anwendung Sketch von Bohemian Coding diesem Schritt an und nun zog auch das Mac-Entwicklerstudio St. Clair Software seine letzten beiden Programme Jettison und Historyhound aus dem MAS ab.

„Trotz vieler Jahre an konstruktiver Kritik von Entwicklern hat Apple einige der großen Probleme nicht behoben,“ bemängelte der Entwickler Jon Gotow.

Nicht nur Schlösser aus Sand

Als Hauptgrund für die Trennung vom Mac App Store gaben nahezu alle Entwickler übereinstimmend die starken Restriktionen durch Apples Sandboxing-Feature an. Eigentlich ist Sandboxing ein nützliches Feature von macOS, wie Apple ausführt:

„Die Sandbox für Apps in macOS trägt dazu bei, dass Apps nur das tun, was sie tun sollen. Das App Sandboxing hält Apps von den kritischen Systemkomponenten deines Mac, von deinen Daten und von deinen anderen Apps fern. Und falls eine App doch durch schädliche Software beeinträchtigt wurde, blockiert Sandboxing sie automatisch, um deinen Computer und deine Daten zu schützen. […]“

Viele Software-Architekten wollen jedoch höher hinaus, als es Sand im Kasten gibt. Das Problem vieler Entwickler ist, dass ihre Anwendungen in der Sandbox nicht das tun können, was sie sollen. Auf Sand baut man eben keine Wolkenkratzer. Die Begrenzung des Zugriffs auf bestimmte Teile des Systems und auf bestimmte Nutzerdaten schließen viele nützliche Anwendungsfelder aus.

Wegen der restriktiven Vorgaben hatten im Januar beispielsweise die „Olá Brothers“ ihr Farbwahl-Tool „Sip“ aus dem MAS abgezogen. Sie schrieben dazu in einem Blog-Eintrag:

„Die Regeln des Mac App Stores, darunter das Sandboxing, schränken manche der Funktionen ein, die wir in Sip umsetzen wollen.“

Lesetipp: Über den Sinn und Unsinn des „goldenen Käfigs“ diskutiert heise.de

Apple verlangt die Sandbox-Kompatibilität auch dann, wenn Entwickler eine ältere App nur mit einem kleinen Update ausstatten wollen, kritisiert Entwickler Jon Gotow, der fast seit 30 Jahren Mac-Software schreibt. Viele dürften den unverhältnismäßigen Programmieraufwand scheuen und auf das Update verzichten. Schließlich verdienen Sie an Updates nichts mehr. Selbst bei größeren Upgrades bietet der MAS den Entwicklern keine Möglichkeit, bestehenden Nutzern neue App-Versionen zum Upgrade-Preis anzubieten.

Außerhalb des Mac App Stores lasse sich außerdem eine „wechselseitige Beziehung zu den Kunden“ aufbauen, betont Gotow. Derzeit ist es Entwicklern nicht möglich, auf Nutzer-Kommentare einzugehen. Mit der nächsten macOS-Version soll dich dieser Umstand jedoch ändern.

Ist Vorfreude die schönste Freude?

Viele Entwickler kritisieren darüber hinaus lange Wartezeiten bei der Zulassung ihrer Apps. Nach Problemen beim Zulassungsverfahren kündigte der Entwickler des Video-Tools Videoloupe am Wochenende über Twitter an, fortan nur noch auf den Direktvertrieb zu setzen:

Ohne App Store erfolgreicher

Das es auch ohne MAS geht, beweist der Entwickler Bogdan Popescu. Vergangenes Jahr wurde sein Entwickler-Account von Apple nach mehreren Warnungen gesperrt. Popescu wurde mit einem alten Account in Verbindung gebracht, von dem über 1.000 betrügerische Bewertungen für 25 seiner Apps abgegeben worden waren. Ihm blieb folglich nichts anderes übrig, als seine Apps, wie das beliebte Entwickler-Tool Dash abseits des MAS zu vertreiben. Mit Erfolg: Durch den Wegfall von Apples Umsatzbeteiligung in Höhe von 30 % stieg der Umsatz des Entwicklers sogar.

Dash ist aber nicht das einzige Beispiel: Nachdem der Entwickler Rogue Amoeba sein Audioaufzeichnungs-Tool Piezo vergangenes Jahr aus dem App Store genommen hatte, verzeichnete man zwar konsequent etwas geringere Verkaufszahlen als zuvor, doch auch hier sorgte die entfallende Umsatzbeteiligung Apples unterm Stich für einen gestiegenen Umsatz (und Gewinn). Er sei in jedem Quartal höher gewesen, als im korrespondierenden Vorjahresquartal, berichtet der Entwickler.

Er betonte weiterhin, dass es im gesamten Zeitraum keine Preisänderungen, größere Updates oder besondere Aufmerksamkeit für das Programm gab, welche die Zahlen hätten beeinträchtigt haben können. Rogue Amoeba sagt selbst, dass sich die Ergebnisse nicht zwangsläufig auf andere Entwickler übertragen ließen. Für Rogue Amoeba war die Abkehr vom MAS anscheinend aber der richtige Schritt. Die erfolgreichen Beispiele wecken außerdem Zweifel daran, ob der Nutzen des MAS für die Entwickler wirklich so groß ist, dass eine Umsatzbeteiligung für Apple in Höhe von 30 % wirtschaftlich ist.

