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iPad Pro 12,9 (2021) im Test: Platzhirsch mit Krönchen | REVIEW

Auf der technischen Seite schöpft Apple beim neuen iPad Pro 12,9 (2021) aus dem Vollen: Der neue M1-Prozessor, den man bereits in den neuen MacBooks, iMacs und Mac minis vorfindet, katapultiert die ohnehin schon enorme Performance vergangener Modellgenerationen in noch höhere Sphären. Das Display des 12,9-Zöllers erfuhr ebenfalls eine Rundumerneuerung; außer bei bestimmten Einsatzzwecken bleiben die Verbesserungen aber marginal. Für noch mehr Flexibilität unterstützen die High-End-Tablets nun 5G und auch die Frontkamera darf sich über ein technisches Facelift freuen. Der Preis ab 1.199 Euro (12,9 Zoll) ist jedoch happig.

Zum Design gibt's nicht viel zu sagen: Bis auf Kleinigkeiten und eine etwas stärkere Dicke bleibt alles beim Alten.

Zum Design gibt’s nicht viel zu sagen: Bis auf Kleinigkeiten und eine etwas stärkere Dicke bleibt alles beim Alten. (Bild: Valentin Heisler)

M1-Chip gibt die Marschrichtung vor 

Fangen wir gleich mit der spannendsten Neuerung – zumindest für Technik-Freaks – an. Nachdem Apple sein iPad Air 4 vorgestellt hatte, wurde die Luft für das 11-Zoll-große iPad Pro immer dünner: zu ähnlich die Features, zu gering der Leistungsunterschied, zu groß die Preisdifferenz. Nicht zuletzt aufgrund der größeren Farbauswahl ist das iPad Air 4 ein ideales Allrounder-iPad zum günstigen Kurs, das dem teureren Schwestermodell das Leben schwer macht.

Apple musste also wieder für mehr Differenzierung sorgen, was dank der Prozessorwahl – und viel Marketing – geklappt hat: Wie bereits in den neueren Mac-Modellen stecken auch im iPad Pro 2021 die M1-Chips von Apple. Das Unternehmen aus Cupertino spricht von einer mehr als 50 Prozent schnelleren Performance; und das, obwohl bereits das 2020er-Modell krankhaft schnell ist. In meinem Test können die Ergebnisse aus Geekbench 5 Apples Versprechen definitiv bestätigen: 

Das iPad Pro 2021 (M1 3,2 GHz, 8 GByte RAM) schlägt mit einem Single-Core-Wert von 1.709 und einem Multi-Core-Wert von 7.253 zu Buche. Im Vergleich dazu kommt das iPad Pro aus 2020 (A12Z 2,49 GHz, 6 GByte RAM) auf 1.091 im Single-Core und 4.719 im Multi-Core. Wir reden also von einer Steigerung um 55 Prozent im Single-Core und um 54 Prozent im Multi-Core. 

Im Grafik-Test sehen wir einen noch höheren Zuwachs: Der Metal-Score des iPad Pro 2020 liegt bei 11.820, während das iPad Pro 2021 mit M1-Chip auf atemberaubende 21.662 Punkte kommt – ein brutaler Anstieg um 83 Prozent.

Apple zeigt, dass das neue iPad Pro enormem Workload gewappnet ist - zumindest Hardware-seitig.

Apple zeigt, dass das neue iPad Pro enormem Workload gewappnet ist – zumindest Hardware-seitig. (Bild: Apple)

Natürlich sind das nur nackte Zahlen, die erstmal nichts Konkretes zu bedeuten haben. Denn im Endeffekt liegt es immer am Nutzer und an den Programmierern, wie performant das Tablet läuft. Zum Beispiel solltet ihr bei reinen Single-Core-Aufgaben (Browsen, einfache Office-Anwendungen, Multi-Media etc.) keinerlei Unterschiede zum iPad Pro aus 2020 oder vielleicht sogar aus 2018 merken. Aufwendige Grafik-Anforderungen und langanhaltende Multi-Core-Tasks (Rendern, Exportieren, Zocken etc.) sollten allerdings von der besseren Performance profitieren. Bleibt gespannt, dahingehend werden weitere Tests folgen.

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Bei diesem Artikel werden wir unterstützt von Paperlike. Die Apple-Pencil-Nutzer unter euch werden sicherlich schon von den strukturierten Displayfolien gehört haben. Damit wandelt sich der glatte iPad-Screen in eine Papier-ähnliche Oberfläche. Das verleiht nicht nur mehr Kontrolle beim Schreiben und Zeichnen, es unterscheidet sich zudem kaum von herkömmlichem Papier. Ich selbst habe 2018 die Kickstarter-Kampagne unterstützt und bin seitdem überzeugter Nutzer des Paperlike 2.

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Liquid Retina XDR Display: Viel Trara um Nichts? 