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Marcel Gust
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14 Kommentare zu dem Artikel "Restriktiver Mac App Store vergrault Entwickler"

  1. Alexander 15. März 2017 um 12:53 Uhr ·
    Auch hier sieht man leider wieder mit wie wenig Engagement Apple in letzter Zeit an der Mac Sparte arbeitet.
    iLike 21
  2. Mickey 15. März 2017 um 15:05 Uhr ·
    Schade, dass hier den Mac vernachlässigt, meine persönlich Erfahrung, Software ausserhalb von App Store günstiger und mit mehr Funktionen, oft sind abgesteckte und teurere Versionen im Store. Obwohl ich grundsätzlich den Store schätze.
    iLike 3
  3. Cerberus1953 15. März 2017 um 15:50 Uhr ·
    Wo ist das prob ? Wenn einem Entwickler die Apple-Vorgaben nicht passen, veröffentlicht er seine Apps eben woanders . Wurde jemals wer gezwungen, mit Apple in Kontakt zu treten, egal auf welcher Ebene ?
    iLike 0
    • Wolfgang 15. März 2017 um 17:16 Uhr ·
      Hallo, ich frage als Laie. Werden denn zB. Apps für Iphones ausserhalb des App Stores von meinem Gerät akzeptiert? Ich habe auch noch nie einen “ Jailbreak“ gemacht, da ich unterm Strich das geschlossene System schätze, und natürlich gelegentlich über Restriktionen von Apple mich ärger,die einer App nicht Alle Features die es könnte ermöglichen. Oder gilt das nur für Macs, da die eine ganz andere Geräteklasse sind.
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      • Stephan 15. März 2017 um 22:30 Uhr ·
        @Wolfgang: es ist auf beiden Geräten möglich, Apps von außerhalb der jeweiligen Stores, zu installieren!
        iLike 0
    • inu 15. März 2017 um 18:10 Uhr ·
      Cerberus, da sprichst Du ein wahres Wort. Daher hoffe und denke ich, daß Apple genau das letztlich zumindest indirekt irgendwann merken wird – spätestens dann, wenn die Umsätze schrumpfen. Aus Schaden wird man -jedenfalls meistens- klug …
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  4. inu 15. März 2017 um 18:07 Uhr ·
    Wer Kunden bevormundet, verliert sie letztlich. Tja …
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  5. Petrussoss 15. März 2017 um 18:27 Uhr ·
    Und wo liegt jetzt dass problem bitte? Wenn eben der kunde diese vorgaben hat dann ist halt eben so, oder macht ihr das während der arbeit genauso und macht dass was ihr wollt in der hoffnung es könnte ?
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    • inu 16. März 2017 um 20:32 Uhr ·
      Petrussoss, Kunde(n) ist/sind nicht der (die) App-Entwickler, sondern ich (wir), der (die) User. Das Problem ist somit: Apple, bzw. die Vorgaben dieser Firma. Macht Apple (hier) zu viel Probleme, schneidet sich diese Firma letztlich ins eigene Fleisch, da sie damit ihren Anteil an verkauften Apps -wenigstens mittelbar- mindert … Bitte nachdenken VOR dem Posten, Petrussoss, danke.
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  6. Didius 15. März 2017 um 23:30 Uhr ·
    Ich kaufe jede Software, die es auch ausserhalb des Mac Appstore definitiv dort. Der MAS ist ein Gefängnis und ein Korsett, das ich nicht haben will. Allein schon der Horror, dass man keine ältere Versionen einer Software mehr laden kann und so immer zum neusten MacOs gezwungen wird, was heutzutage alles andere als zu empfehlen ist, ist ein absolutes Unding!
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  7. bmbsbr 16. März 2017 um 08:28 Uhr ·
    Ach wäre das nicht toll, wenn die Welt einfach aus Schwarz und Weiß bestünde. A) Apple ist böse und lässt Entwickler nicht so machen wie sie wollen und könnten. B) werden die Kontrollen lascher schreit der User, wenn es zu Abstürzen kommt. Da die Welt eben nicht aus S/W besteht, müssen sich eben alle aufeinander zubewegen.
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    • AD3R 20. März 2017 um 13:40 Uhr ·
      Der Tag an dem sich Apple auf die Anwender zu bewegt, werde ich mir ROT im Kalender markieren. Apple ist zu einem von Erfolg geblendeten und arrogantem Unternehmen mutiert, dass die Anwender, wie auch Entwickler, wie eine Hammelherde vor sich her treibt. Wer dieser Führung blind folgt, hat es auch nicht anders verdient. Mich ärgern nach dem Gebrauch von Apple Produkten in nur 6 Jahren, soviele Dinge
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      • AD3R 20. März 2017 um 13:41 Uhr ·
        Komma wie 25 Jahre davor ohne Apple nicht.
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  8. Börnie 28. März 2017 um 19:12 Uhr ·
    Sicherheit soll nach wie vor an erster Stelle stehen. Einer der Hauptgründe für mich AppleProdukte zu verwenden
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