Einen weiteren Fokus legt Apple auf das neue Display, das allerdings nur dem 12,9-Zoll-Gerät vorbehalten ist. Apple setzt auf ein Mini-LED-Panel, dessen einzelne Leuchtbereiche erheblich kleiner sind als bei einem LC-Display. Dadurch sorgen die feiner steuerbaren Dimmzonen für höhere Kontrastwerte, die man sonst nur bei teureren OLED-Panels findet. Aus meiner Sicht ist der bessere Kontrastwert einer der Hauptvorteile des neuen Bildschirms; vor allem beim Streamen von Netflix und Co. ein Unterschied wie Tag und Nacht. Doch dann hätten wir noch die Sache mit der Helligkeit…

Zum aktuellen Zeitpunkt ist sich die Tech-Community noch unsicher, ob das neue Liquid Retina XDR Display des iPad Pro 2021 im Alltag tatsächlich heller strahlt als der Vorgänger. Denn eins ist klar: Auf dem Papier tut es das nicht. Die normale Helligkeit liegt wie beim Vorgänger bei max. 600 cd/m². Mit dem als ‚Extreme Dynamic Range‘ betitelten Marketing-Gewäsch stellt das iPad Pro nämlich nur bei gewissen HDR-Inhalten eine erhöhte Helligkeit von 1.000 cd/m² mit einem eingeschränkten Anstieg auf 1.600 cd/m² zur Verfügung. Und genau das kann ich in meinem Test auch bestätigen: Während HDR-Videos erheblich knackiger, farbenfroher und heller erscheinen, stelle ich im Alltag keine merklichen Unterschiede fest – schade und aus meiner Sicht verschenktes Potential. 

Dafür muss man auf die bereits etablierten Features wie die 120-Hz-Bildwiederholrate und die knackige Auflösung von 2.732 x 2.048 Pixeln, was einer Pixeldichte von 264 ppi entspricht, nicht verzichten. Auch die von vielen wertgeschätzte P3-Farbraum-Unterstützung des IPS-Panels ist weiterhin an Bord. Das Seitenverhältnis liegt weiterhin bei 4:3.

Im Marketing spart Apple nicht mit Superlativen und grandiosen Show-Cases, im Alltag merkt man vom Liquid Retina XDR Display eher wenig.

Im Marketing spart Apple nicht mit Superlativen und grandiosen Show-Cases, im Alltag merkt man vom Liquid Retina XDR Display eher wenig. (Bild: Apple)

Doch bald der Computer von Morgen?

Schon in der vorangegangenen Gerüchteküche heiß spekuliert wurde ein Thunderbolt-Anschluss, der Einzug in das iPad Pro finden sollte. Und die Leaks sollten recht behalten: Im Modell 2021 hat Apple den USB-C-Port auf Thunderbolt 3 respektive USB 4 mit Geschwindigkeiten bis zu 40 Gbit/s angehoben. Für mich ist das ein entscheidendes Features, um dem Anspruch eines Computers zunehmend gerecht zu werden. 

Und auch sonst lässt das iPad Pro die MacBook-Reihe – zumindest hinsichtlich einiger Hardware-Features – allmählich alt aussehen: Während in den Apple-Notebooks immer noch keine Mobilfunk-Chips stecken, funkt das neue iPad bereits mit 5G durch die Gegend. Ach ja, und dann gäbe es da noch die FaceTime-Kamera. Sie ist nicht nur höher aufgelöst als bei den portablen Macs und hat ein FaceID-Modul, sondern ist dank Softwareunterstützung gewissermaßen ‚smart‘: Der neue Tracking-Modus namens Center Stage verfolgt euch während eines Video-Calls und sorgt für eure durchgehende Zentrierung – ziemlich cool und funktioniert bei mir hervorragend. 

iPadOS sorgt für Bauchkrämpfe

Wer vergangene Artikel oder Apfelplausch-Folgen von und mit mir kennt, kennt auch meine Antwort zur Frage ‚iPad vs. MacBook‘. Auch wenn es stets auf den Einsatzzweck ankommt, bin und bleibe ich ein Freund vollwertiger Computer. Wie schon erwähnt, muss sich die Hardware des iPad Pros nicht hinter den MacBooks verstecken. Das Ärgernis, der Flaschenhals oder der Wermutstropfen ist nämlich die Software, also iPadOS! 

Für mich ist das größte Problem hierbei die fehlende systemübergreifende Dateiverwaltung – selbst mit Thunderbolt-Anschluss. Als Apple die Files-App veröffentlichte, dachte ich, dass es nun vorwärtsgehen würde – Pustekuchen. Stand 2021 begrüßen uns immer noch ein katastrophales UI, eine umständliche Bedienung und eingeschränkte Verwaltungsmöglichkeiten… die Liste könnte ich stundenlang weiterführen. Hier muss Apple endlich liefern und eine vernünftige Datei-Organisation – im Sinne de Finders bei macOS oder des Explorers bei Windows – implementieren. 

Ähnlich elementar ist ein vernünftiges Multitasking, eines meiner Lieblingsfunktionen der macOS-Oberfläche in Kombination mit dem Magic Trackpad. Beim iPad muss die App stets geöffnet sein und ein instinktives sowie produktives Nutzen mehrerer Desktops fehlt für meine Begriffe. 

Diskussionsfrei ist iPadOS immer noch ein aufgebohrtes iPhone-Betriebssystem, mehr nicht. Das zeigt sich auch an der reellen Nutzung der überaus mächtigen Hardware: Stand jetzt gibt es nicht eine einzige professionelle iPad-App, die die vorhandenen Ressourcen des M1-Chips nutzen kann; gleich verhält es sich beim RAM, der beim iPad Pro 2021 je nach Konfiguration bei massiven 8 bzw. 16 GByte liegt. 

Zusammenfassend muss bei iPadOS noch so einiges passieren, ehe ich den Mac voller Zufriedenheit und Motivation durch ein iPad ersetze. Es ist also nur zu hoffen, dass die WWDC 2021 einiges in Petto hat. Wobei ihr euch immer merken solltet: Niemals Hardware mit Hoffnung auf eventuell erscheinende Software kaufen – schon gar nicht bei solch immensen Preisen!

Geldbeutel, nimm dich in Acht

Welch ein Übergang… Gerade noch ging es um den Preis und in diesem Absatz möchte ich genau darüber philosophieren. 

Zum aktuellen Zeitpunkt (Stand: Anfang Juni 2021) startet das 12,9“ iPad Pro 2021 bei knackigen 1.199 Euro und hat 128 GByte Massenspeicher sowie 8 GByte Arbeitsspeicher verbaut. Auch die 256- und 512-GByte-Version erhalten 8 GByte RAM, während die 1- und 2-TByte-Modelle mit 16 GByte daherkommen. Für letztere Ausstattung zahlt man bereits 2.409 Euro bzw. 2.579 Euro, soll 5G mit an Bord sein.

Eigentlich bin ich der Auffassung, dass zumindest die Einstiegspreise zu rechtfertigen sind; die Feature-Palette ist einfach gigantisch. Die Speicher-Upgrades sind aber wie so oft zu krass, von 1 zu 2 TByte legt man 440 Euro zusätzlich auf den Tisch – lächerlich. Noch dazu kommt die Tatsache, dass das iPad Pro ohne jegliches Produktiv-Zubehör kommt: Für den Apple Pencil werden direkt bei Apple nochmal 135 Euro fällig, für das Magic Keyboard die bereits von der letzten Generation bekannten 400 Euro. Da heißt es: Löhnen, löhnen, löhnen…

Klar kann man argumentieren, dass das iPad Pro für den Pro-fessionellen Einsatz gedacht ist und solchen Pro-Usern der Preis egal ist, aber das lasse ich einfach nicht gelten. Und nach wie vor bin ich der Auffassung, ein iPad Air mit 12,9″ würde das Line-up sinnvoll ergänzen. Es gibt genug Einsatzzwecke, bei denen man ein großes Display, aber nicht die Leistung benötigt. Immerhin kann man im Zweifel auf ältere Generationen zurückgreifen, die momentan erheblich im Preis fallen. Apropos ältere Generationen: Wer ein iPad Pro aus 2018 oder sogar 2020 sein Eigen nennt, soll bitte nicht auf die Idee kommen, auf das 2021er umzusteigen. Bereits die beiden letzten Modelle fegen die Konkurrenz mühelos vom Tisch. Das iPad Pro aus diesem Jahr ist eigentlich nur das Angeber-Update alla „Weil wir’s können“. Für Besitzer noch älterer iPads – hierzu gehöre ich mit meinem iPad Pro 2015 wohl auch – nehmen das Refresh wohl gerne entgegen. Wobei man auch in diesem Fall gut und gerne zu den Pro-Geräten aus 2018 und 2020 oder sogar zum iPad Air 2020 greifen kann.

ANZEIGE: Wir danken an dieser Stelle nochmals den Kollegen von Paperlike. Wenn ihr viel zeichnet oder schreibt, können wir euch die Folien wärmstens ans Herz legen:

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Valentin Heisler
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4 Kommentare zu dem Artikel "iPad Pro 12,9 (2021) im Test: Platzhirsch mit Krönchen | REVIEW"

  1. 12punkt1cicero 3. Juni 2021 um 14:31 Uhr ·
    Hat man mit den paperlike Verlust an Auflösung ? Farben o.ä.
    iLike 0
    • Valentin Heisler 3. Juni 2021 um 15:15 Uhr ·
      Aufgrund der strukturierten Oberfläche der Folie muss man mit kleinen Einschränkungen des Displays rechnen. Im Alltag fällt das kaum auf, wenn man viel mit Grafikbearbeitung zu tun hat oder jedes Quäntchen der Helligkeit benötigt, kann es aber wieder ganz anders aussehen. Es ist ganz klar eine Frage des Einsatzzwecks.
      iLike 3
  2. peter 3. Juni 2021 um 18:51 Uhr ·
    auf die wwdc und das neue ipados warten. dann sind 16gb ram und die cpu ideal wenn vielleicht ein virtualisiertes macos startet… und schon das 2020er modell veraltet.
    iLike 0
    • Valentin Heisler 14. Juni 2021 um 10:30 Uhr ·
      Wie im Review schon geschrieben, ist es nicht wirklich klug, zuerst die Hardware zu kaufen, um dann auf die Software zu warten. Leider hat sich das auch für das 11. Jahr des iPads bestätigt…
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